Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
insbesondere bei der selbst entwickelten Transporttechnik, war intern zu hören. Die jungen Himmelsstürmer waren wohl etwas zu optimistisch bei ihren Prognosen darüber, wie schnell ein solcher aus dem Boden gestampfter Riesenbetrieb zum perfekten Lauf gebracht werden kann. Offiziell will Zalando derlei Probleme nicht bestätigen; auch nicht, dass die Geschäftsführung eine Task Force von fast einem Dutzend Experten zur Lösung der Probleme nach Erfurt geschickt haben soll.
Bieten die 1 500 bekannten Marken, die Zalando im Programm hat, nicht genügend Auswahl? Muss sich zLabels unbedingt auch noch eigene ausdenken? Auf jeden Fall, glaubt David Schneider: »Ende 2010 haben wir gemerkt, dass die Nachfrage der Kunden in manchen Kategorien das Angebot überstieg. Deshalb haben wir bei diesen Produkten begonnen, selbst ein Label für Schuhe und dann noch andere Marken zu entwickeln. Das funktioniert sehr gut. Einige dieser Labels würden inzwischen auch unabhängig von Zalando erfolgreich sein. Wir entwickeln also weiter Eigenmarken, wo sich das anbietet. Wichtig ist aber, dass darauf zur Zeit nicht unser Fokus liegt. Vielleicht können wir mit unseren Eigenmarken irgendwann einen zweistelligen Anteil am Umsatz erwirtschaften. Das wäre ein toller Erfolg, mehr ist aber nicht unser Ziel.« Alles andere würde wohl auch Ärger mit den Markenherstellern geben, die sonst im Dienstleister einen neuen Konkurrenten sehen könnten.
»Ähnlich verhält es sich mit dem Partnerprogramm: Wo wir nicht so breit aufgestellt sind, geben wir anderen Anbietern die Möglichkeit, Zalando eng begrenzt als Marktplatz zu nutzen. Daraus machen wir aber keine Strategie eines neuen Absatzprogramms.« (Gespräch 15.01.13, WamS)
Ein Beispiel dafür ist der Beauty- und Fregrance-Marktplatz. Der eigene Shop von Zalando in diesem speziellen Markt lief nicht wirklich gut. Denn anders als bei Schuhen, Mode oder Wohnaccessoires liefern die meisten Parfüm-Hersteller nur dann, wenn der Händler auch stationäre Läden hat. So wollen die Marken die Kontrolle behalten, die ihnen in den Weiten des Web möglicherweise aus der Hand zu gleiten drohte. Um dieses Problem zu lösen, fuhr Zalando im Frühjahr 2013 sein eigenes Beauty-Engagement komplett zurück und tat sich mit einem Partner zusammen. Der hat auch Offline-Parfümerien, wird also von der Industrie beliefert. Zalando bietet jetzt, nach dem Vorbild von Amazon oder ebay, einen Marktplatz für Schönheitsprodukte auf seiner Seite an. Die Umsätze und Provisionen gehen über Zalando, das damit in den Augen der Kunden sein Sortiment noch ausweitete. Mit der Lieferung der Ware allerdings hat Zalando nichts zu tun, diese aufwändige Arbeit übernimmt der Partner. Der Beauty-Marktplatz ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sie bei Zalando – und dieses Verhalten findet sich überall im Samwer-Reich – nicht starr an Standardlösungen festhalten nach dem Motto: Das machen wir immer so! Wenn der Standard nicht funktioniert, suchen sie relativ schnell nach anderen Lösungen. Wichtig ist die Lösung, der Weg dahin ist zweitrangig. Hauptsache, es klappt und skaliert! Würde Zalando anders handeln, hätte das Unternehmen, wie oben geschildert, wohl niemals die Zollbarrieren der Schweiz überwunden.
Grundsätzlich versucht Zalando allerdings schon, europaweit so standardisiert wie möglich zu arbeiten. Das senkt Kosten und Komplexitäten. »Die Marke Zalando fühlt sich überall etwa gleich an«, sagt Robert Gentz. (15.01.13, WamS). Ab 2014 könnte es zusätzliche Zalando-Länder geben, wobei der Wachstumsschwerpunkt in Europa liegen soll. Auch wenn der Sprung auf andere Kontinente nicht vollkommen ausgeschlossen wird. Die Teams für neue Länder bestehen gerade aus 20 bis 50 Mitgliedern, die weitgehend von Berlin aus arbeiten.
Das Angebot
Ganz neue Produktbereiche soll es in Zukunft bei Zalando nicht geben. Man wolle sich auf Mode, Schuhe, Sportartikel und Wohnaccessoires konzentrieren, das sei spannend genug. »Die Kategorie Sport wird immer wichtiger, Wohnaccessoires ebenfalls. Das lässt sich noch ausweiten«, sagt David Schneider. »Aber wir werden kein Möbelhändler werden, der Schrankwände verschickt. Kühlschränke zum Beispiel wird es von uns nicht geben. Zalando steht für Lifestyle, und wir werden keine Produkte anbieten, die mit Lifestyle nichts zu tun haben. Wir haben in unserem Kernmarkt noch so unendlich viel Wachstumspotenzial, dass wir uns über exzessive Sortimentsausweitungen keine
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