Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
die Abgründe des Wahnsinns verdrängte. Und zwar in die hinterste Ecke seines Bewusstseins, zwischen seine eigenen dunklen Gelüste und die bröckelnde Mauer aus Willenskraft, die er drumherum gebaut hatte. „Und wie du schon richtig erkannt hast, Todd redet nur noch mit mir, wenn es unvermeidbar ist.“
„Okay, gut, dann musst du dir eben einen besseren besten Freund suchen.“ Ich stand auf und brachte die Schüssel in die Küche. „Jemanden, der nicht nach dem Motto ‚Es kann nur einen geben‘ vorgeht oder sich von den Ängsten deiner anderen Freunde ernährt.“
Nash folgte mir in die Küche. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
„Vielleicht, weil du nicht die richtige gestellt hast.“ Ich knallte die Schüssel neben das Spülbecken und drehte mich zu ihm um. „Will ich dich zurückhaben? Ja. Mehr als alles andere auf der Welt. Sogar obwohl ein Teil von mir das für eine ganz schlechte Idee hält. Aber wollen allein reicht nicht mehr. Ich muss mich darauf verlassen können, dass so was nie wieder passiert. Nichts davon.“
„Du vertraust mir nicht.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und presste die Lippen zusammen.
„Und sie sagt, ich werde es auch niemals, stimmt’s?“, konterte ich, und Nash nickte. „Ist dir eigentlich klar, was sie da für eine hinterhältige Nummer abzieht? Erst redet sie dir ein, ich wäre so geschädigt, dass ich dir nie wieder trauen könne,und dann verführt sie dich dazu, mein Misstrauen zu schüren. Ganz schön clever, auf die Art treten ihre Prophezeiungen natürlich am Ende auch ein.“
„Hat sie recht?“
„Ich weiß es nicht!“ Ich stapfte zum Mülleimer, um die leere Popcorntüte zu entsorgen und Abstand zu Nash zu halten. Denn andernfalls fiel es mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, ob mit oder ohne Beeinflussung durch seine Suggestivkraft. Wenn er mir zu nahe kam, wollte ich mich einfach nur an ihn kuscheln und mich daran erinnern, wie gut sich das immer angefühlt hatte. Wie es sich auch jetzt noch anfühlen könnte, wäre ich nur bereit, ihm wenigstens zu vergeben, wenn ich schon niemals vollständig vergessen würde. „Mein Vertrauen musst du dir erst wieder verdienen, und das tust du nicht, indem du bis spät in die Nacht mit deiner Exfreundin rumhängst und ihr alles Mögliche auf die Nase bindest, das nur uns beide was angeht.“
Nash lehnte sich gegen die Kochinsel, meine hektischen Bewegungen mit den Augen verfolgend. „Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du sie endlich nicht mehr als meine Exfreundin sehen würdest, sondern als eine Freundin von mir.“
„Ich wäre ihr dankbar, wenn sie das Gleiche täte!“ Wütend fuhr ich herum, gestikulierte wild mit den Händen und hätte vor Verzweiflung schreien können. Er sah richtig geknickt aus und ich, da war ich mir ziemlich sicher, wie eine tobende Irre. Ich atmete tief durch, zählte bis zehn und zwang mich, in die Dimension der Vernunft zurückzukehren.
„Okay, hör zu.“ Zur Beruhigung holte ich noch einmal tief Luft und bereitete mich innerlich darauf vor, womit ich gleich als Nächstes rausrücken musste. Ich hatte nicht vorgehabt, es auf diese Art zu machen. Eigentlich wollte ich damit warten, bis ich Beweise hätte, aber es so lange hinauszuzögern, erschien mir plötzlich reine Zeitverschwendung zu sein. „Diese ganzeDebatte ist wahrscheinlich sowieso völlig sinnlos.“
Er zog die Stirn kraus und kniff die haselnussbraunen Augen zusammen. „Weshalb?“
„Ich glaube, sie hat sie umgebracht, Nash. Mr Wesner, Mrs Bennigan und Mr Wells auch. Dein ‚bester Freund‘ ist eine kaltblütige Mörderin.“
„Nein.“ Nash schüttelte energisch den Kopf, und in dem Augenblick tat er mir beinahe leid für seine Gutgläubigkeit. Es war sicher hart, aus einem fluffigen rosa Traum gerissen zu werden und sich der bitteren Realität stellen zu müssen.
„Was, das hat sie dir auch nicht erzählt? Vielleicht ist sie diejenige, der man nicht trauen kann.“
Er steuerte den Frühstückstisch an, der in einer Ecke der Küche stand, zog einen Stuhl vor, dann einen zweiten und forderte mich auf, mich zu ihm zu setzen. Ich ging widerwillig auf seine Bitte ein. „Kaylee“, sagte er ernst, „Sabine hat niemanden umgebracht. Ich weiß, es ist total krass, drei Lehrer, die so kurz hintereinander sterben, da kommt man ins Grübeln, keine Frage. Aber sie hatte nichts damit zu tun. Was bringt dich überhaupt auf diese Idee?“
„Dass Maras anderen Leuten die Lebenskraft
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