School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
Auch wenn Jason mir versichert hatte, dass in dieser Burg keinerlei Gefahren lauerten, so war mir doch etwas unbehaglich zumute, als ich nur mit Mona durch die einsamen Gänge streifte.
Auf dem Rückweg kam David uns entgegen. Er hatte die Stirn sorgenvoll in Falten gelegt, doch als er uns erblickte, glätteten sich seine Züge.
»Da seid ihr ja«, rief er sichtlich erleichtert.
»Hattest du Angst, wir verschwinden heimlich?«, erkundigte sich Mona kichernd.
»Ich habe mir Sorgen gemacht«, gab er zu. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich mich um. Wo war denn Naomi? Sie ließ ihn doch sonst nicht aus den Augen und hing wie eine Klette an David.
»Ganz alleine?«, fragte ich spöttisch.
Er ignorierte meine Stichelei.
»Die anderen warten schon auf euch«, sagte er stattdessen.
»Und da haben sie ausgerechnet dich geschickt, um uns zu suchen?«
»Hast du ein Problem damit?«, wollte er wissen und klang jetzt leicht ärgerlich.
Ich schnaubte laut, antwortete aber nicht. Als seine hellgrünen Augen mich aufmerksam musterten, wandte ich den Blick ab.
»Möchtet ihr hier weiter streiten, oder machen wir uns auf den Weg?«, erkundigte sich Mona und sah abwechselnd von mir zu ihm. Ich packte sie am Ärmel ihres Shirts und zog sie mit mir, vorbei an David, der uns mit etwas Abstand folgte.
»Was ist denn los mit euch beiden?«, flüsterte Mona mir zu, während wir den Gang entlangeilten.
»Da ist gar nichts«, blaffte ich sie an.
»Red keinen Scheiß. Sogar ein Blinder würde sehen, dass es zwischen euch knistert.«
»Blödsinn.«
»Wenn du meinst«, sagte sie seufzend.
Zum Glück kamen wir genau in diesem Moment im Wohnzimmer an, und ich musste meiner Freundin nicht mehr antworten.
»Da seid ihr ja endlich«, rief Sean und musterte Mona von oben bis unten, als befürchte er, sie könnte sich verletzt haben.
»Hat jeder das besorgt, was ich ihm aufgetragen habe?«, erkundigte sich Chris streng.
»In dem Kerl steckt ein kleiner Diktator«, flüsterte Mona mir zu.
»Mona, Lucy, habt ihr die Taschenlampen, Kerzen und Batterien?«, fragte Chris mit finsterem Gesichtsausdruck.
»Jawoll, Sir! Haben alles gefunden, Sir«, rief Mona und salutierte. Chris schüttelte seufzend den Kopf, so wie man es bei Kleinkindern tut, die etwas angestellt haben, denen man aber nicht böse sein kann.
»Dann sollten wir uns auf den Weg machen«, entschied er.
»Moment noch«, rief David und kam langsam auf mich zu. Ich versteifte mich. Was hatte er jetzt schon wieder für ein Problem?
Als er direkt vor mir stehen blieb, hielt ich den Atem an. David sah mir einige Sekunden lang in die Augen. Unter seinem eindringlichen Blick war mir plötzlich recht seltsam zumute. Als er mich unvermittelt in den Arm nahm und an sich drückte, war ich wie versteinert. Was sollte das denn?
»Alles Gute zum Geburtstag«, raunte er mir ins Ohr und berührte dabei mit seinen Lippen flüchtig meinen Hals.
Ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken, und an meinem ganzen Körper bildete sich eine feine Gänsehaut. Als er mich wieder aus seiner Umarmung freigab, war ich immer noch völlig verdattert und brachte lediglich ein lahmes »Danke« über die Lippen.
Ich warf einen verstohlenen Blick auf meine Armbanduhr und stellte zu meinem Erstaunen fest, dass es bereits kurz nach Mitternacht war. In der realen Welt jedenfalls. Hier schien die Sonne, und es war helllichter Tag. Ein seltsames Gefühl.
Sofort fiel mir Mrs Jackson, unsere Rektorin, wieder ein. Eigentlich sollte ich jetzt bei ihr sein. Ob sie sich Sorgen machte und mich suchte?
Ich seufzte und verdrängte den Gedanken an meine verpasste Verabredung, schließlich konnte ich es nicht ändern. Stattdessen konzentrierte ich mich wieder auf David.
Dass ausgerechnet er es gewesen war, der an meinen Geburtstag gedacht hatte, erstaunte mich sehr. Und ich freute mich darüber wie ein kleines Kind, denn das war der Beweis, dass ich ihm nicht gleichgültig war.
Mona kam sofort auf mich zugestürmt und fiel mir juchzend um den Hals.
»Alles Liebe zum Geburtstag und willkommen bei den Volljährigen! Dein Geschenk liegt in unserem Zimmer. Du bekommst es, sobald wir wieder zurücksind.«
»Falls uns das jemals gelingen wird«, brummte ich in meinen nicht vorhandenen Bart. Dann kamen auch meine anderen Mitschüler und sprachen mir nacheinander ihre Glückwünsche aus.
Tim umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf den Mund, Sarah segnete mich mit Gesundheit, und Chris klopfte mir flüchtig
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