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Schützenkönig

Schützenkönig

Titel: Schützenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Jäger
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einige Erwachsene vertrieben sie. Die meisten saßen an Biertischen, etwa fünfzig Schritte von den Flammen entfernt. Zwischen Festzelt und Feuer ging es zu wie auf einer Ameisenstraße. Männer und Frauen trippelten hin und her, denn dort gab es die Getränke und da gab es Stockbrot. Viktoria bekam wieder Durst. Doch Kai tippte ihr vorsichtig an die Schulter und sagte leise: »Der Typ da, mit den fünf Gläsern in der Hand, das ist Ferdinand. Du wolltest ihn doch sprechen.«
    Es war unglaublich. Wegen dieses nichtssagenden, moppeligen Typens häkelte Elisabeth Upphoff grässliche Tischdecken und heulte Rotz und Wasser? Viktoria hatte gar keine Lust, mit ihm zu sprechen. Viel lieber hätte sie ihm eines seiner Biere entrissen und auf einen Zug leer getrunken.
    Er musste ihre Gedanken gelesen haben, denn als Kai Ferdinand mit einem Nicken begrüßte, lächelte der entschuldigend und blickte auf die Gläser in seiner Hand. »Die sind leider schon vergeben.« Dann steuerte er auf einen Biertisch zu, und vier Männer in Schützenuniform reckten gierig ihre Hände nach den Bieren, stießen an und ließen es sich ganz offensichtlich schmecken. Viktoria schluckte.
    »Durst?« Kai hatte es erfasst.
    »O ja«, sagte sie. »Jetzt so ein kühles Bier – da könnte ich glatt schwach werden.«
    Kai grinste. »Na, dann wollen wir dich mal schwachmachen.« Er reihte sich in die Ameisenstraße Richtung Festzelt ein, und Viktoria ging rasch auf den Biertisch zu, an dem Ferdinand Upphoff stand. Sie war ja schließlich zum Arbeiten hier.
    »Guten Tag, die Herren!« Ging doch, sie klang ganz geschäftsmäßig.
    »Tach!«, kam es kurz zurück. Die Herren hatten offensichtlich keine Lust auf eine Unbekannte, keiner blickte auf.
    »Ja. Ähm. Sie sind doch Herr Upphoff, oder?«
    Der Angesprochene hob im Zeitlupentempo den Kopf, kniff die Augen zusammen und sagte ganz, ganz lässig: »Und?«
    Unglaublich. Dieses graue, unscheinbare Dickmännchen war also eine coole Sau. Na warte, dachte Viktoria. »Ihre Frau sagte mir, dass ich Sie hier finden würde.«
    »Na und?« Ferdi ließ sich nicht provozieren.
    »Ich habe mich vorhin sehr lange mit ihr unterhalten, über dieses ganze Drama. Und da hat sie gesagt, dass …«
    Sie stockte. Ferdinand stellte sein leeres Glas ab, stand auf und schaute ihr eindringlich in die Augen. High Noon.
    Er sprach ganz langsam und klang überhaupt nicht betrunken: »Egal, was sie gesagt hat, es interessiert mich nicht. Wir wollen hier unseren Spaß haben und von so ’ner Berliner Wichtigtuerin lassen wir uns den auch nicht verderben. Feiern Sie einfach mit, dann wissen Sie am Ende mehr, als Sie durch tausend Fragen und hunderttausend Antworten jemals erfahren werden. Ansonsten Adios!« Dann gab er ihr die Hand und sagte: »Entschuldigen Sie bitte, ich muss mal für Königstiger!«
    Ferdinand Upphoff verschwand im Dunkel des Waldes. Viktoria schaute ihm nach – ihr Mund stand offen.
    »Victory! Viktoria!« Gerade kam Kai die schmale Gasse auf sie zugesteuert, als Mario ihn von hinten überholte. Er fuchtelte mit seinem Handy. Viktoria nickte Kai entschuldigend zu, er hob die beiden Gläser mit einem Schulterzucken, und sie nahm das Telefon aus Marios Hand. Er flüsterte noch: »Der Chef.«
    Sie hielt das linke Ohr zu und drückte den Hörer an ihr rechtes. »Ja, Chef. Ich höre Sie. Genau, mieser Empfang. Tut mir leid.«
    Sie sah, wie Mario das zweite Glas aus Kais Hand nahm. Mist verdammter, dachte sie und drehte sich weg, um sich besser auf das Telefonat konzentrieren zu können.
    Der Chef klang nicht wütend, eher unentschlossen und fahrig. »Viktoria. Jetzt sagen Sie doch mal. Taugt das da was bei Ihnen? Ist das nicht doch ein bisschen zu viel Provinz?«
    »Na, es ist natürlich krass hier. Sie wissen schon, die ganze Kaff-Palette kriegen Sie hier. Hübsche Vorgärten, rotgesichtige Menschen, verwachsene Teenies.«
    »Ich weiß nicht, Viktoria. Was ist mit der Ratte, äh dem Biber?«
    »Nix, Chef! Bis jetzt …«
    Er gähnte. »Ich bin einfach nicht mehr so sicher, ob mich das anmacht. Irgendwie reicht mir das nicht. Ich denke, Sie sollten besser abbrechen. Interessiert unsere Berliner ein Schützenfest in Irgendwo?«
    »Einfach abbrechen?«
    »Ja, mein Gott, wieso nicht? Die neue Miss Germany ist Berlinerin und hat ’ne Drogenvergangenheit, das wäre doch auch viel eher was für Sie. Oder Sie machen mal wieder ’ne harte Polizeigeschichte, wir haben hier gerade einen Messermord mit ’nem hübschen

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