Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
getrockneten Tomaten neben den Käse auf den Tisch stellte und einen Krug mit Wasser füllte.
Marina drehte sich um. „Du, mir ist gerade eingefallen, dass Maggie vor Kurzem etwas von einem Schreibseminar gesagt hat. Sie war auf dem Herzberg, ich glaube im letzten Herbst.“
Nick brachte die Flasche und öffnete sie. „Interessant. Weisst du, wer der Leiter war?“
„Nein, keine Ahnung, aber ich glaube nicht, dass es Guido Bär war. Daran würde ich mich erinnern. Santé, mon cher.“ Sie tranken einen Schluck und widmeten sich den Köstlichkeiten auf dem Tisch, aber dann stand Nick wieder auf.
„Es lässt mir keine Ruhe, ich muss ganz kurz mit ihr sprechen.“ Er holte sein Mobiltelefon und setzte sich wieder, nahm ein Stück Gruyère in den Mund und wählte ihre Nummer. Dann wurde sein Gesicht stocksteif und er unterbrach den Anruf ohne ein Wort.
„Was war denn das? Falsche Nummer?“ Marina legte sorgfältig eine Scheibe Brie auf ihr Brot und biss genüsslich hinein. „Du hast sie doch gespeichert.“
„Andrew. Das war Andrew, und andere Stimmen im Hintergrund.“ Nick leerte sein Weinglas in einem Zug und machte eine Bewegung, als ob er es an die Wand schmeissen wollte. „Scheisse.“
„Hey, Nick.“ Marina packte sein Handgelenk und hielt es fest. „Ich bin hier, und ich gehe nicht weg.“ Sie sprach eindringlich. „Andrew tut was er will, das weisst du. Lass ihn.“
„Aber was will er hier? Er soll sich gefälligst fernhalten von uns!“
„Tut er ja. Er ist vermutlich bei Maggie und Selma zu Besuch, und das kannst du ihm nicht verbieten. Ich habe ihn weder gesehen noch gehört. Sieh mich an.“
Zwanzig lange Sekunden schauten sie sich in die Augen, dann senkte Nick den Blick. „Entschuldige. Trinken wir auf unsere Zukunft und vergessen wir Andrew.“ Aber genau das konnte er nicht, Marina sah die quälende Eifersucht in seinen Gesichtszügen. Irgendwann wird er darüber lachen können, dachte sie. Irgendwann, in tausend Jahren.
„Ihr Liebling hat eine Patellaluxation. Bei kleinen Hunden kommt das öfter vor, und es gibt gute Behandlungsmöglichkeiten, Frau Scholl.“ Der gut aussehende, gross gewachsene Tierarzt stützte seine Hände auf den Behandlungstisch und richtete seine strahlenden blauen Augen auf das Gesicht von Sabine Scholl. Sie verstand nicht und schaute zu ihrem Begleiter, einem eher schmächtigen und bleichen Mann, der mindestens fünfzehn Jahre jünger war als sie. Auch der Arzt wandte sich an den Mann. „Schauen Sie, ich habe hier das Modell eines Knies, Herr Scholl.“
„Scheidegger.“
„Entschuldigen Sie, Herr Scheidegger, ich dachte –. Also, hier sehen Sie den flexiblen Teil des Gelenks, und hier die Kniescheibe. Wenn das Gelenk nicht richtig gewachsen ist, was bei kleinen Rassen leider öfters vorkommt, kann sich die Kniescheibe seitlich bewegen und aus dem Gelenk springen. Am Anfang springt sie gleich wieder zurück, das haben Sie ja bei Stella gesehen, aber es entstehen Langzeitschäden, wenn man nichts dagegen tut.“ Er lächelte und wandte sich wieder an Sabine Scholl. „Wir können nächste Woche operieren, und inzwischen gebe ich Ihrer Stella eine Spritze, damit sie sicher keine Schmerzen hat.“
Stella jaulte jämmerlich auf beim Einstich, und der Tierarzt musste blitzartig die Hand vor den spitzen Zähnchen seiner Patientin retten.
Am Empfang der Tierklinik vereinbarten sie einen Operationstermin, und dann gingen Sabine Scholl und ihr Begleiter über den Parkplatz zum Jaguar.
„Siehst du, mein Lieber, endlich ein vernünftiger Tierarzt, der etwas versteht von seinem Geschäft“, bemerkte Sabine. „Nett, freundlich, erklärt was er tut, und sieht erst noch gut aus. Ein Glücksfall, würde ich sagen.“
„Und einer, der sehr gut weiss, womit man sein Geld am besten verdient“, antwortete er. „Er kennt sich vor allem mit den Menschen aus, die am anderen Ende der Hundeleine sind. Und die seine hohen Kosten berappen.“
Sabine kannte den sarkastischen Ton ihres Freundes und beschloss, ihn zu ignorieren. „Ach weisst du, am Geld soll es nicht liegen, wenn meine kleine Stella nach der Operation wieder ohne Beschwerden laufen kann.“
„Du trägst sie dauernd, eigentlich muss sie gar nicht laufen können.“ Er verzog sein Gesicht zu einem versöhnlichen Lächeln. „Ich weiss, wie viel sie dir bedeutet, und du kannst es dir ja auch leisten.“ Er schaute in ihr glattes Gesicht und dachte an die Kosten der Botox-Spritzen. Dann dachte er an
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