Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
Euro achten, lohnt es sich für die Onlinehändler ganz besonders, in immer bessere und bequemere E-Commerce-Anwendungen gerade für diese Klientel zu investieren.
Allerdings war der Anteil des M-Commerce am Versandhandelsgeschäft im Jahr 2012 noch gering. Gerade fünf Prozent der Produkt-Bestellungen, wobei eine Bestellung zumeist mehrere Produkte umfasste, wurden laut bvh Online getätigt. Bei virtuellen Produkten wie Downloads waren es bereits 37 Prozent. Für Schuhe und Textilien lagen keine Detailzahlen vor. Der Wert der mobil georderten Waren dürfte aber deutlich über den fünf Prozent Bestellanteil gelegen haben. Schuhe, Kleider oder Computer sind nun mal teurer als Musik- oder Spiele-Downloads.
Der Studie zufolge ist der Rechnungskauf inzwischen nicht mehr die beliebteste Art von M-Commerce-Kunden, ihre Rechnungen zu begleichen: Noch 42 Prozent der Kunden bezahlen laut Studie per Rechnung, 44 Prozent allerdings nutzen inzwischen mobile Bezahldienste. Vor allem die Kunden über 40 Jahren nutzen die Mobile Payment Dienstleister. Der klassische Rechnungskauf scheint dennoch nicht vom Aussterben bedroht zu sein: »Auch beim Mobile Shopping wollen sich die Verbraucher offensichtlich die bestellte Ware anschauen, bevor sie sie bezahlen. Daher wird der Kauf per Rechnung auch weiterhin eine wichtige Bedeutung für Händler behalten», meint Boniversum-Geschäftsführer Siebo Woydt. Boniversum ist eine Tochter der Wirtschafts-Auskunftei Creditreform. »Die Entwicklung zeigt, dass insbesondere die Bereiche Mobile Payment, Shopping, Ticketing, und Loyalty in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen werden«, heißt es in der BVDW-Präsentation.
Im Netz ist Platz – aber nicht für jeden
Doch auch im Onlinehandel ist, wie sollte es auch anders sein, nicht jeder Gründung der immerwährende Erfolg beschieden. Der Verdrängungswettbewerb hat bereits begonnen, der in der Wirtschaftsgeschichte immer auf die Goldgräberphase, auf den Sturm und Drang, zu folgen pflegt. Denn die Zahl der Onlinenutzer wird in Westeuropa nicht mehr so rasant steigen wie zuletzt, schließlich sind schon zig Millionen Europäer im Netz unterwegs. Und mit der zunehmenden Sättigung des einstmals neuen, leeren Marktes treten bekannte Mechanismen wie die Konsolidierung, also die Reduzierung der Zahl der Wettbewerber in den Vordergrund.
Kleine Firmen wie die Berliner myParfum.de mussten im Frühjahr 2013 Insolvenz anmelden, andere Anbieter wurden still und heimlich eingestellt. Frühere Überflieger im Netz sind längst vergessen: Wie lange ist der Hype um »Second Life« her? Firmen aus der Konsumartikelbranche, die nicht in diese virtuelle Parallelwelt investieren wollten, galten eine Zeitlang als die Totgeweihten. Das hat sich schnell gedreht: Jetzt ist Second Life tot.
Solche Entwicklungen haben selbst die Erfolgreichen im Onlinemarkt im Hinterkopf: Erfolgsgarantien für die nächsten Jahrzehnte gibt es im Internet nicht, weil alles so schnell geht. Schon die nächste technische Innovation kann den derzeitigen Marktführern ihren Vorsprung nehmen und die Wettbewerbssituation wieder auf null stellen. Noch ist auch kein europäischer Onlinehändler so groß, dass er sich zurücklehnen kann, weil ihn nichts mehr umwerfen kann. Auch Zalando ist noch nicht »too big to fail«.
»Wenn Zalando auf gut 500 Millionen Euro Umsatz in Deutschland kommt, sind die zwar groß, aber längst nicht unangefochten: Starke vertikale Anbieter wie Zara, H&M oder Esprit kommen auch auf hohe Umsätze – und sie betreiben selber gute Onlineshops«, sagt EHI-Mann Hudetz. Auch Otto ist ja noch gut im Rennen. Allein dessen Modeversender Baur erzielte 2012 einen Umsatz von 666 Millionen Euro. Die Otto-Marken Baur, Heine oder Schwab spielen in einer Umsatz-Liga mit Zalando. Ottos Kommunikationsdirektor Thomas Voigt wehrt sich gegen die oftmals kolportierte Darstellung, dass sich die Kerngesellschaft Otto von Zalando beim Modeversand zunehmend die Butter vom Brot nehmen lässt: »Bei Otto mit seinen über zwei Milliarden Euro Umsatz steigt auch der Modeabsatz Online deutlich, und das bei ordentlichen Renditen. Das Ergebnis der Einzelgesellschaft Otto ist so gut wie seit zehn Jahren nicht.«
Obwohl also bei Otto Online alles so gut zu laufen scheint, will sich auf Nachfrage kein Top-Manager zum Herausforderer Zalando äußern. »Zalando ist ein sehr beachtliches Start-up, von dem man vor allem beim Marketing einiges lernen kann», sagt Voigt. »Aber wir sehen
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