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Schritte im Schatten (German Edition)

Schritte im Schatten (German Edition)

Titel: Schritte im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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englischer (
Walking in the Shade
) als auch in deutscher Sprache. Lediglich drei Jahre waren seit der Veröffentlichung von
Unter der Haut
vergangen, dem ersten Band der Autobiografie
.
In
Schritte im Schatten
erzählt Doris Lessing aus den Jahren 1949 bis 1962 : von ihrer Ankunft im London der Nachkriegszeit bis zum Erscheinen des
Goldenen Notizbuchs
, das allgemein als ihr Hauptwerk gilt. In diesen Jahren stand Doris Lessing im Zentrum des vom Kommunismus geprägten intellektuellen Lebens in London und musste sich darüber hinaus als Schriftstellerin und als alleinerziehende Mutter behaupten. Zum Zeitpunkt des Erscheinens von
Schritte im Schatten
befand sich Doris Lessing im achtundsiebzigsten Lebensjahr und blickte auf ein überaus umfangreiches, vielgestaltiges Werk zurück.
     
    Im ersten Band der Autobiografie,
Unter der Haut
, der ebenfalls im Rahmen der vorliegenden Werkauswahl neu aufgelegt wurde, hat Doris Lessing aus den ersten drei Jahrzehnten ihres bewegten Lebens berichtet, aus der Zeit von 1919 bis 1949 . Gegenstand ihrer Betrachtungen waren Kindheitsjahre in Persien und im afrikanischen Busch, eine Jugend in der Hauptstadt der britischen Kolonie Südrhodesien, zwei gescheiterte Ehen, politische Arbeit, die ersten Versuche als Schriftstellerin sowie der langsam reifende Entschluss, die Kolonie zu verlassen und nach England zu gehen. Durchzogen war der erste Band der Autobiografie auch von Überlegungen zu der Frage, wie es gelingen könnte, in einer Autobiografie »die Wahrheit« zu sagen, von Überlegungen zur Frage der Authentizität. Resümierend schrieb Doris Lessing Ende der neunziger Jahre dazu: »Unser Blick auf das eigene Leben verändert sich unentwegt, er fällt in verschiedenen Lebensaltern verschieden aus. … Früher glaubte ich, Autobiografien enthalten, was die Autoren über ihr Leben denken. Inzwischen glaube ich: ›Das haben sie
zu diesem Zeitpunkt
gedacht.‹ Ein Zwischenbericht – genau das ist eine Autobiografie.« Entsprechend stellte Doris Lessing sich selbst und ihre Betrachtungsweise während des autobiografischen Erzählens immer wieder in Frage, wodurch sie den vorläufigen, temporären Charakter ihrer Darstellung betont. Diese reflektierende Art des autobiografischen Erzählens ermöglichte es, über das unmittelbar Persönliche hinauszugehen und das Erlebte zu verallgemeinern, in einen größeren Zusammenhang zu stellen: Der erste Band von Doris Lessings Autobiografie war somit, wie die Kritik anerkennend hervorhob, auch die »Biografie einer Zeit«.
     
    Der Gedanke, dass eine Autobiografie in erster Linie als Zwischenbericht zu lesen ist, lässt sich auch bei der Lektüre von
Schritte im Schatten
nachvollziehen. Betrachtet man jedoch die strukturellen und inhaltlichen Unterschiede, die zwischen den beiden Bänden der Autobiografie bestehen, so liegt es nahe, in
Schritte im Schatten
weniger die »Biografie einer Zeit« als vielmehr ein Stück Sozialgeschichte und darüber hinaus die Geschichte der
Éducation sentimentale
einer Autorin zu sehen: Der Kommunismus und seine Auswirkungen auf das intellektuelle Leben der fünfziger Jahre stehen im Zentrum des Erzählens, die schriftstellerische Arbeit wird immer wieder hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Relevanz befragt, und nicht zuletzt reflektiert Doris Lessing ihre Position als Frau und als alleinerziehende Mutter auch mit Rücksicht auf deren politische Dimension.
    Was die Form des Erzählens angeht, so nutzt Doris Lessing in
Schritte im Schatten
eine andere Gestaltungsstruktur als in
Unter der Haut
. Hatte sie sich im ersten Band der Autobiografie einer Einteilung in einundzwanzig Kapitel bedient, die mehr oder minder – unterbrochen von Reflexionen über das autobiografische Schreiben selbst – der Chronologie ihres Lebens folgten, so untergliedert sie den Text des zweiten Bandes quasi geografisch in vier große, nicht nummerierte Abschnitte, die nach den wechselnden Londoner Adressen der Autorin benannt sind. Eingeschoben werden zum einen Abschnitte, die mit »Zeitgeist« überschrieben sind und zeittypisches, verallgemeinertes Gedankengut wiedergeben, und zum anderen Quellen wie beispielsweise Zeitungsartikel, die einen direkten Bezug zum politischen Tagesgeschehen herstellen.
     
    Die fünfziger Jahre waren die Zeit, in der sich Doris Lessing als Autorin etablierte. Der erste Band der Autobiografie endete damit, dass sie 1949 mit ihrem ersten, seinerzeit noch unveröffentlichten Roman
Afrikanische

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