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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Gesichtsausdruck an, der dem einer griesgrämigen Bulldogge ähnelte.
    »Einen wunderschönen guten Tag, Frau Schulz. Ist Frau Klein zu sprechen?«
    »Nein, sie telefoniert.«
    »Na, wenigstens ist sie da. Dann warte ich eben.«
    »Sind Sie angemeldet?«, fragte sie, obwohl sie genau wusste, dass Brandt sich nur äußerst selten anmeldete.
    »Liebe Frau Schulz, wir kennen uns zwar noch nicht so lange, aber lange genug, dass Sie wissen müssten, wie sehr ich diese Formalitäten hasse.« Er warf einen Blick auf die Telefonanlage und grinste. »Sie hat aufgelegt. Ich geh dann mal rein.«
    »Aber …«
    Er klopfte kurz und kräftig an die Tür und öffnete sie, ohne ein »Herein« abzuwarten. Elvira Klein saß wie eine Spinne hinter ihrem Schreibtisch, gestylt wie meist, nur einmal hatte er sie in Jeans und Tennisschuhen gesehen, was, wie er fand, viel besser zu ihr passte als diese Designerkleidung, die sie noch kühler und kratzbürstiger wirken ließ, als sie ohnehin schon war.
    »Herr Brandt, welche Ehre. Aber ich wüsste nicht, dass wir einen Termin vereinbart hätten.«
    »Haben wir auch nicht. War auch keine Zeit dafür, ist ziemlich dringend.«
    »Ah, etwa was Neues in Sachen Albaner? Ich habe doch erst vor kurzem mit Ihrem Vorgesetzten telefoniert.«
    »Nein, nichts Neues«, antwortete er und nahm unaufgefordert Platz.
    »Setzen Sie sich doch«, sagte sie schnippisch. »Also, was führt Sie zu mir, wenn nicht die Albaner?« Sie hatte die Hände gefaltet auf dem Schreibtisch liegen und sah Brandt durchdringend an.
    »Ein ungeklärter Todesfall in Bruchköbel. Der erscheint mir im Moment wichtiger als diese Albaner, an die wir sowieso nicht rankommen, obwohl sie schon seit über drei Wochen rund um die Uhr observiert werden.«
    »Irgendwann machen die einen Fehler, und danngnade ihnen Gott … Aber um was für einen ungeklärten Todesfall handelt es sich? Ich habe bisher nichts davon gehört.«
    »Können Sie auch nicht, wir haben die Meldung erst vor ein paar Stunden reingekriegt. Ein gewisser Kurt Wrotzeck, Landwirt. Ist am 23. Juli vom Heuschober gefallen und hat sich laut ärztlichem Befund dabei das Genick gebrochen. Nun, heute morgen rief eine Frau an, die behauptet, der Unfall sei gar keiner gewesen, sondern Mord …«
    Elvira Klein hob die Hand und lehnte sich zurück. »Ganz langsam. Wer hat angerufen, und worauf stützt die Frau ihre Behauptung?«
    »Tut mir leid, die Frau hat ihren Namen nicht genannt. Sie hat nur gemeint, dass Wrotzeck es nicht anders verdient habe …«
    »Ist das alles, was Sie zu bieten haben?«
    »Nicht ganz. Frau Eberl und ich sind gleich nach dem Anruf nach Bruchköbel gefahren und haben uns bei der Familie umgehört. Dabei haben wir erfahren, dass Wrotzeck alles andere als beliebt im Ort war. Er hat, wie es aussieht, seine Frau und seine Kinder ziemlich drangsaliert und hatte vor allem einen langjährigen heftigen Streit mit seinem direkten Nachbarn.«
    Als Brandt nicht weitersprach, sagte Klein: »Und weiter?«
    »Was, und weiter?«
    »Wurde zum Beispiel eine Autopsie durchgeführt?«
    »Dann wäre ich ja wohl kaum hier bei Ihnen, Frau Klein. Außerdem wissen Sie doch über alle Autopsien Bescheid,die in unseren Zuständigkeitsbereich fallen. Ich bin hier, um eine Exhumierung des Leichnams zu beantragen und …«
    »Sie brauchen gar nicht weiterzusprechen, ich kann nur sagen, vergessen Sie’s. Allein auf einen anonymen Anruf hin werde ich keine Exhumierung genehmigen …«
    »Ach ja, aber auf einen anonymen Hinweis hin, dass ein paar vermutlich unbescholtene Albaner einen großen Drogenring unterhalten könnten, werden fast alle Beamten seit Wochen für unnütze Observierungen abgestellt«, bemerkte Brandt bissig und beugte sich nach vorn. »Hören Sie, ist es Ihnen egal, ob jemand umgebracht wurde? Das ist doch gar nicht Ihre Art, oder sollte ich mich so in Ihnen getäuscht haben?«
    »Herr Brandt, sind Sie sich eigentlich über die Kosten einer Exhumierung im klaren? Aber es wäre nicht nur die Exhumierung, sondern auch noch die rechtsmedizinische Untersuchung. Ich habe das zu verantworten, und sollte es ein Schuss in den Ofen sein, werde ich zur Rechenschaft gezogen und nicht Sie. Wie soll sich das denn Ihrer Meinung nach abgespielt haben?«
    »Wrotzeck ist circa vier Meter tief gefallen, mehr weiß ich nicht. Aber ein erfahrener Landwirt wie er fällt nicht einfach so vom Heuschober …«
    »Wieso nicht? Wenn er das Gleichgewicht verloren hat …«
    »Möglich, aber

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