Schottische Ballade
und dein Erbe auf geben, um mit uns auf Hillbrae zu leben?“ fragte sie scharf.
„Das weiß ich nicht.“ Er gab sie frei und fuhr sich mit beiden Händen durch das zerzauste Haar. „Verdammt, Rowena, ich ... “
Jemand pochte an die Tür.
„Lion! Lion, ich bin es, Bryce!“
„Ja. Ich komme.“ Lion sprang vom Bett. „Es muss Ärger geben“, sagte er zu Rowena, als er zur Tür ging und sich den Tartan um die Hüften schlang.
Rowena hatte kaum ihre Robe angelegt, als er die Tür öffnete. Draußen stand eine Schar besorgt dreinblickender Männer -Sutherlands und ihre eigenen Wachen.
Kiers Miene verfinsterte sich. Sie konnte beinahe die Missbilligung in seinen Augen lesen, als sein Blick von ihrem ungeordneten Haar über ihre zusammengeraffte Robe und die zerwühlten Laken wanderte. Der Blick, den er Lion zuwarf, war tödlich.
Teufel, eine neuerliche Auseinandersetzung.
Lion fluchte ausgiebig und schloss die Tür vor der entrückten Versammlung. „Zur Hölle“, sagte er, als er durch das Gemach stapfte. „Die ganze Welt ist verrückt geworden. Nein, er ist verrückt geworden.“
„Wer?“
„Alexander.“ Lion bückte sich, um in der Kleidertruhe zu wühlen. „Er möchte, dass wir ihm den Treueeid schwören - als Vizekönig.“
„Das ist sein Titel“, sagte Rowena.
„Durch des Königs Erklärung. Doch wenn wir gezwungen sind, Alexander den Eid zu leisten, erkennen wir seine Autorität über uns an. Bis jetzt konnte ich ihn davon überzeugen, dass wir nicht stark genug sind, um die Anführer dazu aufzufordern. Ich hoffte, dass ich genügend Beweise haben würde, um seine Pläne zu durchkreuzen, ehe er ihn verlangte. Georas hat dabei seine Hände im Spiel.“ Lion zog ein frisches Bliaut über. „Das ist aber noch nicht alles. Wir sollen unsere Clansmänner zusammenrufen, um zu kämpfen.“ Er wirbelte zu ihr herum. „Bryce sagt, Eneas will die Gunns um sich scharen.“
Rowena rang nach Luft.
„Glaubst du, dass sie kommen werden?“
„Einige wohl“, sagte sie, obgleich ihre Kehle wie zugeschnürt war. „Doch nicht Finlay. Er wird sich widersetzen.“ Sie ging zu Lion. Sie brauchte seine Kraft, seinen Rat. „Was wird geschehen? Wird Alexander Hillbrae angreifen?“
„Ich weiß es nicht. Er ist verzweifelt“, erwiderte Lion und nahm sie in die Arme.
„Was wird aus Paddy ... und Jennie und Finlay und ... und Father Cerdic? Oh, ich muss zu ihnen.“
Er schloss sie fester in seine Arme. „Das ist zu gefährlich. Alexander beobachtet uns. Ich werde Wes und die anderen Burschen schicken, denn niemand weiß etwas von ihnen. Sie werden deine Sippe in Sicherheit bringen.“
14. KAPITEL
„Zur Hölle, was sollen wir tun?“ rief Robbie MacNab.
„Nicht so laut“, erwiderte Lion. Sie standen am Rand eines grasbewachsenen Feldes an der Außenseite der Burgmauer. Scheinbar sahen sie den MacNabs und Sutherlands bei den Schwertkämpfen zu. Lion hatte gehofft, des Earls Gedanken mit harmlosen Spielen abzulenken, doch man hatte dies abgewiesen. Statt dessen waren die Männer dazu übergegangen, sich im Kampfe zu üben. Die Luft war von ihren wilden Schreien und dem Aufeinanderprallen der Waffen erfüllt, als sie sich für die Schlacht vorbereiteten.
Robbie lehnte sich gegen einen Strohballen und beugte sich näher. „Mein Vater wird denken, dass ich zum Verräter wurde, wenn er die Nachricht erhält, zu der der Wolf mich gezwungen hat. Da der Priester der Burg das Schreiben abfasste, gab es keine Möglichkeit, unseren Plan zu erklären.“
Lion nickte grimmig. Auch er hatte eine Botschaft an seinen Vater gesandt und ihm über die letzten Entwicklungen berichtet sowie vom Fehlschlag, an die Pergamente zu gelangen. „Noch ist nicht alles verloren. Es wird einige Wochen dauern, bis die Männer dem Aufruf des Earls folgen. Und noch länger, um sie zu drillen und einen Zug gegen sein erstes Opfer zu planen.“
„Ja.“ Robbie zog den Dolch aus seinem Gürtel und gab vor, ihn Lion zu zeigen. „Wer wird das sein?“
„Die Rosses, vielleicht.“ Lion spielte mit dem Messer und ließ das Sonnenlicht in dessen juwelenbesetztem Griff funkeln. „Ich habe einen Mann zu deinem Vater geschickt, um ihm über unser Vorhaben zu berichten, und bat ihn, sich Zeit zu verschaffen, indem er den Aufruf weder ablehnt noch annimmt. Ein anderer ist zu Fergus Ross geritten, damit dieser zu Hause bleibt.“
„Und was wird aus uns? Warten wir einfach und tun nichts, während der Wolf stärker und stärker
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