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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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Stifte, eine Taurolle –, und am Grund, in den Untiefen, wo das Wasser sich zu einer dunklen Brühe trübte, konnte Hunt Münzen sehen, Glasscherben, alles aufs Deck gefallen und dort liegen geblieben. Jetzt sah er das Benzin im Wasser und roch es; es überzog die Stifte und das Tau. Eine Welle flutete übers Deck; er fühlte die Kälte an seinen Turnschuhen.
    Er wies das Mädchen an, sich mit gespreizten Fingern am Winkel des Decksaufbaus entlangzutasten, bis sie den Lauf der Browning fand. »So«, sagte er und spreizte die Finger weit. Sie kniete sich hin und zog nach drei Versuchen die Pistole aus dem Wasser. Er öffnete die Notfalltasche und ließ die Pistole hineinfallen.
    Vorsichtig, um sich nicht die Wade anzustoßen, stieg er über die Reling, landete auf dem unverletzten Bein und hüpfte langsam vorwärts, hielt sich mit einer Hand am Schanddeck fest.
    Er tastete sich vorwärts, fand die Poller des Bootes und hielt sich daran fest.
    Er sah auf die Uhr, stellte jedoch fest, dass das Glas zerbrochen und die Zeit kurz nach elf Uhr stehengeblieben war. Das Handy lag in der Tasche, doch er sah nicht darauf nach, sondern machte sich stattdessen mit steif gehaltenem Bein auf den Weg den Strand hinauf. Das Mädchen folgte ihm, bot ihm jedoch keine Hilfe an. Für sie sah es bestimmt so aus, als wäre Hunt dem Tode nahe, die Hose zerrissen und die Wade so dick angeschwollen wie sein Oberschenkel; allmählich drang das Blut durch den Verband. Und auf seinem Rücken die grell orangerote Notfalltasche, wie ein Warnsignal.
    Hunt schätzte, dass ihnen noch etwa acht Stunden blieben, ehe die Sonne aufging und das Boot entdeckt wurde.
    ***
    Driscoll wartete direkt vor der Lobby; die Fahrertür seines Polizeiwagens stand offen und er hatte die Hand auf dem Wagendach, als Drake ihn erblickte. »Hey, tut mir leid, dass ich so deutlich geworden bin, als ich vorhin angerufen habe, aber ich glaube, das hier wird Ihnen gefallen.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Ich glaube, wir haben Ihren Mann.«
    Drake öffnete die Wagentür und stieg ein. Er trug wieder seinen Hut. Ganz kurz hatte er erwogen, volle Uniform zu tragen, dann jedoch hatte er rasch eine abgewetzte Jeans und ein leichtes Sweatshirt übergestreift. Driscoll war genauso angezogen wie vorhin, brauner Anzug, gelbes Hemd, dunkelbraune Krawatte. Noch immer haftete ihm der Geruch von Whisky und Steaks an, und Drake fühlte ihn schwer in der Luft liegen, als sich die Wagentüren schlossen.
    »Darf ich jetzt also doch Detektiv sein?«, fragte Drake.
    »Nein, dafür ist die Welt noch nicht bereit.«
    »Was dann?«
    »Ich glaube einfach, Sie werden Ihren Spaß mit dieser Geschichte haben. Außerdem müssen Sie den Kerl identifizieren.«
    Drake schaute auf die Straßen hinaus; ein leichter Regen fiel. Er nahm den Hut ab, legte ihn auf seinen Schoß und blickte im Vorbeifahren an den Gebäuden hinauf. Driscoll legte einen Schalter um, und die Warnleuchte im Kühlergrill begann zu blinken; Drake konnte fühlen, wie der Wagen schneller wurde.
    »Haben Sie Ihre Waffe dabei?«
    »Werde ich die brauchen?«
    »Brauchen Sie die überhaupt jemals?«
    Er wollte schon nein sagen, doch dann dachte er an die letzten Tage und besann sich eines Besseren. Er verlagerte das Gewicht der Pistole am Hosenbund und ließ sie an seinem Oberschenkel ruhen.
    Als er die Waffe sah, lächelte Driscoll. »Hätte Sie ja mehr für einen Revolver-Typen gehalten.«
    »Ist Vorschrift«, scherzte Drake.
    »Vorschriften kosten einen das Leben«, erwiderte Driscoll und schlug das Revers seines Jacketts auf. »Wissen Sie, was das hier ist? ’ne Desert Eagle, dreisiebenundfünfzig Magnum.«
    Er sagte das mit solchem Stolz und auf eine solche Art und Weise, dass es Drake schwerfiel, keine Miene zu verziehen. »Wissen Sie, was das ist?«, wiederholte Driscoll und klopfte auf den Stoff seines Jacketts. »Durchschlagskraft.«
    »Bestimmt.«
    Der Wagen machte einen merkwürdigen Hopser, und einen Augenblick lang spürte Drake, wie das Fahrzeug in der Luft hing, gerade genug, dass man es merkte, und dann landeten die Reifen und alles richtete sich wieder gerade.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte er abermals.
    »Fliegen.«
    ***
    Eddie versuchte es noch einmal auf Hunts Handynummer, lauschte der Mailbox-Ansage und brach die Verbindung dann ab. »Was hast du noch mal gesagt, wo er steckt?«
    Nora schaute zu den dunkler werdenden Wolken über ihnen hinauf; ein paar Regentropfen hatten zu fallen begonnen, und sie konnten sie

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