Schrei in Flammen
zurück in die dritte Etage zu kommen.
*
Das Licht ging wieder an. Katrine hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Eine Stunde? Mehrere? Er war zurück. Dieses Mal hatte er einen Stuhl dabei. Er stellte ihn vor sie und setzte sich.
Katrine lehnte sich an die Wand. »Warum bin ich hier?«, fragte sie.
»Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Erzähl mir lieber, was du über Christian Letoft weißt.«
»Warum wollen Sie wissen, was ich über Christian Letoft weiß?«
Der Schlag kam völlig unerwartet, eine Ohrfeige mit der flachen Hand auf die rechte Wange, mit solcher Kraft, dass ihr Kopf gegen die Wand knallte. Katrine schrie laut auf. Ihre Wange brannte wie Feuer, der Hinterkopf dröhnte. Ihr traten Tränen in die Augen.
»Halt die Klappe!«, brüllte der Mann und sah sie mit seinen stechenden Augen an. Er hob seinen dicken Zeigefinger und zeigte auf sie. »Ich stelle hier die Fragen, kapiert! Erzähl mir, was du über Christian Letoft rausgefunden hast.«
Katrine nickte, um Zeit zu schinden und sich von dem Schlag zu erholen. Sie wischte die Tränen weg und strich sich mit der Hand über die Wange. »Ich weiß, dass Christian als Jugendlicher eine Reihe Einbrüche begangen hat. Zusammen mit Jim Hellberg.« Er verzog keine Miene. Was sollte sie sagen? Das war es, woran sie gearbeitet hatte. Sie hatte nichts anderes. »Und ich weiß, dass es drei Einbrüche waren. Christian Letoft und Jim Hellberg. Dafür wurden sie verurteilt«, sagte Katrine und überlegte, wie sie es am besten formulieren sollte, damit ihr Gegenüber nicht merkte, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte. »Aber sie haben noch einen Einbruch begangen. Und bei dem ist etwas schiefgelaufen. Es war eine Frau in dem Haus. Danach haben sie dann das Haus angezündet, um alle Spuren zu beseitigen. Was haben Sie in seinem Haus gemacht?«
Er betrachtete sie schweigend. »Christian ist tot«, sagte er schließlich.
Katrine starrte ihn schockiert an. »Wie?«
»Erst hat er seine Frau getötet und dann sein Haus angesteckt. Er selbst ist auch im Feuer ums Leben gekommen. Selbstmord. Moralische Skrupel wegen irgendwelcher Betrügereien. Und du hast tatsächlich recht, er hat seine Schwester umgebracht.«
Katrine sah den Mann skeptisch an. Passte das, oder sagte er es nur? Aber warum sollte er lügen? Worum ging es hier, verdammt nochmal? »Ich glaube Ihnen nicht. Das ergibt keinen Sinn. Was hatten Sie denn dort zu suchen?«
Keine Antwort. Aus unerfindlichen Gründen machte ihr das Hoffnung. Die Tatsache, dass sie noch am Leben war, musste doch bedeuten, dass sie sie für irgendetwas brauchten. Aber wozu?
»Sie kommen hier nicht lebend wieder raus, das wissen Sie doch, oder?«, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
Aber wieso bin ich nicht längst tot?, dachte Katrine.
Er ging, ohne noch etwas zu sagen, schloss die Tür ab und löschte das Licht. Katrine hörte ihn die Treppe hochgehen.
Dann saß sie wieder allein in der Dunkelheit.
Sie würden sie umbringen. Aber worauf warteten sie noch?
*
»Sind wir an ihm dran?«, fragte Jens Høgh, kaum dass er den Technikraum der Taskforce betreten hatte.
»Ja«, sagte Lars, der nach ein paar Stunden Schlaf zurück ins Präsidium gekommen war und nun hochkonzentriert vor einem großen Computermonitor saß, wo er auf einer Karte von Kopenhagen einen kleinen roten Punkt anstarrte, der sich in diesem Augenblick in der Otto Mønsteds Gade vor dem Polizeipräsidium befand. Jetzt setzte der Punkt sich in Richtung Tietgensgade in Bewegung.
Jens schnappte sich ein Headset und setzte sich neben Lars.
»Die Zielperson hat sich in Bewegung gesetzt«, sagte Jens in das Mikrophon. »Alle Wagen in Position.«
Auf dem Schirm waren fünf blaue Punkte in verschiedenen Seitenstraßen um das Präsidium verteilt, die für je einen Observationswagen mit zwei Polizisten standen. Sie hatten ein GPS an Jim Hellbergs Wagen installiert und zehn Mann an seine Verfolgung gesetzt, in der Hoffnung, dass er sie zu Katrine führte.
Die fünf blauen Punkte begannen sich zu bewegen.
»Haltet gut Abstand«, sagte Jens mit vor Anspannung zitternder Stimme. »Die Zielperson ist rechts in die Tietgensgade eingebogen, jetzt links auf den H. C. Andersen Boulevard. Langsam, etwas zurückfallen, ihr seid zu dicht dran!«
Mit angehaltenem Atem folgten Jens und Lars dem roten Punkt, der sich langsam am Tivoli vorbeischob, den Rathausplatz überquerte und zu den Seen weiterfuhr.
»Er biegt nach rechts in die Nørre
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