School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
Niemandem ist etwas zugestoßen.«
»Wir teilen uns nicht noch einmal in Gruppen auf«, beschloss Chris. Sein harscher Ton ließ keinerlei Zweifel daran, dass er darüber nicht diskutieren würde.
»Macht doch, was ihr wollt«, brummte Wilson.
»Ich schlage vor, wir gehen nach Osten«, sagte
Chris. Ich folgte seinem Finger mit den Augen und fragte mich, ob dort wirklich Osten lag.
Alle schnallten sich wortlos ihren Rucksack auf den Rücken, und als Chris das Zeichen gab, marschierten wir los.
»Ich hoffe, wir verlassen diesen Raum bald wieder. Ich friere mir hier sämtliche Körperteile ab, und meine Füße spüre ich auch nicht mehr«, beklagte sich Mona schlotternd.
Mir ging es ähnlich. Meine Zehen fühlten sich an, als wären sie bereits abgestorben, und meine Finger waren mittlerweile steif gefroren. Wenn ich die eiskalte Luft etwas zu tief einatmete, kam es mir vor, als ob meine Lungen jeden Moment explodieren würden.
Das Schlimmste aber war meine tiefgekühlte Jeans, die bei jedem Schritt gegen meine nackten Oberschenkel schlug.
»Ist dir kalt?«, erkundigte sich David, der die ganze Zeit hinter uns gegangen war und nun zu mir aufgeschlossen hatte.
»Kalt ist leicht untertrieben«, gab ich zurück und unterstrich meine Aussage mit lautem Zähneklappern. Ich warf einen Blick über die Schulter, um nach Naomi Ausschau zu halten.
Ihr gefiel es bestimmt nicht, dass ihr Liebster sich mit mir unterhielt. Zu meiner Verwunderung konnte ich sie nirgendwo entdecken. Als ob David meine Gedanken gelesen hätte, beugte er sich zu mir und klärte mich auf.
»Sie sieht sich nur ein wenig um. Genau wie Jason.« Jetzt, wo er es sagte, fiel mir auf, dass Jason ebenfalls fehlte.
»Ganz schön leichtsinnig, sich von der Gruppe zu entfernen«, stellte ich fest.
David lächelte.
»Naomi ist ein Vampir. Das heißt, sie ist unglaublich schnell und übermenschlich stark. Ihr wird nichts passieren. Und Jason kann sich innerhalb von Sekunden wieder zu uns teleportieren, falls ihm Gefahr droht. Hier!« Er hatte seine Jacke ausgezogen und reichte sie mir.
Ich sah ihn mit großen Augen an. Darunter trug er nur sein dunkelgraues Shirt. Ohne seine Jacke würde er sich binnen kürzester Zeit den Tod holen.
»Auf gar keinen Fall!«, rief ich, griff das Kleidungsstück und legte es ihm schnell wieder über die Schultern. »Das ist lieb gemeint, aber ich komme schon klar. Womit ich allerdings nicht klarkäme, wäre, wenn du meinetwegen erfrierst. Also bitte tu mir den Gefallen, und zieh die Jacke wieder an. Sofort!«, befahl ich streng.
Grinsend tat er, was ich von ihm verlangte. Er zog den Reißverschluss ganz hoch und klappte den Kragen nach oben.
»Du würdest mich also vermissen, wenn ich erfrieren würde«, stellte er mit einem schelmischen Lächeln fest.
Ich verdrehte die Augen und durchwühlte mein Hirn nach einer schlagfertigen Antwort, als plötzlich rechts von uns im Wald ein tiefes Knurren erklang. Es war so laut, dass alle es gehört hatten. Wie auf Kommando blieb die ganze Gruppe stehen.
»Was war das?«, fragte Sarah ängstlich.
»Keine Ahnung«, antwortete Chris leise. »Aber vermutlich nichts Gutes. Sucht sofort hinter einem der Bäume Schutz!«Wir wuselten planlos umher, und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis jeder von uns hinter einem Baum verschwunden war.
Ich hatte mir einen ganz besonders dicken ausgesucht. Doch ich war dort nicht allein in Deckung gegangen. David kauerte neben mir am Boden.
»Hier gibt es wirklich genügend Bäume. Hast du keinen Eigenen gefunden?«, flüsterte ich und versuchte mich so klein wie möglich zu machen. Unbewusst hielt ich die Luft an und zog den Bauch ein, in der Hoffnung, so noch schmaler zu werden.
»Ich wollte dich nicht alleine lassen«, gestand er. Für einen Moment war ich gerührt und sprachlos zugleich. Ich fühlte mich ein bisschen wie eine hilflose Jungfrau aus dem Mittelalter. Wobei ich längst keine Jungfrau mehr war.
Ich blickte zu David, der angestrengt auf das Waldstück sah, von dem aus das grausige Knurren zu uns drang. Mittlerweile war es lauter geworden, was wahrscheinlich bedeutete, dass der Verursacher sich uns näherte.
»Was könnte das sein?«, erkundigte ich mich flüsternd.
Jetzt drehte David den Kopf und sah mich an.
»Schwer zu sagen, aber ich tippe stark auf einen Werwolf.« Als er meine weit aufgerissenen Augen sah, fügte er hinzu: »Du musst keine Angst haben. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.«
Ein leiser Pfiff
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