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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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jetzt doch etwas müde, aber wenn Sie morgen kommen, möchte ich Ihnen etwas erzählen.«
    »Morgen um die gleiche Zeit?«, sagte Brandt.
    »Ja, ich warte auf Sie.«
    »Ich geh dann mal wieder. Und erholen Sie sich gut.«
    »Ich bin nur müde.«
    Caffarelli begleitete Brandt hinaus, von Liane und Thomas Wrotzeck keine Spur. Er wunderte sich und fragte: »Wo sind …«
    »Sie werden bei Dr. Bakakis sein. Es gibt doch jetzt eine Menge zu besprechen. Aber sie machen sich alle noch viel zu viele Sorgen.«
    Ohne darauf einzugehen, sagte Brandt: »Wie konnte sie mich wiedererkennen?«
    Caffarelli lächelte erneut versonnen und antwortete: »Ihr Körper hat vier Monate geschlafen, aber nicht ihr Geist und auch nicht ihre Seele. Ich weiß, Sie sind ein gläubiger Mensch, auch wenn Sie oft zweifeln. Allegras Geist war die ganze Zeit über sehr wach, und sie hat alles mitbekommen, was um sie herum vorging. Die Ärzte haben für so etwas keine Erklärung, aber es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nun mal nicht erklären können, nicht einmal die besten Wissenschaftler.«
    »Dann weiß sie auch, dass ihre Mutter und ihr Bruder sie nur selten besucht haben, ganz im Gegensatz zu Ihnen.«
    »Darüber haben wir doch schon gesprochen, Herr Brandt. Ich habe das gerne getan.«
    »Ich wollte eigentlich noch mit Frau Wrotzeck reden, aber …«
    »Schauen wir doch nach, ob sie bei Dr. Bakakis ist. Ichwürde sie aber jetzt nicht zu sehr strapazieren, das alles hat sie eine Menge Kraft gekostet.«
    Sie liefen über den Gang, Brandt klopfte an die Tür von Dr. Bakakis, öffnete sie nach einem »Herein« und sah die Ärztin zusammen mit Liane und Thomas Wrotzeck an einem Tisch sitzen.
    »Gibt es etwas Wichtiges?«, fragte Dr. Bakakis mit hochgezogenen Brauen.
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte Brandt und sah Allegras Mutter an, »ich wollte nur fragen, wann ich Sie sprechen kann. Es wird auch nicht lange dauern.«
    »Ich bin heute abend zu Hause«, erwiderte sie.
    »Gegen sieben?«, fragte Brandt.
    »Ja, da bin zu Hause.«
    Caffarelli war wieder bei Allegra und hielt ihre Hand. Sie war eingeschlafen, ihr Gesicht war entspannt.
    Brandt nahm die Treppe und fragte sich auf dem Weg nach unten, was Allegra ihm zu erzählen hatte. Und er fragte sich, wie sie ihn wiedererkennen konnte. Er hatte unzählige Fragen und war verwirrt wie lange nicht mehr. Der einzige, der es nicht war, war Matteo Caffarelli. Der Mann, der ein Wunder bewirkt hatte. Ein Mann, der nicht von dieser Welt zu sein schien.

Samstag, 15.15 Uhr
    Elvira Klein war erst am frühen Morgen kurz vor der Dämmerung eingeschlafen und aufgewacht, als es bereits vierzehn Uhr war. Sie hatte sich verwundert dieAugen gerieben, war aufgestanden und hatte sich, noch bevor sie ins Bad ging, auf den Balkon gestellt. Es hatte leicht geregnet. Sie konnte sich noch sehr gut an einen Traum erinnern, der so schön war, dass sie ihn nie vergessen würde. War ihr nach dem Treffen mit Andrea zum Heulen zumute, so fühlte sie sich jetzt beinahe heiter und beschwingt. Sie hatte sich etwas zu Essen gemacht, eine Tasse Kaffee getrunken und war gerade dabei, aufzuräumen, als ihr Handy klingelte. Sie erkannte die Nummer auf dem Display und meldete sich mit einem knappen »Ja?«
    »Brandt. Ich will Sie nicht unnötig stören, aber könnten Sie vielleicht ein paar Minuten Ihrer kostbaren Zeit erübrigen, ich müsste ein paar Dinge mit Ihnen bereden.«
    »Heute?«
    »Nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Können wir uns im Präsidium treffen oder bei Ihnen?«
    »Bei mir zu Hause?«
    »Nein, im Büro natürlich.«
    »Um ganz ehrlich zu sein, ich hatte heute nicht vor, nach Offenbach zu fahren.«
    »Okay, dann nicht. Entschuldigung.«
    »Warten Sie. Ist es so wichtig?«
    »Es geht. Ich trete nur im Moment auf der Stelle, was den aktuellen Fall betrifft.«
    Elvira Klein überlegte und sagte schließlich: »Wäre es Ihnen möglich, zu mir zu kommen? Sie wissen ja sicherlich, wo ich wohne, oder hat Ihnen das Andrea nicht gesagt?«
    »Schon. Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen. Welcher Stock?«
    »Einundzwanzigster. Aber Sie müssen sich sowieso beim Pförtner anmelden.«
    Elvira Klein ging ins Bad und machte sich frisch. Sie zog eine Jeans und ein leichtes Sweatshirt an, trug etwas Rouge und Lippenstift auf, legte eine CD ein und wartete.

Samstag, 15.20 Uhr
    Liane und Thomas Wrotzeck hatten ein langes Gespräch mit Dr. Bakakis geführt. Matteo Caffarelli saß immer noch an Allegras Bett und sang leise

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