Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Diogenes, darf man ihn problemlos besprechen. Nur die eigenen Leute werden ignoriert, obwohl die öffentlichen Beiträge ja genau dafür da sind, unbekannte Talente zu fördern. Aber so ist das halt, der Kuchen soll nicht in noch kleinere Stücke zerteilt werden.“
„Gut, dann hat Guido Bär also kein Geld bekommen. Aber was bitte hat das mit dem Mord zu tun?“
„Mein Informant glaubt, dass es eine oder zwei, vielleicht drei Personen gibt im Umfeld der Aargauer Literatur, die aus lauter Neid und Missgunst durchaus in der Lage wären, zu drastischen Mitteln zu greifen.“
„Aber doch nur, wenn Bär eben diese Beiträge erhalten hätte?“
Steff seufzte. „Für einen Polizisten mit Kaderfunktion bist du reichlich naiv. Sie sind neidisch darauf, dass der Bär von seinem Schreiben leben konnte, sich nicht dauernd nach Sponsoren umsehen musste. Er scheint ein zufriedener, positiver Mensch gewesen zu sein, und es gibt Leute, die das partout nicht ertragen können. Du musst doch wissen, wie zerstörerisch Neid sein kann.“ Er machte eine kurze Pause. „Oder Eifersucht.“
„Schon gut, Steff, keine persönlichen Angriffe bitte. Hast du Namen?“
„Natürlich nicht für dich. Vielleicht kannst du gelegentlich mit meinem Informanten reden, aber nur, wenn ich von dem Handel auch etwas habe. Ich warte, ciao.“
Theoretisch wäre es möglich, Steff zu einer Aussage zu zwingen, aber eben nur theoretisch. Nick wusste, dass der Journalist bei einer Einvernahme schweigen würde, Quellenschutz nannte er es. Es lohnte sich im Moment nicht, weitere Gedanken daran zu verschwenden. Aber dass er sich im Literaturbetrieb umsehen musste, das war ihm klar, nur wusste er nicht wo anfangen. Zugegeben, er war wirklich ein Banause in dieser Hinsicht.
„Como es posible, hombre? Madre de dios, quantas veces ...“ Peter Pfister regte sich mächtig auf, und das an einem Sonntagmorgen. Am Draht hatte er Jordi, seinen Nachbarn aus Las Rosas an der Costa Brava, der ihm berichtete, dass zum dritten Mal Backsteine, Werkzeug, Schubkarren und anderes Material von der Baustelle verschwunden waren. Das Haus wurde renoviert, damit Peter und seine Frau nach der Pensionierung dort komfortabel leben konnten: neue Fenster, neue Plattenböden, neues Dach mit Sonnenkollektoren für warmes Wasser. Natürlich wusste jeder Spanienkenner, dass man die Handwerker dort nicht allein lassen durfte, sonst geschah gar nichts. Deshalb hatte sich Peter ja die Unterstützung von Jordi geholt, der immer dort wohnte und ein Auge auf den Fortschritt der Arbeiten haben konnte. Aber dass die Baustelle nachts abgeräumt würde, damit hatte keiner gerechnet, sogar die örtliche Polizei tappte im Dunkeln. Es schienen gut organisierte Banden unterwegs zu sein; das Phänomen war entlang der ganzen katalanischen Küste aufgetaucht und bereitete den Behörden Bauchschmerzen.
„Gut, Jordi, danke für die Mitteilung. Zum Glück sind die Sonnenkollektoren noch nicht geliefert worden, das wäre uns teuer zu stehen gekommen! Machen wir es wie beim letzten Mal: du lässt dir von der Polizei einen Rapport ausstellen und ich rede mit den Versicherungsleuten. In einem Monat bin ich endlich frei und kann selber zum Rechten sehen – muchas gracias, hasta luego.“
Verdammte Negerordnung, murmelte Peter, der sich gerne und absichtlich politisch unkorrekt ausdrückte. Was wollte er eigentlich in einem Land, in dem einem der Kies vom Parkplatz gestohlen wurde? Wäre er nicht besser dran in der Schweiz, wo man das Eigentum des anderen achtete? Wo man sicher sein konnte, dass die Nachbarin im Wohnblock über die Sauberkeit der Waschmaschine wachte? Aber genau das war es ja, was ihn nach Spanien zog: die Überkorrektheit der Schweizer, die Enge und die ständigen Verpflichtungen wollte er hinter sich lassen und sich einen lockeren Lebensstil angewöhnen, so wie er ihn in den Ferienwochen jeweils erlebt hatte. Nur, und das fragte er sich zum ersten Mal überhaupt, würde sich das Urlaubsgefühl auch einstellen, wenn seine Zeit nur noch aus Urlaub bestand? Aber er hatte sich nun mal auf das Abenteuer Spanien eingelassen, und daran würde er festhalten. Keine Zweifel jetzt, es war zu spät dafür. Er schaute auf die Uhr: zwanzig vor zehn. Zeit für den sonntäglichen Frühschoppen in der 'Krone', das würde ihn auf andere Gedanken bringen.
„Hallo Nick, Angela. Kannst du auf mich verzichten an der Sitzung? Ich habe einen Termin beim Verleger von Guido Bär in Rheinfelden, er hat nur
Weitere Kostenlose Bücher