Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
ich’s meine –, wenn du bei Pizza Hut einen Nebenjob hättest?“ Er arbeitete zwölf Stunden täglich im Krankenhaus, und die restlichen zwölf gammelte er herum und langweilte sich die meiste Zeit, weil er weder essen noch schlafen musste, obwohl er Ersteres dennoch gern und ausgiebig tat. „Du fährst einfach vom Parkplatz um die nächste Ecke, parkst das Auto und tauchst, ‚puff‘, da auf, wo die Pizza hingeliefert werden soll.“ Ich schnippte mit den Fingern, dann senkte ich rasch die Stimme, als wir uns einer Gruppe von Schülern näherten. „Speedy Gonzales. Die schnellste Maus von Mexiko“, raunte ich verschwörerisch.
Todd gab einen verächtlichen Laut von sich. „Als ob ich mein Leben nach dem Tod damit verbringen will, Pizza auszufahren.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Dabei würden wenigstens ein paar Scheinchen rausspringen. Und wahrscheinlich auch die eine oder andere Pizza für umsonst.“
Eine Sekunde lang schien Todd von dieser Aussicht tatsächlich angetan zu sein, doch dann schüttelte er energisch den Kopf. „Und wer soll bei dir reinplatzen und dich zum Wahnsinn treiben, wenn du dir mal wieder alles zu sehr zu Herzen nimmst und deprimiert bist? Ich spiele eine enorm wichtige Rolle in deinem Leben, die kann ich nicht einfach vernachlässigen.“
„Auch wieder wahr. Und Sabine fängt langsam an, dich ganz schön durch die Gegend zu hetzen, so oft, wie ich wegen ihr neuerdings Aufmunterung brauche“, flüsterte ich, als wir aus der Sporthalle gingen.
Auf dem Weg zum Parkplatz kamen wir an den geschlossenen Türen des Musik- und Kunstraums vorbei, hinter denen offenbar konzentriert und still gearbeitet wurde. Aber als wir die Bücherei erreichten, zerriss plötzlich ein schrilles Kreischen die mittägliche Ruhe. Todd und ich rannten hinein, wo wir Chris Metzer vorfanden, den Vorsitzenden des Robotik-Clubs. Er stand zwischen einem Tisch und dem Stuhl, auf dem er allem Anschein nach eben noch gesessen hatte, und blickte kreidebleich und mit weit aufgerissenen Augen in die Runde der restlichen Anwesenden, die ihn mindestens ebenso erschrocken anstarrten.
„Chris?“ Die Bibliotheksassistentin kam eilig hinter ihrem Tresen hervor, mit kurzen, aber dafür schnellen Trippelschritten, zu denen sie ihr enger, knöchellanger Röhrenrock zwang. „Was ist passiert? Alles in Ordnung?“
„Ja, mir geht’s gut. Entschuldigung.“ Chris nahm seine Bücher vom Tisch, und da fiel mir der bereits verblassende Abdruck eines Spiralblocks an seiner linken Wange auf. „Nur ein blöder Traum.“ Er hastete an uns vorbei, mit noch immer hochrotem Kopf.
Ich stieß Todd sanft mit dem Ellbogen in die Seite, und er runzelte die Stirn. „Ich weiß, ich weiß.“
„Sabine“, flüsterte ich, als er mir in die verlassene Eingangshalle folgte. „Aber wenn sie auf Beutefang ist, dann liegt ihr echter Körper doch irgendwo in Wartestellung und es sieht so aus, als wenn sie schläft, richtig? Wo könnte sie hier in der Schule einen Unterschlupf haben, in dem sie ungestört wäre?“ Nicht in einer Ecke der Bücherei. Zumindest nicht mehr. Falls sie gerade noch in der Nähe gewesen sein sollte, hatte sie sich bei dem Aufruhr garantiert schon aus dem Staub gemacht.
Todd wusste es auch nicht. „Lagerraum? Umkleiden?“
Ich schüttelte den Kopf. In der großen Pause oder nach Schulschluss vielleicht, aber während der Unterrichtsstundenwurden diese Orte regelmäßig von Küchenhilfen und Reinigungskräften besetzt. „Ihr Auto!“, kam mir eine plötzliche Eingebung.
Sofort rannte ich los, durch die Halle, vorbei an mehreren offenen Klassenraumtüren, mir selbst die Daumen drückend, dass mich kein überaufmerksamer Lehrer aufhielt. Todd blieb mir dabei auf den Fersen, und aus seinen lautlosen Schritten schloss ich, dass er für niemanden außer mir sichtbar war.
Ich riss die Seiteneingangstür gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie Sabine aus ihrem Auto stieg, das in der dritten Parkreihe stand. Als sie mich bemerkte, lächelte sie und winkte, dann ging sie auf das Gebäude zu, in Richtung Hof und Cafeteria. Wir mussten losspurten, um sie einzuholen, und als wir es endlich schafften, waren wir schon fast im Hof angekommen.
„Was zum Teufel hast du da gerade gemacht?“, fuhr ich sie an, noch völlig außer Atem von dem Sprint, und gleichzeitig froh, dass Todd mich nicht zugunsten seiner Matschkartoffeln im Stich ließ. Ach richtig, ich hatte ja das Geld von Emma.
Sabine hob unschuldig die
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