Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
M-Commerce. »Smartphones sind inzwischen richtige Computer. Sie sind aber auch genau so anfällig, etwa gegen Hacker. Vielleicht sogar noch anfälliger, weil es noch nicht so viele Anti-Viren-Programme gibt. Das machen sich aber vor allem die jungen Nutzer nicht ausreichend klar«, findet Dix. In seinem Jahresbericht 2012 schreibt er unter anderem, dass über Apps immer wieder die kompletten individuellen Telefonbücher der Nutzer mit den persönlichen Daten von Freunden, Bekannten oder Kollegen illegal heruntergeladen werden.
Grundsätzlich gibt sich Dix aber optimistisch, was das Datenschutz-Bewusstsein auch der jüngeren User betrifft. »Die Nutzer finden Datenschutz wichtig. Denn immer mehr fühlen sich von Onlinehändlern oder auch Facebook bedrängt, die immer mehr Daten sammeln und sie etwa für Werbung einsetzen«, glaubt der Berliner Datenschutzbeauftragte. Und kluge Unternehmer gingen auf dieses Unbehagen der Kunden ein. »Ich sehe, dass immer mehr junge Nutzer einfach mal in Ruhe gelassen werden und sich nicht dauernd irgendwelche Produkte empfehlen lassen möchten. Das wird auch bei den ganz jungen Leuten so sein, die in zwei oder drei Jahren Unternehmen im Netz gründen werden. Sie bauen die Idee der Datensparsamkeit dann hoffentlich gleich in ihre Geschäftsmodelle ein, was von vielen Nutzern honoriert werden dürfte«, glaubt Dix.
Die öffentliche Datenschutz-Diskussion geht Rubin Ritter allerdings manchmal zu weit. »Wo beginnt die Entmündigung der Nutzer?«, fragt er. »Jeder kann die Cookies ganz einfach im Browser abschalten, falls er will. Das halte ich für eine gute Wahlmöglichkeit. Es liegt in der Hand der Kunden. Wir können dessen Voreinstellung nicht umgehen und wollen das auch gar nicht.« Wer jedoch die Tracking-Cookies abschalte, »bringt sich auch um wertvolle Dienstleistungen. Wir können mithilfe der Informationen der Tracking Cookies dem Kunden ein viel individuelleres Angebot mit Empfehlungen nach ihrem Geschmack machen«, behauptet Ritter.
Marken selbst gemacht
Trotz der Diskussion bearbeitet Zalando seine Daten-Mine immer intensiver. Mit diesen Informationen versuchen die Macher nicht nur, Produkte von Puma, Lloyds, Tommy Hilfiger und vielen anderen Industriemarken an die Frau oder den Mann zu bringen, sondern auch dazu, eigene Marken zu schaffen. Das übernimmt zumeist die Berliner Tochter zLabels.
Inzwischen hat es Zalando so auf eine zweistellige Zahl dieser Eigenmarken gebracht. Für möglichst viele Ansprüche soll etwas dabei sein: etwa »Mint&Berry«, die Modemarke für die »selbstbewusste junge Frau«, die modische Schuhmarke »Zign«, die klassischere Variante »Pier One« oder »even&odd«, die »coole junge Marke mit urbaner Attitude«, wie zLabels seine Kreationen auf der Homepage selber beschreibt.
Erst regieren auch hier die Zahlen- und Analyseleute, um den Markt und die Nachfrage zu erforschen. Anschließend dürfen die Produktentwickler und hauseigenen Designer ran, die die Zahlen über die Absatzprognosen dann mit ihrem Gespür für Trends zu Eigenmarken-Kollektionen machen sollen, die die Kunden in Massen klicken. Die Aufträge zur Produktion geben die Zalando-Leute direkt an die Fabriken in China, Bangladesch, der Türkei und anderen großen Textilstandorten – zum Teil in denselben Fabriken, in denen auch die teureren Modelle mit den edlen Logos vom Band laufen.
Derlei Eigenmarken gibt es inzwischen praktisch in allen Sparten des Handels, auch bei Lebensmitteln, vor allem aber bei Textilien und Schuhen. Die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten umsetzen zu können – das wird gern als Grund für die Schaffung von Eigenmarken genannt. Tatsächlich geht es dabei zumeist ums Geld: Denn es winkt eine höhere Gewinnmarge, weil kein klassischer Markenhersteller dazwischengeschaltet ist, der auch noch mitverdienen will. Das spart so viel Geld, dass der Händler den Reibach macht und der Kunde ein Schnäppchen; denn Eigenmarken sind für den Endkunden üblicherweise billiger als klassische, bekannte Industrie-Brands. Zudem lassen sich Eigenmarken prima als Druckmittel gegen die Markenhersteller einsetzen: Sollten die sich bei Preis- oder Konditionenverhandlungen allzu zickig geben, kann der Händler dezent darauf hinweisen, dass sich seine Eigenmarken ja auch ganz gut verkaufen und er gar nicht unbedingt auf die Industriemarke angewiesen sei. Das ist er allerdings in der Regel doch, denn die bekannten Marken locken die Kundschaft an, Eigenmarken können zumeist
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