Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
sondern von Oliver Samwer selber, der sich damit
wohl als eine Art Räuberhauptmann des Web 2.0 sieht. Oli Samwa und die 40
Räuber, klingt gar nicht so schlecht!
Wie brüderlich es bei Ali Baba auch immer zugegangen sein mag,
den drei Samwer-Brüder sagt man nach, dass sie vor allem erst einmal die drei
Samwer-Brüdern sehen, wenn es etwas zu verteilen gibt. Kurz vor fälligen
Ausschüttungen – diese Geschichten halten sich in der Community hartnäckig –
hätten außenstehende Geschäftsführer plötzlich unter ungeklärten Umständen
Samwer-Firmen verlassen. Ohne in den Genuss von Ausschüttungen gekommen zu sein.
Das Vermögen der Brüder soll nach zahllosen Firmengründingen
und — verkäufen inzwischen die Summe einer halben Milliarde Euro überschritten
haben, allerdings aller drei zusammen. Sie gehören damit zu den 200 reichsten
Deutschen. Doch jetzt ist also Teilen angesagt, kündigt Oliver Samwer an. Um
die Zukunft zu gewinnen, brauche er mehr Brüder – »wenn man die Welt so
gleichmäßig sieht wie wir.«
Denn die Samwers haben sich längst vom kerneuropäischen
Blickwinkel gelöst. Firmenideen aus den USA zunächst auf den deutschsprachigen
Raum und dann noch auf ein paar Nachbarländer zu übertragen, das reicht nicht
mehr. Längst schauen sie auf die ganze Welt, installieren ihre Klon-Companys in
konkurrenzloser Geschwindigkeit vor allem in den riesigen Wachstumsmärkten in Asien
und Südamerika, auch auf Afrika. Dort sehen sie die Zukunft. Die Nachfrage
einer Zuhörerin nach den Gründen für die Krise des Gutscheinportals Groupon tut
Oliver Samwer denn auch leicht genervt ab. Als sei es eine fast schon
vergessene Fingerübung gewesen, die auch deshalb nicht so toll geklappt hat,
weil die Firmenidee von Gründer Andrew Mason halt nicht so weit getragen habe.
Er versucht gar nicht erst, das Urheberrecht für die
zahlreichen Geschäftsideen für sich zu reklamieren, mit denen er Millionen
macht. Ideen gebe es ja viele auf der Welt, allerdings sei die Umsetzung der
Idee das Entscheidende: »Wir haben nur gemacht, was der Aldi schon gemacht hat,
wir haben das Konzept in die ganze Welt gebracht. Das passt ja auch gut für
Deutschland: Wir sind detailorientiert und mit Blick auf die Gewinnmargen.« Die
Copycat-Kampagne können sie kaum noch hören bei Rocket und Zalando: Wenn VW ein
neues Automodell herausbringt, sage ja auch keiner, das sei ein Klon des ersten
Automobils, das Mercedes einst auf die Straße gebracht hatte.
Aber er macht den Zuhörern, vielleicht sind ja künftige
Investoren darunter, klar, dass Expansionstempo in möglichst vielen neuen
Märkten für ihn wichtig ist. Auch dann, wenn es nach herkömmlichen Maßstäben
noch viel zu früh für den Schritt über weitere Grenzen ist. Diese ungewöhnlich
hohe Geschwindigkeit beim Claimabstecken ist eines der wesentlichen Elemente
Samwerscher Expansionsstrategien. Und die sonst so vorsichtige Familie Haub
trage diesen Hochgeschwindigkeitsausbau der Geschäfte mit. Das hat sie durch
ihre Investments in Zalando und Zalora tatsächlich bewiesen.
Warum Samwer den Fuß stets auf dem Gaspedal hat? »Der Vorteil
des Ersten am Markt, die First Mover Advantage, ist im Onlinehandel extrem
wichtig. In Ländern, in denen Zalando zuerst ist, kann es die Bedeutung Amazons
einnehmen«, sagt er. Oft ist er dank seiner Gründungsroutine und seiner
fliegenden Spezialteams als Erster in den jungen Märkten. Mehrfach schon hat er
so das sehr viele größere Amazon düpiert, das selbst Oliver Samwer für die
Benchmark des Onlinehandels hält. Und wer weiß: Vielleicht hätte es Zalando,
zumindest als Nummer eins, nie gegeben, wenn Zappos früh nach Europa gegangen
wäre und hier den Markt für den Online-Schuhhandel besetzt hätte.
Und dann berichtet er, wie es war, als er die Investoren früh
auf die ganz große Expansionsvision für Zalando einschwor: »2009 hat Haub
investiert, 2010 saßen wir wieder da. Damals war der Trustlevel der Familie
Haub noch nicht so da.« Was wohl bedeuten soll: Die Haubs waren noch nicht
restlos überzeugt. »Da haben wir gesagt: Zalando funktioniert – lass uns das
doch noch in mehr Länder bringen. Wir haben eine schlichte Google-Research
gemacht und gesehen: Der nächste Markt könnte Lateinamerika sein, die
BRIC-Staaten.« Das offenbar überzeugte Haub, jetzt stand er hinter der
aggressiven Internationalisierung des Konzeptes. BRIC, das sind die stark
wachsenden Märkte Brasilien, Russland, Indien und China.
Auf einer
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