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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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die nächste übergegangen. Auch die Sutherlands hatten ihre Traditionen und ihre Familie Erbstücke. Seines Vaters Schwert zum Beispiel.
    Es sollte eines Tages in seinen Besitz übergehen. Und er würde es an seinen Sohn weitergeben. Darin lag die Ursache für seinen Zwiespalt. Er war eifersüchtig, und das war nicht einfach. Eifersüchtig auf Padruigs Sohn. Der Junge hätte sein Sohn werden  sollen - seiner und Rowenas.
    Wenn es ihm gelänge, sie zu erringen, und sie hätten einen Sohn, einen Jungen, der den Sutherlandbesitz erbte, würde er ihren Erstgeborenen dann immer noch zurückweisen?
    Lion wollte glauben, dass er ein besserer Mann sei. Er dachte an seine Eltern und die Verwicklungen in deren Leben.
    Ehe sich Lions Mutter, Elspeth, mit Lucais Sutherland vermählte, war sie die Gemahlin von Raebert Munro gewesen, einem unehrenhaften Wüstling, der bei einem Brand ums Leben kam. Die Geliebte von Lucais wurde von Raebert missbraucht und gebar einen Bastard. Um das Kind vor Ächtung zu schützen, behauptete Lucais, Gillie wäre sein eigenes Kind. Bis heute wussten nur wenige, dass sie keine Sutherland war, sondern die Tochter des Mannes, den sie beide, Lucais und Elspeth, gehasst hatten. Doch sie erzogen das Mädchen mit Liebe und Zuneigung.
    Auch ich kann das, dachte Lion. Wenn Rowena ihm die Möglichkeit gab, den Burschen kennen zu lernen, dann würde er über diesen unseligen, unritterlichen Zustand, dass er den Knaben nicht mochte, hinwegkommen. Könnte er das wirklich?
    Weigerte sich Rowena deshalb, eine Lösung zu finden? Spürte sie, dass er eifersüchtig auf ihren Sohn war?
    Natürlich tat sie das. Erstarrte er nicht jedes Mal, wenn der Name des Jungen genannt wurde?
    Lion biss die Zähne zusammen. Er musste diese dummen, unbegründeten Gefühle meistern. Er liebte Rowena. Er würde auch ihren Sohn lieben. Zusammen wären sie eine Familie und hätten ein gemeinsames Leben.
    Ein kratzendes Geräusch ließ ihn sofort völlig erwachen.
    War es Bryce, der zu Bett ging?
    Nein, das Rascheln kam vom Fenster - das schwache Scheuern eines Seiles am Stein. Irgendwer kletterte vor seinem Gemach herum.
    Lion ergriff den Dolch, der unter seinem Kissen lag, und stahl sich aus dem Bett, gerade, als schmutzige Hände nach dem Fenstersims griffen. Ein dunkler Kopf tauchte auf. Die Augen waren weiße Schlitze, ein Stück Silber schimmerte da, wo der Mund sein sollte. Lion brauchte einige Momente, um zu erkennen, dass der Mann maskiert war und ein Messer zwischen den Zähnen hatte.
    Also kein freundschaftlicher Besuch.
    Lion maß die Entfernung zu seinem Schwert, das auf dem Boden neben dem Bett lag. Zu weit. Er würde es niemals erreichen, bevor der Mann über den Süll war und ihn angriff. Lion wollte warten, bis der Mann hereingeklettert war, und ihn dann gefangen nehmen, um so zu erfahren, wer ihn sandte. Doch wenn er nicht allein war, konnte sein Spießgeselle sich hereinschleichen und Lion überwältigen.
    Es bedurfte bloß weniger Augenblicke, um seine Gedanken in die Tat umzusetzen. Aus dem Schatten springend, führte Lion einen Stoß gegen die Hände des Mannes, gerade als dieser seine Füße über die Fensterbank schwang.
    „Verdammte Hölle!“ schrie der Mann, das Messer fiel zu Boden. Er beugte sich zurück, um Lions Streich auszuweichen, verlor den Halt und stürzte. Sein heiserer Schrei wurde von einem Schlag unterbrochen.
    Als Lion nach unten blickte, sah er, wie ein zweiter Mann vom Seil sprang, den gestürzten Gefährten unter seine Arme nahm und ihn mit sich fortzog.
    Lion hetzte zur Tür, dabei warf er sich in aller Hast die Tunika über. Als er auf den Gang stürzte, fiel er beinahe über Red Will, der auf der Schwelle schlief.
    „Wohin geht Ihr?“ rief Will und zog seinen Dolch.
    „Nach draußen. Zwei Männer versuchten, zum Fenster hereinzuklettern“, rief Lion ihm über die Schulter zu, als er die Treppe hinabeilte.
    Als sie den Burghof erreichten, waren die Männer verschwunden. Der einzige Hinweis für deren Gegenwart waren ein Fetzen von einem Gunn-Tartan, der am Süll hängen geblieben war, und der Dolch.
    Zumindest weiß ich, wer hinter mir her war, dachte Lion, als er in sein Gemach zurückkehrte.
    Es waren höchstwahrscheinlich dieselben Schurken, die ihn und Rowena auf der Treppe angegriffen hatten. Seine Männer waren durch die Burg und das Lager gezogen und hatten sich nach jedem umgesehen, der Beulen hatte oder hinkte. Unglücklicherweise hatten das Meleespiel und die harten

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