Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
und du machst einen auf Unschuldsengel.“
Sabine hielt in ihrem Versuch, Todd beiseitezudrängen, inne, und sah zu ihm hoch. „Ähm, nur für den Fall … du weißt doch sicher, dass bei ihr sämtliche Schrauben im Oberstübchen locker sind, oder?“ Und an der Art, wie sie auf meine Reaktion lauerte, erkannte ich, sie wusste Bescheid.
Mein Zorn der Gerechten löste sich mit einem Schlag in Luft auf, und mir wurde plötzlich eiskalt. „Nash hat es dir erzählt?“
„Nicht doch, das brauchte er nicht. Ich weiß auch so, wovor du dich fürchtest und aus welchen Gründen“, erklärte sie in ihrem typisch selbstzufriedenen Tonfall. „Aber ich dreh dir keinen Strick daraus.“ Sie zuckte die Achseln. „Wir haben beide unsere Zeit in staatlichen Einrichtungen abgesessen.“
Ich stand wie angewurzelt da, zitternd vor Wut, aber Sabine war noch nicht fertig. „Wie auch immer, du missverstehst da was, Cavanaugh“, sagte sie, über Todds Schulter hinwegsehend. Dann wanderte ihr Blick zu seinem Gesicht hinauf, und sie versetzte ihm einen kräftigen Schubs. „Beweg dich, Reaper, ich tue ihr schon nichts.“ Todd machte zögerlich den Weg frei, blieb aber dicht neben mir stehen – bei Albträumen wusste man ja nie –, wofür ich ihm unendlich dankbar war.
Sabine richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich, und ihre Augen sahen aus wie zwei bodenlose schwarze Löcher, die einen für immer verschlucken würden, wenn man hineinfiel. „Du scheinst zu glauben, das zwischen Nash und mir gehört der Vergangenheit an. Irrtum, was uns miteinander verbindet, wird bis in alle Ewigkeit bestehen bleiben. Du faszinierst ihn, so wie ein spannender Kinofilm. Die erste weibliche Bean Sidhe, der er je begegnet ist, abgesehen von seiner eigenen Mutter. Logisch, dass er neugierig war. Aber das ist auch schon alles. Der Reiz des Neuen verfliegt schneller als du denkst, und ruck, zuck bist du abgemeldet. Und dann stehe ich schon bereit und warte auf ihn.“
„Es ist mehr als Neugierde“, presste ich wütend durch zusammengebissene Zähne hervor, einen dicken Kloß aus erbitterter Verleugnung im Hals. Das konnte einfach nicht sein.
„Stimmt – Schuldgefühle sind natürlich auch dabei.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und baute sich breitbeinig vor mir auf, wobei sie trotzdem noch immer schärfer aussah, als ich es je sein würde. „Du hast es geschafft, ihm einzureden, er müsste sich schuldig dafür fühlen, was er ist, und für die Sucht, in die du ihn eigentlich erst getrieben hast. Obwohl er sich beide Beine ausreißt, um beides abzulegen. Aber das sollte er nicht müssen. Würdest du ihn wirklich lieben, dann wärst du diejenige, die nachts bei ihm sitzt und ihn beruhigt, wenn er am ganzen Körper zittert, weil er einen Schuss braucht. Wenn ihm kotzübel ist, ihm die schweißnassen Haare in die Stirn hängen und er verzweifelt versucht, sich nicht anmerken zu lassen, dass es ihn fast zerreißt.“
Ich schluckte, da ich mir bereits ziemlich mies vorkam, doch sie hatte noch mehr zu sagen.
„Würde er dir was bedeuten, hättest du ihn nicht gefesselt und geknebelt, von wegen er hat in deinem Kopf nichts zu suchen und dem ganzen Mist. Seine Suggestivkraft ist ein Teil von ihm, aber du würdest ihm den am liebsten rausschneiden. Bei dir darf er nicht der sein, der er nun mal ist.“
„Du hast nicht die geringste Ahnung, was er getan hat …“, begann ich, wütend die aufsteigenden Tränen unterdrückend, die sie auf keinen Fall sehen sollte. „Das hat er dir nicht erzählt, was?“
„Süße, du bist so was von naiv. Wäre es nicht so traurig, könnte man echt darüber lachen.“ Sabine schüttelte den Kopf, doch ihr stechender Blick blieb weiter auf mich fixiert. „Nash und ich haben keine Geheimnisse voreinander. Natürlich hat er’s mir erzählt. Das war eine gewaltige dramatische Beichte für ihn. Und während er mir so beichtet, dass er dich belogen und gedrängt und dich an diesen Dämon ausgeliehen hat, guckt er mich an, als würde sein Schicksal von meiner Reaktion darauf abhängen. Als wäre er für immer verdammt, wenn er auch nur einen Funken Verurteilung in meinen Augen sieht. Aber das hat er nicht. Und das wird er auch nie, denn, stell dir mal vor – Nash kann mit mir über alles reden. Darüber, wie sehr es ihn belastet, dass er seine Fähigkeiten dazu benutzt hat, dich Eisblock ein bisschen aufzutauen. Das ist eins der schwersten Päckchen, die er mit sich rumträgt, und vielleicht macht es
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