School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
erklang. Gleichzeitig sahen wir zu einem Baum, der nur ein paar Meter von unserem entfernt war. Chris wedelte hektisch mit den Armen.
»Du bleibst hier«, wies David mich an. Bevor ich widersprechen konnte, war er aufgesprungen und rannte hinüber.
Auch Tim, Sean und die Zwillinge waren zu ihm geeilt und lauschten Christians Anweisungen. Es sah aus, als würden sie ihr weiteres Vorgehen planen.
Ich sah mich suchend nach Mona um und entdeckte sie nicht weit von mir. Als ich Sarah erkannte, die sich an ihrem Arm festklammerte und mit weit aufgerissenen Augen in den Wald sah, beruhigte ich mich ein wenig. Wenigstens war meine Freundin nicht allein, auch wenn Sarah momentan keine große Hilfe war. Es sei denn, man war verletzt. Zum Glück hatten wir ihre Fähigkeit als Heilerin noch nicht in Anspruch nehmen müssen, und ich betete, dass dies auch nicht notwendig sein würde.
Erneut huschte mein Blick zu den Jungs, die in diesem Augenblick entschlossen nickten und sich wieder auf ihre ursprünglichen Plätze begaben.
»Alles in Ordnung? Was habt ihr besprochen?«, erkundigte ich mich neugierig, als David neben mir in die Hocke ging.
»Wir haben unseren Angriff für den Fall koordiniert, dass uns von diesem Wesen Gefahr droht«, antwortete er. »Und jetzt sei still.«
Den Bruchteil einer Sekunde später erklang ein ohrenbetäubendes Brüllen. So laut, dass ich glaubte, es würde in meinen Knochen vibrieren.
Vorsichtig lugte ich seitlich am Baumstamm vorbei, als ich plötzlich das Ding sah, das mit gefletschten Zähnen und leuchtend roten Augen direkt auf mich zugestürmt kam.
Das Blut gefror mir in den Adern, und ich war nicht fähig, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
Das Wesen war meiner Schätzung nach weit über zwei Meter groß. Wenn es sich auf allen Vieren fortbewegte, so wie jetzt, war es nicht ganz so riesig, doch sobald es aufrecht ging, was es zwischendurch immer wieder tat, war es gigantisch.
Sein kompletter Körper war mit Fell bedeckt, genau wie der Kopf. Nur im Gesicht erkannte ich einige Stellen mit kahler Haut, was seinem Aussehen etwas Menschliches gab.
Dieses Wesen war eine Art Mischung aus all den Werwölfen, die ich jemals in Filmen oder Serien gesehen hatte. Doch das Furchterregendste waren die leuchtend roten Augen und das entsetzliche Gebiss mit den langen Fangzähnen, von denen Speichel in zähen Fäden heruntertropfte. Ich fürchtete mich wie noch nie zuvor in meinem Leben, trotzdem konnte ich den Blick nicht abwenden, so fasziniert war ich.
Diese Neugierde war schon immer mein Problem gewesen. Bereits als kleines Mädchen überwog diese Eigenschaft und unterdrückte meine instinktive Angst vor gefährlichen Dingen oder Situationen. Während die anderen Kinder sich in Sicherheit brachten, wenn ein herrenloser Hund mit gefletschten Zähnen auf uns zukam, versuchte ich das Tier zu erforschen und wagte mich näher heran. Bis mir dieses leichtsinnige Verhalten im Alter von neun Jahren einen schmerzhaften Biss beschert hatte. Ab diesem Zeitpunkt war auch ich etwas vorsichtiger geworden.
Eine starke Hand packte mich an der Schulter und zog mich wieder hinter den Baum, so dass mein Blickkontakt mit dem Werwolf, oder was auch immer es war, unterbrochen wurde.
»Sieh ihm niemals in die Augen, sonst gerätst du in seinen Bann«, warnte mich David eindringlich.
Erstaunt hob ich eine Augenbraue. So etwas gab es tatsächlich?
»Okay«, murmelte ich leise, um ihm begreiflich zu machen, dass ich verstanden hatte.
»Wir werden gleich zuschlagen. Sobald es losgeht, nimmst du die Beine in die Hände und rennst los«, befahl er.
»Losrennen? Wohin denn?«, fragte ich verwirrt und sah mich um.
»Richtung Süden. Mona und Sarah wissen auch Bescheid. Wir stoßen dann zu euch, wenn das hier vorbei ist.«
Ich sollte nach Süden rennen? Schön und gut, aber wo war Süden? Wir waren nach Osten marschiert, wenn ich mich recht erinnerte, aber jetzt hatte ich völlig die Orientierung verloren.
Ich sah hinüber zu Mona und Sarah, die sich immer noch bei meiner Freundin festklammerte. Vielleicht konnte ich anhand ihrer Körperhaltung erkennen, welche Richtung sie einschlagen wollten. Doch die beiden rührten sich nicht von der Stelle. Ich räusperte mich leise.
»Wo ist denn Süden?«, erkundigte ich mich. Meine Güte, war das peinlich.
David sah mich erstaunt an.
»Hinter dir«, antwortete er knapp.
Ich nickte und nuschelte ein undeutliches »Danke«.
»Mach dich bereit, es geht gleich los«,
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