Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
verschwiegen. Warum?“
„Vielleicht wollen sie Scheidegger schützen“, mutmasste Angela. „Aber wovor?“
„Rushford hat eine Vergangenheit als Dealer, das könnte mitspielen“, erklärte Pino. „Er scheint zwar jetzt sauber zu sein, aber vielleicht betreibt er immer noch ein kleines Nebengeschäft.“
„Mit Partydrogen, wenn er schon Partys organisiert.“ Peter nickte. „Ich kümmere mich um ihn, er kennt mich schon.“
„Was ist mit St. Moritz?“ fragte Gody.
„Bis jetzt ist alles ruhig; Peider meldet sich, wenn etwas passiert.“
Nick bat Angela, anstelle von ihm zu den Beniaks zu fahren. „Schau dir die Unterlagen an, die die Schwester gefunden hat. Ich fahre direkt zu Richard Wiedmer, sonst komme ich zu spät. Und ich will mit von Ottenfels reden.“
„Vergiss nicht, ihn nochmals auf den Roman anzusprechen.“
„In Ordnung, aber die Sache ist wirklich etwas weit hergeholt, Angela.“
Sie vereinbarten, dass Pino im Büro bleiben sollte, um die Informationen zu koordinieren, sie weiterzuleiten und dafür zu sorgen, dass auch die Staatsanwältin jederzeit erreichbar war. Unter Umständen musste innerhalb von Minuten ein Haftbefehl ausgestellt werden.
„Kommen Sie, Frau Kaufmann, wir setzen uns in die Küche, dort haben wir Platz für die Papiere, und die Kaffeemaschine ist auch nicht weit.“ Marketa trug einen orangefarbenen Kaftan, dazu ein halbes Dutzend afrikanisch anmutende Armreifen. „Pavel und Carola sind drüben, falls wir sie brauchen. Sie wollen am Montag die Praxis wieder öffnen.“
Gut, dachte Angela, es kehrt wieder etwas Normalität ein.
„Hier sind die Ordner, von denen ich Ihrem Vorgesetzten berichtet habe. Der dicke enthält vorne die Administration, die Korrespondenz mit dem Veranstalter, Honorarabrechnungen und so weiter. Dann folgt der Ablauf des Seminars, den Guido vermutlich immer wieder verwendete, die Texte, die er als Beispiele brauchte, sowie seine Notizen. Die fünf dünnen Ordner sind den einzelnen Kursen gewidmet, mit Teilnehmerlisten, Feedbacks, Übungstexten der Teilnehmenden, und wieder Notizen von Guido.“
„Ein ordentlicher Mensch, fast schon zu ordentlich“, bemerkte Angela. „Woher haben Sie diese Unterlagen?“
Marketa hob die Augenbrauen. „Aus seinem Arbeitszimmer, sie waren schon immer dort. Ihre Spurensicherung hat sie einfach nicht beachtet. Was die Ordentlichkeit betrifft: wir haben alle unsere kleinen Neurosen, und solange sie die Umwelt nicht als störend empfindet, schaden sie nicht. Sie profitieren jedenfalls von Guidos Sinn für Organisation und Disziplin.“
„Ja, das stimmt. Wir wissen allerdings immer noch nicht, ob die Unterlagen überhaupt Hinweise enthalten auf den Mord. Warum glauben Sie, dass sie wichtig sind?“
„Es ist nur so ein Gefühl, ehrlich gesagt. Und nach dem, was heute in der Zeitung steht, könnte es sich ja wirklich um Eifersucht handeln, nicht wahr?“ Sie stand auf und brachte Angela einen Espresso. „Ich denke dabei an einen Ehemann, dem die Schwärmerei seiner Frau für einen Kursleiter zu viel wurde, nur so als Hypothese.“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Schauen Sie, hier.“ Die Seite war mit einem roten Kleber markiert. „Das ist die einzige wirklich schlechte Kritik an Guidos Seminar, und sie stammt von einem Mann, Klöti heisst er. Und hier, aus einem früheren Seminar, haben Sie die begeisterte Rückmeldung einer Frau Klöti. Es wäre doch gelacht, wenn hier kein Zusammenhang bestünde.“
„Die Adressen stimmen allerdings nicht überein, die zwei Klötis wohnen in verschiedenen Ecken des Kantons.“ Ein kurzer Blick auf die Teilnehmerlisten reichte Angela. „Und wenn ich die Rückmeldung von Herrn Klöti lese, scheint er mir eher beleidigt gewesen zu sein darüber, dass Guido Bär seine Arbeiten zu wenig würdigte. 'Den einzelnen Teilnehmern wurde nicht genug Zeit gewidmet', schreibt er, 'die Kursleitung legte zu viel Gewicht auf einen modernen Schreibstil'. Das klingt für mich nach jemandem, der nicht das Lob erhielt, das ihm aus seiner Sicht zustand.“
„Ach, Sie haben vermutlich Recht.“ Marketa streichelte die Tigerkatze, die sich laut schnurrend auf einem offenen Ordner niedergelassen hatte. „Ich habe einfach etwas gesucht, das meinen Bruder entlasten könnte, und meine Fantasie ist mit mir durchgegangen.“ Sie seufzte. „Aber wenigstens werfen diese Papiere ein gutes Licht auf Guido. Für Pavel ist es tröstlich zu wissen, dass er ein begeisternder Lehrer
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