Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
Hände. „Einen Spaziergang. Von A nach B laufen. Die unter amerikanischen Highschool-Schülern am weitesten verbreitete Form der Fortbewegung.“ Sie sah auf meine leicht ausgelatschten Schuhe hinunter. „Sieht aus, als wärst du auch ganz gut darin.“
„Ich spreche von Chris Metzer. Du kannst nicht einfach am helllichten Tag in die Träume irgendwelcher Leute schlafwandeln.“
„Kann ich schon, wenn sie in der Schule einpennen. Wusstest du, dass Metzi-Boy Angst vor Clowns hat? So richtig panische Angst, meine ich? Mit vier war er auf der Geburtstagsparty von seinem Cousin, und der Clown hat ihn hinter dem Poolhaus in eine Ecke gedrängt und …“
„Sabine“, unterbrach Todd sie zum Glück mitten im Satz,dessen Ende ich auf gar keinen Fall hören wollte.
Die Mara blinzelte verdutzt, fing sich aber schnell wieder. „Todd! Nash hat mir schon erzählt, dass du wieder unter uns weilst. Und? Wie lebt es sich so als Toter?“
Todd machte eine wegwerfende Handbewegung, dadurch milde gestimmt, dass Sabine gnädig davon absah, sich weiter öffentlich über die privatesten Ängste fremder Menschen auszulassen. „Bisschen öde. Na ja, meistens. Aber der Stillstand hat auch sein Gutes. Ich brauche nicht mehr zu trainieren, um perfekt in Form zu bleiben.“ Er spannte seinen Bizeps an, damit wir uns vom Wahrheitsgehalt seiner Behauptung überzeugen konnten.
Sabine drückte bewundernd mit einem Finger in seinen Oberarm. „Da hast du ja das große Los gezogen, was?“
Ein lässiges Schulterzucken folgte. „Tja, der Tod hat so seine Vorteile.“
Ich bedachte sie beide mit einem bitterbösen Blick, aber keiner von ihnen nahm Notiz davon. Toll, wie war ich eigentlich noch mal in den Genuss der Bekanntschaft eines Reapers und eines wandelnden Albtraums gekommen?
„Du kannst also den Leuten beim Sterben zuschauen, stimmt das?“, fragte Sabine neugierig. „Haben sie Angst, wenn’s so weit ist? Denkst du manchmal nicht ‚Verdammt, ich liebe meinen Job‘?“
„Ja, normalerweise ist schon eine Menge Angst im Spiel. Besonders im Krankenhaus, wo ich arbeite. Da wissen die meisten von denen, die ich hole, schon eine Weile vorher, dass sie bald sterben werden, was ihnen genügend Zeit gibt, sich deswegen total fertigzumachen.“
„Todd!“, mahnte ich, mehr als angewidert von diesem morbiden Erfahrungsaustausch unter alten Freunden. „Sie hat gerade mitten am Tag jemandem einen schlimmen Albtraum beschert und ihn dann als Snack für zwischendurch missbraucht.Könntest du wenigstens so tun, als fändest du das irgendwie nicht okay?“
Der Reaper reagierte auf meinen Vorwurf mit einem leichten Zucken um die Mundwinkel – scheinbar belustigte ihn meine Empörung mehr als dass Sabines Handeln ihn störte. Dann wandte er sich der Mara zu und versuchte, ein ernstes Gesicht aufzusetzen.
„Sie hat recht, Sabine. Du schlägst über die Stränge. Hat das zufällig was mit Nash zu tun?“
Sabine setzte sich auf die Kante des ersten Tisches im Hof und sah zuerst Todd, dann mich unbeeindruckt an. „Keine Ahnung, wovon du redest. Ich hab mich bloß um meinen eigenen Kram gekümmert und mir, wie sie schon so richtig bemerkt hat, einen kleinen Snack genehmigt. Und auf einmal kommt ihr zwei mir mit dem erhobenen Zeigefinger. Gar nicht nett.“
Ich rollte mit den Augen. „Er redet davon, dass du Chris Metzer beinahe umgebracht hättest, und das gerade mal ein paar Stunden, nachdem du Mr Wells leer gesaugt hast. Du bist nicht bloß eine Mörderin, du bist ein Schwein. Nur gut, dass man von mentalem Futter nicht zunimmt, sonst müssten wir dich bald hier rausrollen wie einen riesigen Marshmallow.“
Sabine musterte mich einen Moment lang ruhig, bis mir schlagartig bewusst wurde, dass ich vor Wut rot angelaufen war. Dann wandte sie sich Todd zu, absolut unberührt von dem, was ich ihr an den Kopf geworfen hatte. „Sag mal, nimmt sie Medikamente oder irgendwas? Was faselt sie da für ein Zeug zusammen?“
„Ich fasele von Mr Wells.“ Ich trat zwischen sie und Todd, sodass sie mich nicht ignorieren konnte. „Der stellvertretende Schulleiter. Und Mr Wesner. Und Mrs Bennigan. Und jetzt auch noch Chris Metzer. Wie kommst du dazu, einfach durch die Gegend zu laufen und wahllos Menschen zu töten, sobald dein Magen anfängt zu knurren?“
„Ich weiß nicht genau, wie du zu diesen Anschuldigungen kommst, aber glaub mir, Crack rauchen ist ungesund, Cavanaugh. Ich hab Metzer nicht ein Haar gekrümmt, okay? Das bisschen
Weitere Kostenlose Bücher