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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Kleine war von dir, und du wolltest ihm nicht einmal deinen Namen geben.
    Die Mädchen sind meine Kinder, und du willst sie.

    Warum?«
    »Weil ich dich will. Egal was du getan hast, egal wie krank du bist, ich will dich. Caroline war bereit, mich zu verlassen, aber ich kenne dich, Jenny. Du würdest deine Kinder nie verlassen, und deshalb bleiben wir auch immer zusammen. Wir machen einen neuen Anfang, von jetzt ab. Ich schlafe heute nacht wieder bei dir.«
    »Nein.«
    »Du hast keine Wahl. Wir machen einen Strich unter das, was war. Ich werde das Baby nie wieder erwähnen.
    Ich bin da und helfe dir, wenn du wieder anfängst zu schlafwandeln. Ich kümmer’ mich um dich. Wenn sie wegen dem Baby ermitteln, besorge ich einen Anwalt.«
    Er zog sie hoch. Hilflos ließ sie sich von ihm die Treppe hinaufführen. »Morgen richten wir das Zimmer wieder so ein wie vorher«, sagte er. »Wir tun einfach so, als ob es das Baby nie gegeben hätte.«
    Sie mußte ihm entgegenkommen, bis sie einen Ausweg finden konnte. Sie waren im Schlafzimmer; er öffnete die untere Schublade der großen Kommode. Sie wußte, was er suchte. Das seegrüne Nachthemd. »Trag es für mich, Jen. Es ist so lange her.«
    »Ich kann nicht.« Sie hatte solche Angst. Seine Augen waren so eigenartig. Sie kannte diesen Mann nicht —
    diesen Mann, der es fertigbrachte, ihr zu sagen, die Leute hielten sie für eine Mörderin, ihr zu sagen, sie solle das Baby vergessen, das sie erst vor einigen Stunden begraben hatte.
    »Doch, du kannst. Du bist jetzt wieder sehr dünn. Du bist wunderschön.«
    Sie nahm es und ging ins Bad. Sie zog sich aus, und das Nachthemd paßte wieder. Sie starrte in den Spiegel über dem Waschbecken. Und sie verstand, weshalb die Leute sagten, sie sehe aus wie Caroline.
    Am Morgen stand Erich leise auf und fing an, auf Zehenspitzen durchs Zimmer zu gehen. »Ich bin wach«, sagte sie. Es war sechs Uhr. Es wäre an der Zeit gewesen, das Baby zu stillen.
    »Versuch noch ein bißchen zu schlafen, Liebling.« Er zog einen dicken Skipullover an. »Ich gehe zur Hütte. Ich muß die Bilder für die Ausstellung in Houston zu Ende malen. Wir fliegen zusammen hin, Liebling, wir beide und die Mädchen. Es wird bestimmt eine herrliche Zeit.«
    Er setzte sich auf den Bettrand. »O Jen, ich liebe dich so sehr.«
    Sie starrte zu ihm hoch.
    »Sag mir, daß du mich liebst.«
    Gehorsam sagte sie: »Ich liebe dich, Erich.«
    Es war ein trüber Morgen. Als die Mädchen gefrühstückt hatten, war die Sonne immer noch hinter bauschigen Winterwolken versteckt. Die Luft hatte etwas Kaltes, Drohendes, wie vor einem Unwetter. Sie zog Tina und Beth für einen Spaziergang an. Elsa wollte den Weihnachtsbaum hinausbringen, und Jenny brach kleine Zweige davon ab.
    »Was willst du damit, Mami?« fragte Beth.
    »Ich dachte, wir legen sie dem Brüderchen aufs Grab.«
    Der frisch gegrabene Boden war über Nacht gefroren.
    Die sattgrünen Nadeln der Zweige nahmen dem Anblick des kleinen Hügels etwas von seiner Härte.
    »Mami, bitte, mach nicht so ein trauriges Gesicht«, bettelte Beth.
    »Ich werd’s versuchen, Maus.« Sie wandten sich ab und gingen. Wenn ich nur etwas fühlen könnte, dachte sie. Ich bin so leer, so entsetzlich leer.

    Auf dem Rückweg sah sie, wie Clyde gerade zur Farm einbog. Sie wartete, um ihn nach Rooney zu fragen.
    »Sie wollen sie noch eine Weile dabehalten«, sagte er.
    »Sie machen alle möglichen Tests, und sie haben gesagt, ich sollte sie vielleicht eine Zeitlang in eine Spezialklinik bringen. Ich habe sofort nein gesagt. Seit Sie hier sind, geht es ihr nämlich wieder viel besser, wirklich, Mrs.
    Krueger. Ich glaube, ich habe gar nicht begriffen, wie einsam sie sich gefühlt hat. Und sie will doch nie länger von der Farm weg, weil sie denkt, Arden könnte anrufen oder sogar wiederkommen. Nur in der letzten Zeit ging es dann wieder schlechter, aber das wissen Sie ja selbst.«
    Er schluckte und kniff heftig die Augen zusammen, um seine Tränen zurückzudrängen.
    »Und noch etwas, Mrs. Krueger: Das, was Tina gesagt hat, hat sich herumgesprochen. Der Sheriff — er hat nämlich mit Rooney geredet. Er hatte eine Puppe dabei.
    Er hat sie gebeten, ihm zu zeigen, wie Caroline das Gesicht des Babys gestreichelt hat und wie die Dame auf dem Bild es gemacht hat, das heißt, was Tina darüber sagte. Ich habe keine Ahnung, was er vorhat.«
    Aber ich, dachte Jenny. Erich hatte recht. Emily muß die Neuigkeit noch am selben Tag weitererzählt

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