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Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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Friaul und einen kalabrischen Primitivo mit nach oben, und aus dem Kühlschrank holte er den Pizzateig, den Marina aus dem Italienerladen mitgebracht hatte. Frische Tomaten, etwas Rohschinken, ein paar Artischockenböden, Mozzarella; mehr brauchte er nicht. Er goss drei Gläser ein, setzte sie auf ein Tablett und ging die Treppe hoch.
    „Voilà, Mesdames, der Weisswein.“ Er wurde sofort in eine Diskussion um Badezimmerfarben verwickelt, die allerdings zu keinem Resultat führte. „Ich koche lieber und überlasse euch die innenarchitektonischen Feinheiten. Duschen kann ich überall, Hauptsache ich habe genug Platz.“
    Marina verdrehte die Augen und Maggie lächelte bedauernd; sie hatte fest mit Nick gerechnet. Aber so war es in ihrem Beruf: der Kunde, oder vielmehr die Kundin, war König.
    Sie gingen nach unten, und während Nick die Pizza zubereitete, sprachen sie über andere Aspekte der Renovation, die in den nächsten zwei Monaten stattfinden sollte. Die Terrasse wurde vergrössert und teilweise verglast, der Parkettboden musste abgeschliffen und neu versiegelt werden, die Wände waren schon etwas vergilbt und brauchten einen neuen Anstrich, und natürlich war da die Totalerneuerung des Badezimmers. Nick und Marina mussten für die Umbauzeit in Marinas Wohnung an der Schiffländestrasse umziehen, die sie nachher vermieten wollte.
    „Hast du alles im Griff, Maggie?“ fragte der Hausherr, als er das Essen servierte. „Kosten, Termine, Handwerker – alles unter Kontrolle?“
    Maggie nickte. „Genau wie du in der Küche und bei der Jagd nach Mördern, mein Lieber.“
    „Küche stimmt, aber der Mord macht uns zu schaffen. Du kennst doch Anatole Scheidegger, den Schriftsteller. Er war am letzten Freitag anlässlich der Verleihung des Kunstpreises in Holderbank, und zwar sollte er die VIPs begrüssen. Hast du ihn dort gesehen?“
    Marina lachte. „Wow, du bist ja gesellschaftlich richtig etabliert, Maggie! Wie hast du das geschafft?“
    Maggie winkte ab. „Ein Auftrag bei einem der Bankdirektoren, das ist alles. Ehrlich gesagt war der Abend eher langweilig, aber gut für die Kundenpflege. Ich glaube nicht, dass ich Herrn Scheidegger gesehen habe; ich gehöre allerdings auch nicht zu den VIPs, die speziell empfangen wurden. Abgesehen davon ist es auch möglich, dass ich ihn nicht erkannt habe; ich war nur ein einziges Mal an einer Lesung, und du weisst ja, dass er das Seminar nicht selbst geleitet hat. Ist er verdächtig?“
    „Er ist ein Zeuge, dessen Aussagen wir überprüfen. Ist dir sonst etwas aufgefallen?“
    „Du darfst nichts sagen, schon klar. Nein, mir ist nichts aufgefallen, aber Andrew hat draussen eine Auseinandersetzung beobachtet. Er wollte mir davon erzählen, aber dann wurden wir von einem Bekannten von ihm, einem Doktor Scholl, unterbrochen, und ich fragte nicht mehr danach.“
    Nick stand auf, um noch mehr Wein zu holen. Mit dem Rücken zum Tisch fragte er: „Was für eine Auseinandersetzung?“
    „Ich weiss es nicht, du musst ihn selber fragen. Er ging eine Zigarre rauchen nach dem Essen, draussen gab es Stehtische dafür. Er sagte etwas von einem Streit, weil jemand zu spät kam, aber wie gesagt, Genaueres weiss ich nicht.“ Sie schaute ihn forschend an. „Glaubst du, es könnte wichtig sein?“
    „Schon möglich.“
    Maggie fasste ihn am Arm. „Komm schon, du kannst nicht ewig schmollen. Ich mache dir einen Vorschlag.“ Sie schaute auf die Uhr. „Er sitzt jetzt im Flugzeug nach Kalifornien. Immer wenn er irgendwo gelandet ist, ruft er mich an oder schickt eine SMS. Ich sage ihm, er soll dich morgen früh anrufen, du brauchst seine Aussage. In Ordnung?“
    Nick zögerte, aber am Ende siegte die Professionalität. „In Ordnung.“ Er tat einen tiefen Atemzug. „Mehr Pizza, oder noch ein Glas Wein, oder beides, Ladies?“

8 Freitag

    Gody Kyburz war ein Frühaufsteher. Zwischen fünf und halb sechs Uhr absolvierte er seine Jogging-Runde, nach der Dusche nahm er sich Zeit für ein gesundes Frühstück und die Zeitungslektüre. An diesem Morgen verschlug es ihm allerdings beinahe den Appetit. Mord im Kunstmilieu – Eifersuchtsdrama? lautete die Schlagzeile, darunter in etwas kleinerer Schrift Die Frauen liebten Guido Bär, und er liebte die Männer . Dann kam ein gewundener Bericht über einen namenlosen bisexuellen Schriftstellerkollegen, dessen Geliebte den Ermordeten anbetete und der seinerseits verliebt war in den Lebenspartner des Toten. Der Text war in der

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