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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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wertvoll.«
    Skeptisch sah die Frau ihr Gegenüber an. Sie traute diesem Schwärmer nicht. Wenn er romantisch wurde, steckte mehr dahinter als der Erwerb eines Sammlerstücks. Sie hatte erlebt, wie der kühle, um nicht zu sagen kalte Geschäftsmann ins Schwärmen geraten war, als er seine Frau Vivien kennengelernt hatte.
    Sie starrte in das Kaminfeuer und spürte, wie sich innerlich Kälte und Widerwillen in ihr ausbreiteten. ›Nein, nicht noch einmal‹, dachte sie. ›Er gehört mir, ich dulde keine andere Frau an seiner Seite. Blut ist dicker als der Schweiß einer erotischen Vereinigung. Er muss das begreifen, selbst wenn dabei wieder Jahre der Trauer überstanden werden müssen.‹
    Sie seufzte und sah ihn nachdenklich an. »Also aus Fleisch und Blut.«
    »Ja und nein. Du wirst entzückt sein, Greta. Der eine befindet sich hier im Haus. Es ist mir gelungen, den wunderbaren, einmaligen Titurenius-Engel zu erwerben, den ich schon so lange suche.«
    »Und der andere?«
    »Um den zu erwerben, brauche ich dich. Du hilfst mir doch, nicht wahr?«
    »Warum gerade ich?«
    »Weil ich mich auf dich verlassen kann, du hast mich noch nie im Stich gelassen.«
    »Christian, wenn es sich um eine Frau handelt, und das nehme ich an, dann solltest du dich selbst darum kümmern. Du bist ein gut aussehender, attraktiver Mann, du strahlst ein umwerfendes Charisma aus, du kannst einer Frau den Himmel auf Erden bieten und unter Tausenden wählen – du brauchst mich nicht.«
    »Halt, hör auf.« Lachend füllte Christian die Gläser neu. »Du machst mich verlegen, du nimmst mich auf den Arm, du willst dich vor einer Aufgabe drücken, die nur du bewältigen kannst.«
    »So ein Unsinn. Wenn es um eine Frau, um eine Frau für dich geht, dann weigere ich mich, dir zu helfen. Eine Frau zu gewinnen, ist eine Herzenssache und nicht die Aufgabe einer dritten Person.«
    »Sie ist fast noch ein Kind, Greta.«
    »Du bist verrückt.« Sprachlos sah Greta ihren Bruder an. »Bist du jetzt pervers geworden?«
    »Sie könnte meine Tochter sein.«
    »Umso schlimmer.«
    »Sie hat keine Ahnung, wie es um mich steht.«
    »Wie lange kennst du sie schon?«
    »Zwei Wochen.«
    »Und? Wie oft seid ihr ausgegangen, worüber redet ihr, hast du ihr schon den Hof gemacht? Hast du ihr deine Gefühle gezeigt, ihr Geschenke verehrt?«
    »Nein. Nichts von allem.«
    »Was soll das heißen?« Sie schüttelte verständnislos den Kopf. »Ich kenne mich zwar in dieser Beziehung nicht allzu gut mit Männern aus, aber dass solche Dinge zum Kennenlernen gehören, das weiß sogar ich.«
    »Ich habe sie einmal gesehen und einmal mit ihr telefoniert. Ich kenne sie nicht und sie kennt mich nicht.«
    »Und dann ist sie die Frau deines Herzens? Christian, ich zweifle an deinem Verstand.«
    »Ich zweifle selbst, Schwesterchen. Aber was soll ich tun?«
    »Erzähle mir mehr. Wer ist sie?«
    »Sie ist eine Koryphäe auf dem antiken Kunstmarkt.«
    »Daher weht der Wind.«
    »Was meinst du damit?«
    »Mit dir ist die Sammelleidenschaft durchgegangen, und nun brauchst du Unterstützung. Was hat denn das mit deinem Herzen zu tun?«
    Greta war erleichtert. ›Wenn das so ist‹, dachte sie, ›dann werde ich ihm diese Dame ausreden. Dann wird er auf mich hören und dann – gehört er wieder mir.‹
    Erleichtert reichte sie ihm ihr Glas. »Ich könnte noch einen Schluck gebrauchen. Trinken wir auf das Ende einer Sammlerleidenschaft mit Herzklopfen.«
    Aber Christian Södergren schüttelte den Kopf. »Dieser Engel ist mir wichtiger als der von Titurenius. Du weißt, was das bedeutet.«
    Und Greta dachte: ›Verdammt, es ist wirklich ernst, da muss ich mir etwas einfallen lassen.‹

XII
    Am nächsten Morgen fuhr Mary Ashton ins Museum. Sie fürchtete die Begegnung mit Direktor Connor und die Diskussionen mit den Kollegen. Mehrere von ihnen hätten gern die Reise nach Dumfries angetreten und hatten es der Direktion übel genommen, dass sie eine der jüngsten Mitarbeiterinnen mit einer so wichtigen Aufgabe betreut hatte. Außerdem verübelten sie ihr die Erfolge, die sie bei der Prüfung antiker Sammlerstücke immer wieder gehabt hatte, und waren verärgert, dass bereits zwei Zeitungen ihr Wissen lobend erwähnt hatten. Mary scheute solche Kontroversen und wäre dem Ärger lieber aus dem Weg gegangen. Andererseits besaß sie zum Glück genug Selbstvertrauen, um mit einer solchen Situation fertig zu werden. Wie hatte McClay noch gesagt: »Einen Engel, der nicht vorhanden ist, kann man nicht

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