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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hagen Seidel
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deshalb nach Ansicht von Hudetz vollkommen folgerichtig, in jungen Märkten so schnell wie möglich groß zu werden, um Amazon etwas entgegensetzen zu können. Größe und hohe Marktanteile sind immerhin eine gute Lebensversicherung für Unternehmen, wenn auch keine Garantie.
    Dieser Verdrängungsprozess allerdings ist nur ein Zeichen dafür, dass der Markt erwachsen wird. Es hat dieses Phänomen immer gegeben. Beim EHI in Köln haben sie eine Sammlung mit Werbeplakaten von Handelsunternehmen und Herstellern aus den vergangenen Jahrzehnten: zwei Drittel der Namen kennt heute kein Mensch mehr. Der Unterschied dieser Entwicklung von heute zu damals: »Das Tempo der Konsolidierung hat wahnsinnig angezogen«, sagt Hudetz.
    Nach Zahlen seines Institutes hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der vom Eigentümer betriebenen Geschäfte – und darunter sind besonders viele Mode und Schuhe – halbiert. Jetzt machen sie nur noch 15 Prozent am Einzelhandelsumsatz in Deutschland aus. Und es gibt keinen Hinweis darauf, dass damit das Ende dieses Prozesses bereits erreicht ist.
    Die dunkle Seite des E-Kaufhauses
    Wenn es auch unzählige Theorien, Visionen, Szenarien oder Phantasien darüber gibt, wohin es mit dem Onlinehandel in den kommenden Jahren gehen könnte, so herrscht bei einem Aspekt des Themas die kollektive Ratlosigkeit: Nämlich dann, wenn die Frage auf die Folgen des E-Commerce-Booms für die Innenstädte kommt. Dass die Folgen ziemlich übel werden dürften, darin sind sich alle einig. Nur: Wie übel? Und: Was kann man dagegen tun? Keiner weiß es wirklich.
    Aber es hat längst begonnen. Beispiele, die außerhalb der Region niemand mehr kennt, gibt es reichlich. Wie das der Kaufhausgruppe Joh im hessischen Gelnhausen, die im Mai 2013 den Insolvenzantrag gestellt hat. Der Geschäftsführende Gesellschafter machte nicht zuletzt die Konkurrenz aus dem Internet dafür verantwortlich, dass seine Kaufhäuser mit hohem Textilanteil in Gelnhausen, Friedberg, Zwickau, Saalfeld und Gotha keine Chance im Wettbewerb mehr hatten (Textilwirtschaft 27A, 1. Juli 2013, Seite 30).
    Selbst wenn der Onlinehandel nur 20 bis 30 Prozent des Umsatzvolumens einer Teilbranche wie dem Fashionhandel abziehen sollte, muss das zu massiven Ladenschließungen in den Einkaufsstraßen und Stadteilzentren führen. Über das Ausmaß kann man nur spekulieren. Es dürften mehr als diese 20 bis 30 Prozent werden, die die Onliner an Umsatz wegsaugen. Denn besonders kleinere und mittlere Handelsketten, insbesondere Eigentümer geführte Läden, kommen schon jetzt gerade noch irgendwie über die Runden. Wenn ihnen noch weiterer Umsatz verloren gehen sollte, in Verbindung mit abermals sinkenden Renditen, dann werden viele Ladenbesitzer nicht weitermachen. Und die ohnehin knappen Renditen sinken durch den Webhändler: »Es ist völlig unzweifelhaft, dass Zalando und die anderen Onlinehändler ganz massive Vernichter von Gewinnspannen sind«, meint Matthias Händle, Geschäftsführender Gesellschafter des Schuh-Riesen HR Group (Hamm-Reno) in Osnabrück.
    Das Online bedingte Ladensterben dürfte vor allem Klein- und Mittelstädte wie die Standorte der Kaufhausgruppe Joh treffen, die ohnehin schon nicht mehr die allerhöchsten Attraktionswerte erzielen. Schließen jetzt auch noch alt eingesessene Fachgeschäfte, weil die Kundenfrequenz weiter sinkt, werden noch mehr Kunden wegbleiben und ihren Bedarf in den großen Städten decken – oder gleich im Internet. Denn dann, wenn jedes vierte oder fünfte Geschäftslokal leer steht oder von einem Billigshop gefüllt wird, sind die Einkaufsstraßen kleinerer Städte oder die Stadtteilzentren der großen Citys zumindest für die zahlungskräftige Kundschaft bald so unattraktiv, dass es sich wirklich nicht mehr lohnt, dort hinzufahren. Und gerade solche Städte sind auf Laufkundschaft angewiesen. Aber wenn hier immer weniger Kunden laufen, ist eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, von der niemand weiß, wie sie gestoppt werden könnte oder wo sie endet. Die Folgen spüren auch die Standort-Kommune, wenn ihr dringend notwendige Gewerbesteuereinnahmen entgehen und mutmaßlich nicht alle bisherigen Ladenmitarbeiter neue Jobs finden werden.
    Schwarzmalerei? Praktisch kein Gesprächspartner sieht die kleineren Städte oder die 1 B-Lagen nicht als Verlierer des Erfolgs von Zalando, Amazon und der anderen Internethändler.
    Rheingold-Psychologe Grünewald: »Die Grenzen des Onlinehandels sind ja noch lange nicht

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