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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ihn?« Murphy schaute auf die
Karte, nickte dann zustimmend, und Fallon fuhr fort: »Ab
einundzwanzig Uhr fünfzehn mußt du mit dem Wagen dort
warten. Komm aber nicht früher, denn ich möchte nicht,
daß man dich festnimmt, nur weil du dich auffällig benommen
hast!« – »Glauben Sie nicht, daß es etwas zu
nah an der Stadt gelegen ist?« fragte Murphy.
      Fallon schüttelte den Kopf. »Nur durch
völlige Überraschung unserer Gegner können wir etwas
erreichen. Selbst wenn sie einen Überfall erwarten sollten, werden
sie doch nicht so früh damit rechnen. Vielmehr werden sie glauben,
daß wir unterwegs auf einer der kleinen Stationen den Zug
besteigen.« Er seufzte. »Also, das hätten wir. Man
kann zwar bei diesem Spiel nie vorher sagen, was geschehen wird, aber
dieser Plan hat wenigstens eine Erfolgschance.«
      »Und was geschieht hinterher – wenn alles
gutgeht?« wollte Murphy wissen. »Flüchten wir in
Richtung Grenze?«
      Fallon schüttelte den Kopf. »So machen es
alle; und das ist auch der Grund, weshalb sie gefaßt werden. Wir
aber kommen schnurstracks hierher zurück und werden uns für
mindestens drei Tage verstecken.«
    Murphy zog eine abgegriffene Brieftasche
heraus und entnahm ihr eine Fahrkarte. »Hier, die Karte für
Sie; einmal nach Dunveg. Das ist die vierte Station auf der
Strecke.«
      »Gut gemacht«, lobte ihn Fallon und nahm
die Fahrkarte an sich. »Was treibst du eigentlich so, Johnny? Was
machst du zum Beispiel heute?«
      Der Junge lachte und erwiderte achselzuckend:
»Nichts Besonderes. Meine Eltern sind tot. Mein Vater hat uns
einen Kolonialwarenladen in einer kleinen Seitenstraße
hinterlassen; er wird von Kathleen – meiner Schwester –
geführt. Ich soll ihr eigentlich helfen, aber ich hatte ihr
erzählt, daß ich heute etwas zu tun hätte.
Übrigens geht das Geschäft schlecht; das ist immer so an
Regentagen!«
      Fallon nickte und erhob sich. »Wir wollen uns
mal den Tatort anschauen. Wenn du ein gutes Restaurant weißt, das
auf unserem Weg liegt und wo wir etwas essen können, hältst
du aber erst einmal an. Wir haben genügend Zeit.«
      Sie fanden ein ruhiges Lokal gleich außerhalb
von Castlemore an der Hauptstraße, wo sie ihren Wagen parkten und
eine Mahlzeit zu sich nahmen. Danach fuhren sie weiter die
Hauptstraße entlang, immer parallel zur Eisenbahnstrecke, bis sie
zu der Stelle kamen, die Fallon auf der Karte ausgewählt hatte.
Ein kleiner Seitenweg bog hier in den Wald ab; er wurde am Waldrand von
zwei altertümlichen Steinsäulen flankiert. Ursprünglich
hatte sich hier ein Tor befunden; das war aber längst
verschwunden. Murphy lenkte den Wagen in den Seitenweg und fuhr ein
Stück in den Wald hinein. »Die Stelle könnte nicht
geeigneter sein«, meinte er dann. »Ich kann hier heute
Abend sehr gut abseits der Hauptstraße parken.«
    »Warte hier auf mich«,
erwiderte Fallon, stieg aus dem Wagen und ging den schmaler werdenden
Weg entlang, der in den Wald hineinführte. Nach wenigen Minuten
hatte er diesen durchquert und kam wieder auf der Seite der Bahngeleise
heraus. Hier blieb er eine Weile im kalten Regen stehen und starrte
zerstreut auf die Geleise. Er fühlte sich leer und ohne jede
innere Bewegung. Mein Gott, dachte er, ich bin nicht einmal aufgeregt.
Er seufzte, und ein winziges Lächeln erschien um seine Mundwinkel.
»Ich muß alt geworden sein«, sagte er leise zu sich,
drehte sich um und ging durch die Bäume zurück zum Wagen.
      Es war etwa vier Uhr dreißig, als sie die Kirche
wieder erreichten. Murphy stellte den Motor ab, und Fallon sagte:
»Gib mir die Schlüssel zu den Türen.« Der Junge
nahm die beiden entsprechenden Schlüssel vom Ring ab, reichte sie
ihm hinüber, und Fallon setzte im Gehen hinzu: »Ich
möchte, daß du den Wagen irgendwo abstellst und nach Hause
gehst. Ich möchte nämlich nicht, daß deine Schwester
beginnt, sich Gedanken zu machen, wo du so lange stecken
könntest.«
      »Sie weiß nicht, daß ich für die Organisation arbeite«, erklärte ihm Murphy.
      »Dann laß sie dabei. Geh nach Hause, trink
Tee, lies ein Buch oder so etwas. Geh dann um acht Uhr fünfzehn
aus dem Haus und fahre geradewegs zum Treffpunkt.«
      »Und was machen Sie?« fragte der Junge. »Soll ich Sie irgendwo auflesen?«
      Fallon schüttelte den Kopf und stieg aus dem
Wagen. Er schlug die Tür zu und erwiderte, indem er sich durchs
Fenster beugte: »Ich werde hier die Zeit bis zur Abfahrt des
Zuges totschlagen und allein zum

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