Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
Vom Netzwerk:
Waffengänge viele Soldaten in diesen Zustand versetzt, selbst einige seiner Sutherlands. Doch Lion wusste, er hatte seinen nächtlichen Besucher verletzt. Ein frischer Schnitt am Arm sollte leichter zu entdecken sein.

10. KAPITEL
    Ich muss von Sinnen sein, dachte Rowena.
    Sie hatte die halbe Nacht schlaflos in ihrem Bett gelegen und gegrübelt, wie sie Lion aus dem Weg gehen sollte, und nun ritt sie im sanften Licht des Morgens Seite an Seite mit ihm über die Zugbrücke.
    Sie war wütend gewesen, als er sie vor einer Stunde wachrüttelte.
    „Ich sagte dir doch, du sollst dich nicht in mein Gemach schleichen“, hatte sie ihn zurechtgewiesen.
    Er hatte nur gelächelt, sich wie selbstverständlich am Bettrand niedergelassen und mit einer Locke ihres Haares gespielt. „Ich hatte keine andere Wahl. Nun, da Gunns vor deiner Tür Wache stehen, dachte ich, sie könnten mir den Eintritt verwehren. Sie scheinen mich nicht gerade zu mögen.“
    „Sie haben Befehl, dich nicht einzulassen. Du hast kein Recht, dich hier hereinzuschleichen, während ich schlafe.“
    „Ich musste es tun. Es ist ein herrlicher Tag, und die Männer und ich reiten in die Hügel, um für die morgigen Spiele mit den Speeren zu üben. Da sagte ich mir, mein Mädchen würde lieber über die Heide galoppieren, sich den Wind durchs Haar wehen und die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, als hier mit den Harpyien zu bleiben.“
    Zur Hölle mit ihm. Zur Hölle dafür, dass er sie so gut kannte. „Ich bin nicht dein Mädchen“, erwiderte Rowena unwirsch.
    „Doch, das bist du, Mädchen. Du musst es dir nur selbst eingestehen. Nun komm, du wirst dich doch mit deiner Starrköpfigkeit nicht um einen herrlichen Ausritt bringen wollen.“
    Abscheulicher Mann. „Ich werde mitkommen, doch nur, um ein wenig frische Luft zu atmen.“
    „Gewiss“, sagte er und drängte seinen Hengst näher. „Was sagst du dazu, wenn wir vorausreiten und die anderen hinter uns lassen?“ fragte er gefährlich vertraulich.
    „Meinen Männern würde das nicht gefallen“, sagte Rowena überlegen, denn Kier und Harry ritten mit den Sutherlands. Ob-wohl sie versucht hatte, Harry dazu zu bewegen, im Bett zu bleiben, bestand er darauf, denn seine Wunde heilte, und er wollte wieder üben. Noch ein starrsinniger Mann.
    „Ah, du machst es einem Mann verflixt schwer, Mädchen.“ „Ich beabsichtige, es unmöglich zu machen.“
    „Wirklich?“ Er hob den Kopf, und seine Augen strahlten Wärme aus und entfachten ein Feuer, das ihr Blut in Wallungen geraten ließ. „Ich habe noch nie ein Mädchen gesehen, das so sehr seine wahren Gefühle verleugnete.“
    „Das beweist, wie wenig du mich kennst.“ Rowena richtete ihren Blick zurück auf den Weg, doch ihr Herz klopfte wild. Sie war müde. Ihr Schlaf war unruhig und von Träumen geplagt gewesen, die sie aus dem Schlummer gerissen und ihr Verlangen nach dem genährt hatten, was sie nicht haben konnte: Lion.
    „Hast du dem Kätzchen einen Namen gegeben?“ fragte Lion wenig später.
    „Nein. Ich rufe sie einfach Katze, bis ich nach Hause komme und Paddy ihr einen Namen geben kann.“
    Der Schmerz, der seinen Ausdruck überschattete, durchzuckte quälend ihre Brust und machte es ihr schwer, zu atmen. In unausgesprochenem Einverständnis erwähnten beide selten Paddy. Dafür war sie aufrichtig dankbar. So war es für sie leichter erträglich, die Wahrheit vor Lion fern zu halten. Es tut mir Leid. Doch Bedauern änderte nicht die Tatsache, dass sie und Paddy unauflöslich mit den Gunns verbunden waren.
    „Wie alt ist er?“ wollte Lion wissen, als seine Traurigkeit wich. Rowena erschrak, und ihr Pferd scheute. Das Pferd wieder zu beruhigen gab ihr Zeit, die Gedanken zu sammeln. „Nicht ganz fünf“, sagte sie und machte ihn damit beinahe um ein Jahr jünger.
    „Meine Eltern schenkten mir einen Hund, als ich fünf war“, sagte Lion. „Rowena, es tut mir Leid, dass ich dich verl...“
    „Er wird die Katze mögen“, sagte sie rasch. Sie konnte sich seine Entschuldigung, dass er sie verlassen hatte, nicht anhören, nicht mit dem Geheimnis, das sie quälte.
    Glücklicherweise wurde der Weg schmaler, und sie waren gezwungen, einzeln zu reiten. Lion ritt voraus. Mächtige schwarze Felsen, die den Pfad begrenzten, trennten sie vom dichten grünen Wald dahinter. Vögel zwitscherten auf hohen Eichen und Kiefern. Im Gebüsch huschten kleine Tiere erschreckt vor den Eindringlingen davon.
    Rowena hielt ihr Gesicht in die sanfte Brise und

Weitere Kostenlose Bücher