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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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der Decke des Busses sind, verursacht von anderen Autos oder Tunnelbeleuchtung.
    Die A 40, die früher einmal A 430 hieß, bevor irgendjemand eine dreistellige Nummer für den längsten Parkplatz des Ruhrgebiets für unangemessen hielt (oder einen netten Deal mit einem Fabrikanten für blaue Schilder ausgehandelt hatte), taucht in den Untergrund, um dort die Stadtbahn abzuholen, deren Gleise bis Mülheim zwischen den beiden Richtungsfahrbahnen verlaufen. Freilich sind die Schienen verrostet und die Bahnsteige von Gangs bewohnt: dank der natürlichen Personenbarriere der Autobahn leicht zu verteidigen. Die A 40 ist für Fußgänger-Querverkehr eine Art Selbstschussanlage mit notorischen Tempolimit-Sündern als Munition.
    »Wo ist Lars-Peter?«, fragt Colin mühevoll.
    Blondy schüttelt traurig den Kopf, Tier grunzt von weiter hinten. »Während wir dich gesucht haben, tauchten Leute auf.«
    »Was für … Leute?«
    »Gläubiger«, seufzt Blondy. »Aber er konnte seine Schulden nicht bezahlen.«
    »Was denn für …«
    »… Schulden?« Blondy zuckt mit den Schultern. »Anscheinend gibt es komplizierte Vereinbarungen zu den Zahlungsbedingungen zwischen der Agentur und ihm.«
    Colin würgt, aber es kommt nichts, bloß eine Welle Kopfschmerzen.
    »Wie soll dann unsere Tour weitergehen?«
    »Sweetheart«, sagt Blondy, »deine letzten Auftritte sind abgesagt, weil du vermisst gemeldet worden bist.«
    »Bin wieder da«, behauptet Colin, aber es klingt nicht sonderlich überzeugend.
    »Wenn du dich sehen könntest, würdest du anders reden«, versetzt Blondy.
    »Spanisch?« Colins Stimme ist leise.
    »Wir haben uns getrennt«, sagt Blondy. Sie stutzt, merkt, dass ihre Antwort doppeldeutig gewesen ist. »Nicht was du denkst. Er wollte in Richtung Dortmund nach dir suchen, weil er dachte …«
    »Verräter«, krächzt Colin. »Er ist ein dreckiger Verräter.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er steckt mit Länglich unter einer Decke. Vermutlich sitzen die beiden gerade mit Lydia im Penthouse des … Phoenix-Hotels und ziehen sich Saurierhoden per Schischa rein. Lachen uns aus.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Sie haben es mir verraten. Dachten, ich wüsste es. Wusste es aber nicht. Das mit dem parfümierten Umschlag zum Beispiel. Den kann nur er uns untergejubelt haben. Wusste gar nichts. War zu blöd. Habe ihm nicht genug misstraut. Verdammter Wichser!«
    » Wer hat dir das verraten?«
    »Die Leute, die mich … befragt haben.«
    Blondy nimmt Colins Hand. »Und warum genau traust du denen?«
    Colin denkt an Verena. »Hast recht. Ich sollte keinem trauen. Nicht mal dir. Oder Tier. Oder James. Fährt mich bestimmt gerade wieder in dieses Loch.«
    »Loch?«
    »Geheimgefängnis.« Colin muss husten.
    »Hier, trink noch was. Was für ein Geheimgefängnis?«
    »Weiß ich nicht. Ich hab nirgendwo ein Schild gesehen. Kann ich nur raten. Obwohl …« Colin denkt an das Poster von Zweieinhalb. Wer hängt sich meinungsbildende Plakate mit dem Bundeskanzler in die Zellen? Wer verfügt sowohl über altmodisch gekleidete Praktikanten als auch über hyperaktive Referentinnen, die neue Prozesse etablieren? »Keine private Sicherheitsfirma«, sagt Colin. »Kein Nigerianer weit und breit. Keine Landesbehörde. Krieg ich noch mehr zu trinken? Kannst du James sagen, die A 40 ist keine Achterbahn?«
    »Ja und nein«, sagt Blondy. »Es waren oder sind irgendwelche Wagen hinter uns her. Ob Nigerianer oder deine obskure Geheimtruppe, weiß ich nicht. Will ich auch nicht rausfinden. Außerdem hat er noch nie im Leben einen so großen Bus gefahren. Ich fürchte, er hat nicht mal den passenden Führerschein.«
    »Mit dieser Verena würdest du dich vielleicht sogar ganz gut verstehen.«
    »Verena?«
    »Meine persönliche Befragungsreferentin. Sie ist ein bisschen mit High Heels auf mir herumgelaufen.«
    »Und das hat dich an mich erinnert?«
    »Ich habe ihr alles gesagt, was ich weiß, aber was sie mich gefragt hat, konnte ich nicht beantworten.«
    »Und das mit Spanisch?«
    »Habe ich irgendwie rausgehört. Dass mein Stiefvater irgendwelche fatalen Kontakte zu den Nazis hat, hätte ich ja seit Lydia ahnen können. Die stecken irgendwie unter einer Decke und verarschen mich. Uns.« Colin kneift die Augen zu, weil ihm die Fahrt über die löchrige Autobahn Übelkeit verursacht. Er lehnt sich zurück. »Es ist ein mieses Gefühl, wenn jemand hinter dir her ist«, sagt er. »Aber wenn es gleich mehrere Parteien sind – Nazis, Mafia, Nigerianer, irgendeine

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