Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Möglichkeitsform geschrieben und enthielt jede Menge Fragezeichen, so dass dem Journalisten – Steff Schwager natürlich – kein Anwalt auch nur im Entferntesten eine Verleumdungsklage anhängen konnte.
„Woher hat Schwager diese blödsinnige Geschichte? Etwa von Angela?“ rief Gody wütend, als er Nick auf seinem Handy erreichte.
„Nein, sicher nicht, es ist aus zwischen den beiden.“ Auch Nick war früh erwacht und hatte die Zeitung schon gelesen. Der Artikel amüsierte ihn, weil Steff so offensichtlich im Nebel stocherte. „Du kennst Schwager, er saugt sich etwas aus den Fingern und bastelt sich eine Wahrheit zusammen, Hauptsache er ist der Erste.“
„Aber könnte etwas dran sein an dieser Geschichte? Habt ihr den Fall schon aus diesem Blickwinkel betrachtet?“
„Nein, wir haben ja immer noch kein Motiv. Aber bitte denk dran, Steff Schwager hört das Gras wachsen, das war schon immer so. Gody, können wir später darüber reden? Ich erhalte gerade einen anderen Anruf. – Gut, bis dann.“
Marina brachte Nick das Festnetztelefon. „Dein Zeuge aus Kalifornien ist dran.“ Sie küsste ihn auf die Stirn und ging ins Bad.
„Hallo Andrew.“ Nicks Stimme war gepresst, das Gespräch kostete ihn grosse Überwindung.
„Hallo Nick. Wie ich höre, brauchst du von mir eine Aussage zum letzten Freitagabend.“ Andrew klang frisch und munter, obwohl er zwölf oder dreizehn Stunden im Flugzeug hinter sich hatte.
„Ja, genau. Maggie sagt, du hättest draussen vor dem Festsaal einen Streit beobachtet. Kannst du mir erzählen, was da passierte? Wir überprüfen ein Alibi, deshalb könnte es wichtig sein.“
„OK, lass mich nachdenken. Also, ich ging nach dem Essen nach draussen, um eine Zigarre zu rauchen. Es war noch jemand dort, ein älterer Herr, und wir plauderten ein bisschen, wie es unter uns ausgeschlossenen Rauchern üblich ist. Er hat einen adeligen Namen, er heisst – hier, ich habe seine Visitenkarte, Cuno von Ottenfels. Ein ziemlich interessanter und kultivierter Mensch übrigens. Während wir uns unterhielten, fuhr plötzlich ein Mann auf einem Fahrrad zum Haupteingang. Er machte einen gestressten und nervösen Eindruck, liess das Rad fallen und wollte hineingehen, da kam ihm ein anderer Mann entgegen. Der war aufgeregt und schrie ihn an, warum er erst jetzt komme, er hätte schon um sieben Uhr hier sein sollen. Er könne gleich wieder gehen, solche Mitarbeiter könne er nicht brauchen. Sie gingen hinein, und das wars auch schon. Es war eher eine Szene als ein Streit, you know.“
„Wie sahen die Männer aus? Kanntest du sie?“
„Der eine, der wütende, könnte der Event-Manager gewesen sein, ich hatte gesehen, wie er den Ablauf des Anlasses organisierte; aber es war ziemlich dunkel draussen, ich kann nicht sicher sein. Beide trugen dunkle Anzüge mit weissem Hemd, was auf fast alle anwesenden Männer zutraf. Allerdings scheint dieser Herr von Ottenfels den Mann auf dem Fahrrad gekannt zu haben. Er sagte, Künstler seien notorisch unzuverlässig, wer das nicht wisse, sei selbst schuld.“
Nick atmete tief durch. „Andrew, diese Aussage bestätigt vermutlich eine unserer Hypothesen. Ich danke dir.“
„Kein Problem. Schickst du mir ein Protokoll, das ich mit einer elektronischen Signatur versehen kann?“
„Mal sehen, ob unsere neue Staatsanwältin so etwas akzeptiert. Ich melde mich.“
„Gut, aber bitte nicht in den nächsten sechs Stunden. Und falls es notwendig ist, kann ich in etwa zehn Tagen wieder in der Schweiz sein. Das wäre dann die Zeit, wo du und ich wieder mal einen Single Malt trinken könnten. Bye.“
Nick konnte nur den Kopf schütteln. Ausgerechnet Andrew lieferte ihm den entscheidenden Hinweis. Andrew, von dem er gehofft hatte, er sei aus seinem Leben verschwunden, für immer.
Von hinten legten sich Marinas Arme um seine Mitte, sie lehnte ihren Kopf an seinen Rücken. „Ich habe es mir überlegt, mein Liebster. Ich werde dich heiraten, wenn du mich nochmal fragst.“
Die Tatsache, dass die Geschichte von Steff Schwager im ganzen Team auf grosse Erheiterung stiess, beruhigte Gody, und er liess sich zu einem herzhaften Biss in ein Croissant verleiten. Als dann Nick auch noch vom Gespräch mit Andrew Ehrlicher berichtete und damit das Alibi von Scheidegger platzen liess, war die Stimmung plötzlich elektrisiert. Alle wollten etwas tun, es musste schnell gehen, und gleichzeitig durfte man nichts übersehen.
„Rushford und von Ottenfels haben uns die Szene
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