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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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ausführen konnte. Er hatte sich vor den Toren der Festung präsentiert, und als Lady Glenda ihn abwies, hatte er alles darangesetzt, die hausbackene ältliche Lady zu verführen. In letzter Zeit gab es jedoch Anzeichen dafür, dass der Earl seiner Geliebten überdrüssig schien.
    „Wir müssen uns etwas einfallen lassen“, sagte Lion grimmig und fügte hinzu: „Ich werde mir darüber Gedanken machen, während ich Rowena zu ihrem Ziel geleite.“
    „Eneas sagte, sie wollten nach Blantyre Castle.“
    Lion wandte sich um zu der Frau, deren Bildnis ihn bei Tag und bei Nacht verfolgt hatte während all der Jahre, die er in Frankreich weilte. Sie blickte auf den Verwundeten hinab, den seine Männer auf einer Bahre trugen. Harry hatte eine tiefe Wunde an der Seite erhalten, als er versucht hatte, sie zu verteidigen. Sein Opfer hatte Lion die Zeit gegeben, sie rechtzeitig zu erreichen. Es war unwahrscheinlich, dass Harry überleben würde, doch das hatte Rowena nicht entmutigt, von ihrem eigenen Gewand Streifen zu reißen, um ihm einen Verband anzulegen.
    „Warum wollen sie dahin?“ fragte Lion.
    „Angelegenheiten des Clans, sagte mir Eneas. Übel gelaunt, möchte ich hinzufügen, so als ob ich kein Recht hätte, mich um seine Angelegenheiten zu kümmern.“
    „Ein Mann, der eine Dame in Not verlässt, ist kein Mann.“ Er blickte erneut zurück und betrachtete die feinen Züge ihres Gesichtes. „Und Blantyre ist kein Ort für ein zartfühlendes Wesen wie Rowena.“ Die eitlen, oberflächlichen Weiber, die sich am Hofe des Earls herumtrieben, würden mit ihren losen Zungen über sie herziehen. Und die Männer ... Lion wurde von Zorn erfasst, wenn er an seine zarte Rowena dachte und daran, wie Georas MacPherson und seine Spießgesellen ihr nachstellten.
    Als ob sie seinen prüfenden Blick spürte, blickte Rowena auf.
    Ihre Blicke trafen sich und verharrten. Ihre Augen waren so dunkel wie der Rauch von Torf und ebenso geheimnisvoll, ihr blasses, von Schmutz bedecktes Gesicht hatte einen kalten und abweisenden Ausdruck. Wann hatte sie gelernt, ihre Gedanken zu verbergen? Lion dachte an das Mädchen, dessen Gedanken er vom ersten Augenblick an hatte lesen können.
    Während er in ihr verschlossenes Antlitz blickte, wusste er genau, was er wollte. Er musste sie zurückgewinnen. Doch würde sie ihm die Möglichkeit dazu geben? Nicht bereitwillig, das zeigten ihr abweisender Blick und die zusammengepressten Lippen. Das war der Ansporn, den sein wetteifernder Geist brauchte. Sie war ein vorsichtiges, verwundetes Wesen, als er sie das erste Mal traf. Er war zärtlich zu ihr und gewann sie. Er würde es wieder tun.
    Lion lächelte zufrieden. Sein Lächeln vertiefte sich, als sie sich auf richtete und Zornesröte ihre bleichen Wangen färbte. Es könnte ein aufregender Wettstreit werden.

3. KAPITEL
    Obgleich sie während des Rittes den Blick fast immer auf Harry gerichtet hatte, waren Rowenas Gedanken bei dem Mann, der sie durch den nebelverhangenen Wald führte.
    Sie hatte niemals erwartet, ihn wieder zu sehen. In den ersten Tagen nach ihrer Vermählung, als Schmerz und Bitterkeit sie plagten, hatte sie den Wunsch gehegt, Lion möge an einer tödlichen Krankheit dahinsiechen. Gewiss lag ein Fluch auf ihrem Leben, denn er war nicht nur gesund und munter und stattlicher als je zuvor, sie stand nun auch noch in seiner Schuld. Oh, wie sehr sie das erbitterte.
    „Seht doch, dass muss Blantyre Castle sein“, sagte Clem Gunn, der hinter ihr ritt. „Ist das nicht der eindrucksvollste Ort, den du je gesehen hast?“
    Rowena hob den Blick, und ihre Augen wurden groß. Blantyre erhob sich aus dem Nebel, schlanke Türme ragten hinter festen Mauern gen Himmel. Das Licht, das einladend aus den rechteckigen Türmen erstrahlte, versprach Wärme und Behaglichkeit. Wie ein treuer ergrauter Wächter schien das Gebäude Schutz zu bieten. Oder war es bloß das Bedürfnis nach einem Ort der Ruhe, den sie hier zu finden glaubte?
    Die Pforte war von Bewaffneten umlagert, Lion indes wurde sofort erkannt und die Zugbrücke herabgelassen. Sie ritten über den schmalen Damm in den großen äußeren Burghof. Zelte aller Arten bedeckten das grasbewachsene Feld. Zelte aus feinster Leinwand und graubraunen Bahnen aus Ölzeug. Es war wie eine eigene kleine Stadt, mit Stallungen, einem Schmied und einem Zelt, in dem ein findiger Händler Bier ausschenkte.
    „Wer sind diese Männer?“ wollte Clem wissen.
    „Vermutlich kamen sie, um dem Earl zu helfen,

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