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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Mädchen mitnehmen. Der Tapetenwechsel wird uns allen guttun.«
    Mark saß neben ihr. Er hatte so etwas unerschütterlich Beruhigendes an sich. Sie spürte sein Mitgefühl, und es tat ihr wohl.
    Als er mit Emily gegangen war, machte sie den Mädchen und Erich unter Aufbietung all ihrer Kräfte etwas zu essen. Irgendwie schaffte sie es auch, die beiden zum Schlafen fertig zu machen. Tina planschte in der Badewanne. Jenny dachte daran, wie sie den Kleinen beim Baden in der Armbeuge gehalten hatte. Sie bürstete Beths lange dichte Locken. Der Kleine war dabeigewesen, seine dunklen Haare zu verlieren. Er wäre goldblond geworden. Sie hörte, wie die beiden beteten.
    »Lieber Gott, segne Nana und unser Brüderchen im Himmel.« Sie schloß die Augen und fühlte, wie Wellen von Schmerz durch sie hindurchgingen.
    Unten hatte Erich ihr noch einen Cognac eingeschenkt.
    »Trink das, Jenny. Es wird dir helfen, dich zu entspannen.« Er zog sie neben sich aufs Sofa. Sie wehrte sich nicht. Seine Hände fuhren durch ihr Haar. Früher einmal hatte diese Liebkosung sie erregt. »Jen, du hast gehört, was Dr. Bovitch gesagt hat. Er hätte die Operation nicht überstanden. Er war viel kränker, als du gedacht hast.«
    Sie hörte zu und wartete darauf, daß die Benommenheit nachließ. Versuch bloß nicht, es leichter zu machen, Erich, dachte sie. Du kannst sagen, was du willst, es hat alles keinen Zweck.
    »Jenny, ich mache mir Sorgen. Ich bin immer für dich da. Aber Emily kann nicht den Mund halten. Inzwischen weiß bestimmt schon die halbe Stadt, was Tina gesagt hat…« Er legte ihr den Arm um die Schultern. »Gott sei Dank, daß Rooney keine glaubwürdige Zeugin ist, und Tina ist so klein. Sonst…«
    Sie versuchte, sich von ihm zu lösen. Seine Hand hielt sie fest. Seine Stimme war ganz leise, hypnotisch zärtlich. »Jenny, ich habe furchtbare Angst um dich. Alle sagen, wie sehr du Caroline ähnelst. Und dann hören sie, was Tina gesagt hat. O mein Liebling — siehst du nicht, was sie sagen werden?«
    Bald würde sie aufwachen und wieder im Apartment sein, und Nana auch. »Hör mal, Jenny, du hast im Schlaf geredet. Du hattest sicher einen Alptraum. Du machst dir zu viel Gedanken, Liebes.«
    Aber sie war nicht im Apartment. Sie war in diesem kalten, vollgestellten Wohnzimmer und hörte Unglaubliches — die Leute könnten denken, sie hätte ihr eigenes Kind umgebracht.
    »Das Dumme ist, daß du tatsächlich im Schlaf herumgelaufen bist. Wie oft haben die Mädchen schon gefragt, warum du nicht mit ihnen redest, wenn du nachts in ihr Zimmer kommst! Es ist gut möglich, daß du im Zimmer des Babys warst und vielleicht sein Gesicht getätschelt hast. Tina hat nicht begriffen, was sie sah. Du hast Dr. Elmendorf selbst gesagt, daß du Halluzinationen hast. Er hat mich deswegen angerufen.«
    »Er hat dich angerufen?«
    »Ja. Er ist recht besorgt. Er sagt, du hättest dich geweigert, zu einem Psychiater zu gehen.«
    Jenny starrte an ihm vorbei auf die Gardinen. Die Spitzen wirkten wie Spinnennetze. Wie lange war es her, daß sie diese Gardinen abgenommen, daß sie in ihrer Naivität versucht hatte, die erstickende Atmosphäre in diesem Haus zu ändern? Erich hatte die Vorhänge wieder aufgehängt.
    Jetzt schienen sie drohend näher zu kommen, sie zu umgeben, sie zu erdrosseln.
    Erdrosseln. Sie schloß die Augen, versuchte die Vorstellung zu verdrängen, wie Tina ihre kleinen Hände auf das Gesicht der Babypuppe legte und drückte.
    Halluzinationen. Das Gesicht, das Gefühl von Haaren, die über das Kopfende des Betts hingen — hatte sie sich das eingebildet? Hatte sie sich das Nacht für Nacht alles nur eingebildet?
    »Erich, ich bin ganz durcheinander. Ich weiß nicht mehr, was wirklich los ist. Schon seit einiger Zeit, und jetzt erst recht. Ich muß fort von hier. Ich nehme die Mädchen mit.«
    »Unmöglich, Jenny. Du bist mit den Nerven am Ende.
    Du kannst jetzt nicht allein sein, um deinetwillen und um ihretwillen. Und vergiß nicht, daß die beiden jetzt vor dem Gesetz Kruegers sind. Sie sind ebenso meine Kinder wie deine.«
    »Ich bin ihre leibliche Mutter und für sie zuständig.«
    »Jenny, jetzt denk mal nach. Vor dem Gesetz habe ich genau das gleiche Recht auf sie wie du. Und wenn du jemals versuchen solltest, mich zu verlassen, werde ich das Sorgerecht bekommen, das kannst du mir glauben.
    Meinst du wirklich, irgendein Gericht würde sie dir bei deinem Ruf hier in der Gegend zusprechen?«
    »Aber sie sind meine Kinder! Der

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