Schülerin der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
ihr eigener Traum beschäftigte sie viel mehr. Auf merkwürdige Weise war ihr das skurrile Pärchen vertraut vorgekommen, die Situation auch, und für einen Moment hatte sie überlegt, ob sie vielleicht selbst Paona war. Naheliegend wäre es ja immerhin gewesen. Aber es gab keine Ähnlichkeit zwischen ihnen, obwohl sie während ihres Traums tatsächlich in Paonas Haut gesteckt hatte. Vielleicht war Paona jemand aus ihrer Vergangenheit? Vielleicht waren diese Bilder auch nur eine Nebenwirkung der Medikamente, die Meierson ihr verschrieben hatte? Angeblich sollten sie ja das Erinnerungsvermögen verbessern. Doch bisher war da nichts zurückgekehrt.
»Kommst du mit? Ich möchte den Vorfall von letzter Nacht der Leitung des Schlosses melden. Ich brauche dich zur Unterstützung«, sagte Sina, nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte.
Janine nickte, denn sie hoffte darauf, Krischan Tannert wiederzusehen. Doch zu ihrer Enttäuschung war lediglich Gloria Aden, seine Stellvertreterin, im Büro zu sprechen. Sina schilderte ihr das unheimliche Szenario in den schillerndsten Farben, und Janine merkte, dass auch Gloria ihre Probleme damit hatte, diese abstruse Geschichte zu glauben. Doch um kein Risiko einzugehen, verständigte sie die Polizei.
Eine knappe halbe Stunde später traf die Polizeibeamtin ein, um den »Tatort« zu untersuchen. Sina, die sie in das gemeinsame Zimmer einließ, war so nervös, dass sie ohne Unterlass an ihren Fingernägeln kaute. Das Erscheinen der Polizistin sorgte für ein Übriges, denn sie war auffallend groß und stattlich gebaut. Kurze braune Haare. Dazu die Uniform. Eine Respektsperson durch und durch.
»Guten Morgen, mein Name ist Senta Melua. Wo genau haben Sie den Eindringling bemerkt?«, fragte sie mit rauer Stimme.
Erneut gab Sina ihre Geschichte zum Besten. Sie habe nicht einschlafen können und deshalb wach gelegen, mit dem Blick zum Balkon, als ihr plötzlich eine Bewegung draußen aufgefallen war. Zuerst habe sie es nur für einen Vogel gehalten, der sich verirrt hatte, aber dann glaubte sie, ein Gesicht zu erkennen, das durch die Scheibe zu ihnen hereinschaute.
»Haben Sie die Person erkannt? Können Sie sie beschreiben?«
»Nein, leider nicht. Es war zu dunkel. Ich bin nur sicher, dass es ein Mann war. Ich glaube, er hatte eine Kapuze oder so etwas auf.«
Senta Melua machte sich ein paar Notizen, dann begab sie sich zu der Stelle, an der Sina den Spanner gesehen hatte. Sie untersuchte den Tatort sehr gründlich, machte sich sogar die Mühe, den Innenhof in Augenschein zu nehmen, und kam zu demselben Schluss, zu dem Janine letzte Nacht ebenfalls gekommen war. Niemand, der bei klarem Verstand war, kletterte nachts auf einen Balkon im zweiten Stock. Und das auch noch, ohne sichtbare Spuren im Sand unter dem Balkon zu hinterlassen.
»Wahrscheinlich hat Ihnen Ihre Fantasie einen Streich gespielt«, erklärte die Beamtin, als sie den Balkon noch einmal betrat und nach unten zeigte. »Ohne nötiges Equipment schafft es jedenfalls niemand hier herauf und erst recht nicht so schnell wieder herunter, wie es in Ihrer Schilderung der Fall war.«
»Ich bin mir aber wirklich sicher«, beharrte Sina auf ihrer Version der Geschichte.
»Ich kann jedenfalls vorerst nichts weiter für Sie tun. Sollten Sie nochmals eine ähnliche Beobachtung machen, melden Sie das bitte sofort.«
Sina blickte der Polizistin unglücklich nach. »Ich habe mir das nicht eingebildet«, beteuerte sie leise, so dass es nur Janine hören konnte.
»Schau lieber mal auf die Uhr. Es ist schon spät. Wir sollten längst beim Frühstück sein«, sagte Janine und ärgerte sich über ihre wenig sensible Antwort. Aber mit solchen Dingen hatte sie oft noch Schwierigkeiten.
»Ich habe jetzt wirklich keinen Hunger, die halten mich alle für verrückt.«
»Ach, Unsinn, niemand tut das.«
»Aber sie denken, ich hätte es mir eingebildet oder geträumt. Dabei habe ich das Gesicht wirklich gesehen. Nicht mal du glaubst mir das.«
Janine legte beruhigend einen Arm um Sinas Schultern. »Wenn der Kerl das nächste Mal auftaucht, gibst du ihm einfach einen Schlag auf den Kopf, und dann hast du deinen Beweis.«
»Haha. Sehr witzig.«
»Nun komm schon, lass uns etwas essen, das bringt die gute Laune zurück.«
Der Speisesaal lag im Erdgeschoss von Schloss Cohen und mutete altertümlich an. Eine lange Tafel, die von einem Ende des Raumes bis zum anderen reichte, befand sich in der Mitte der Halle. Gewiss hatten an diesem
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