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Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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lasse sie dann arbeiten? Selbstmord wäre das, nichts als geschäftlicher Selbstmord.“

    Richard Wiedmer, in der kantonalen Verwaltung bekannt unter dem Spitznamen 'scharfer Richi', war einer jener Politiker, denen jeder Franken Staatsausgaben ein Dorn im Auge ist. Insbesondere wehrte er sich gegen die 'Heerscharen von unqualifizierten Experten und Beratern', zum Beispiel die 'Qualitätsheinis', die seiner Ansicht nach die Verwaltungsprozesse nur verzögerten und verteuerten. Seine Organisation, das Bildungszentrum Herzberg, war vor ein paar Jahren aus der kantonalen Verwaltung herausgelöst und privatisiert worden, aber er führte immer noch gewisse Kurse für die Weiterbildung von Lehrpersonen durch und hatte dafür einen Leistungsauftrag mit dem Bildungsdepartement. Das führte auf ganz logische Weise dazu, dass er im Rat jeweils vehement gegen die Erhöhung der Lehrerlöhne votierte, aber für die Aufstockung des Bildungskredits für eben diese Personengruppe. Ebenso logisch war für ihn als Privatmann der Bezug von Subventionen für die Errichtung einer Solaranlage auf seinem Dach, während er als Grossrat die Grüne Partei und ihre Ideen für alternative Energie wortreich bekämpfte.
    Als er jetzt Nick Baumgarten gegenüber sass, war er im Clinch zwischen der 'ineffizienten Polizei, die sich mit unwichtigen Details beschäftigt' und seiner Ansicht, dass man die Todesstrafe für Mörder wieder einführen müsste. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Baumgarten zu helfen; gleichzeitig würde er darauf achten, dass ihm der Mann nicht zu viel seiner kostbaren Zeit stahl.
    „Kommen wir zur Sache, Baumgarten. Ich habe Ihrer Sekretärin schon gesagt, dass ich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes weder in Teilnehmerlisten noch in Seminarbeurteilungen Einblick gewähre, aber wenn Sie präzise Fragen stellen, antworte ich wahrheitsgetreu.“
    „Danke, Herr Wiedmer. Auf einer Skala von eins bis zehn, wie waren die Beurteilungen von Guido Bärs Seminaren?“
    „Neuneinhalb.“
    „Und die der Kurse von Anatole Scheidegger?“
    „Höchstens drei.“
    „Hatte das Konsequenzen für Herrn Scheidegger?“
    „Es wird Konsequenzen haben. Ich werde das Kursprogramm ab Herbst dahingehend anpassen, dass wir für die Schreibseminare nicht mehr auf Anatole Scheidegger zurückgreifen.“
    „Planten Sie, Guido Bär an seiner Stelle einzusetzen?“
    „Jawohl, und jetzt habe ich natürlich ein Problem. Das beste Pferd im Stall ist tot.“
    „Wussten Guido Bär und Anatole Scheidegger von Ihren Plänen?“
    „Bär wollte ich erst informieren, wenn ich mir über die genaue Anzahl der Kurse klar war. Mit Scheidegger habe vor ungefähr zwei Wochen telefoniert und ihm die Sachlage geschildert. Er war nicht sehr erfreut, das muss ich sagen.“
    „Können Sie diese Aussage etwas präzisieren?“
    „Zuerst drohte er mit rechtlichen Schritten, und als ich ihn auslachte, begann er zu betteln und mich anzuflehen, meinen Entschluss nochmals zu überdenken. Das kam für mich selbstverständlich nicht in Frage. Am Ende sagte er, es sei nicht fair, und er werde mit Guido Bär reden. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass ihm das nichts nützen würde, aber er blieb dabei.“
    „Danke, das wars, Herr Wiedmer. Ich will Sie nicht weiter stören, auf Wiedersehen.“
    „Kommen Sie, Baumgarten, heraus mit der Sprache. Haben Sie auf Grund meiner Aussage den Beweis für eine Anklage?“
    „Dazu kann ich leider nichts sagen, Herr Wiedmer. Schutz der Persönlichkeit, Sie wissen schon.“
    Präzise und effizient, das muss man ihm geben, dachte Richard Wiedmer. Etwas mehr Informationen über den Stand der Ermittlungen hätte er allerdings schon gerne gehört. Gelegentlich würde er Gody Kyburz im Vertrauen sagen, dass ein bisschen mehr Flexibilität im Umgang mit wichtigen Zeugen diesem Baumgarten nicht schaden könnte.

    Nick fuhr die zwei Kilometer auf der schmalen Strasse vom Herzberg bis zur Staffelegg, wo er den Wagen parkierte. Er ging auf dem Kiesplatz hin und her und versetzte den Steinen Fusstritte. Jetzt verstand er Angelas Wut auf Wiedmer: man fühlte sich ohnmächtig gegenüber dieser grenzenlosen Arroganz, und der militärische Ton verstärkte den Widerwillen nur noch. Trotzdem, er hatte jetzt ein mögliches Motiv. Er nahm sein Handy und rief Pino an. „Ich glaube, wir nähern uns dem Ziel. Sag den andern, sie sollen in einer halben Stunde im Büro sein, inklusive Gody und Frau Dumont. Ich habe noch etwas Kleines zu

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