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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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Zertifikate zu prüfen. Vielleicht gehört der Engel dazu.«
    »Tatsächlich? Das wäre ja unglaublich, wenn wir auf diese Weise den Engel zu sehen bekämen. Sie müssen zusagen, unbedingt zusagen, und dann holen wir den Engel erst einmal hierher, denn nur hier stehen die Geräte, mit denen altes Holz geprüft werden kann. Miss Mary, dass wäre doch vielleicht eine Möglichkeit ...«
    Mary lächelte, er hatte Mary zu ihr gesagt, wenn das nicht absolutes Vertrauen bedeutete ...
    Der Professor kam um den Schreibtisch herum und setzte sich in einen der Sessel seiner Besucherecke. Vorher aber drückte er auf die Sprechanlage: »Miss Abberton, ich brauche Sie.« Dann bat er Mary: »Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir. Und dann erzählen Sie mir alles, was mit Christian Södergren zusammenhängt. Er kommt ja manchmal ins Museum, aber dann ist er der souveräne Geschäftsmann, dem keiner das Wasser reichen kann.« Und als Miss Abberton das Büro betrat, bat er: »Bringen Sie uns Kaffee und einen Imbiss, es ist Frühstückszeit, und wir haben noch einen langen Vormittag vor uns.«
    Mary erzählte ihm von dem Abend, als Södergren plötzlich vor ihrer Tür stand, von seiner Einladung und dem Anruf am vergangenen Abend. Sie berichtete ihm auch von ihrem Unfall und dem Arzt, der dann wiederum bei Södergren den Engel gesehen hatte, und sie beichtete ihm, dass der berühmte David McClay eigens für das Museum nach Dumfries gefahren war, um für sie den Engel zu ersteigern. Als Letztes gab sie den Umschlag mit dem Geld ab und ließ sich die Rückgabe bescheinigen.
    Als sie gegen Mittag die Direktionsetage verließ und mit dem Lift in den Keller fuhr – der Professor hatte sie auf den Korridor begleitet und eigenhändig den Lift für sie geholt –, hatte sich ihr Erfolg beim Chef bereits im Haus herumgesprochen. Die jüngeren Mitarbeiter lächelten ihr zu, die älteren wirkten eher verärgert, denn keiner von ihnen hatte schon einmal mit dem Chef frühstücken dürfen.
    Mary ging in ihr Labor, schaltete die Geräte ein, zog die weißen Stoffhandschuhe an und begann mit der liegen gebliebenen Arbeit. Ein Tisch aus dem Holyrood Palace sollte auf sein Alter hin untersucht werden. Mary wollte als Erstes mit Infrarot und ultraviolettem Licht die Abnutzungserscheinungen untersuchen. Das würde mehrere Tage dauern, denn bei dem Tisch mussten zunächst die Baumtypen der verwendeten Hölzer mit ihren unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen festgestellt werden, bevor sie sich auf Veränderungen durch Umwelteinflüsse oder den Standort des Tischs konzentrieren konnte. War der Raum, in dem er aufbewahrt wurde, feucht oder trocken, war er Witterungen ausgesetzt oder selten benutzt worden? All diese Fragen galt es zu beantworten, bevor sie die Verarbeitungstechniken, den Leim und den Lack, die oft auf das Alter schließen ließen, kontrollierte. Und ganz zum Schluss erst würde sie eine Holzprobe entnehmen, die dann, zu Holzmehl zerkleinert und zu einer Tablette gepresst, im Spektrometer untersucht würde. Das war die abschließende und gründlichste Untersuchung.
    Mary freute sich auf ihre Arbeit. Oft fühlte sie sich wie ein Detektiv, der einem großen Geheimnis auf der Spur ist. ›Wie gut, dass ich während des Studiums das halbe Jahr in Mailand gewesen bin und das Museo d'Arte e Scienza besucht habe, das weltweit berühmteste Haus zur Echtheitsbestimmung antiker Möbel durch wissenschaftliche Methoden‹, dachte sie. ›Alle Freunde, sogar Thomas waren der Meinung, das sei unnütz ausgegebenes Geld und weggeworfene Zeit gewesen. Aber genau hier bin ich dem Geheimnis des Holzes auf die Schliche gekommen. Die Vorführungen von wissenschaftlichen und praktischen Methoden zur Fälschungserkennung haben mir die Augen geöffnet.‹
    Glücklich und zufrieden sah sie sich in dem Labor um, das sie mit zwei Kolleginnen teilte, die jetzt anscheinend in der Kantine ihren Lunch einnahmen. Dann begann sie mit ihrer Arbeit, denn der Tisch, der eine Leihgabe war, sollte so schnell wie möglich wieder nach oben in die Ausstellungssäle gebracht werden.

XIII
    David McClay genoss seinen ersten und einzigen Urlaubstag, denn die Differenzen beim Team am Set hörten nicht auf, und er hatte endgültig zugesagt, am nächsten Morgen nach Galashiels zu kommen, um persönlich für Ruhe zu sorgen. Und wenn er erst einmal in Galashiels war, dann holten ihn die Schwierigkeiten, die Pflicht und das Kopfzerbrechen garantiert ein. Dann musste er weiterfahren nach

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