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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Tasche der Jeans. Durch den Stoff spürte sie bei jedem Schritt einen leichten Druck an der Hüfte. Irgendwie musste sie es schaffen, an das Handy zu gelangen.

79
    Dühnfort schaltete das Martinshorn am Ortseingang von Paschkofen aus und bog auf den Weg ab, der am Gut vorbei zu Susanne Möbus’ Haus führte. Ein Schwarm Krähen flog vor ihm über die Straße, Kies spritzte unter den Reifen.
    Das Gebäude lag verlassen da. Er spähte durch die Fenster. Da war niemand. Die Tür am Haus schräg gegenüber stand offen. Ein zotteliger Hund saß auf der Schwelle. Sein Jaulen klang herzzerreißend.
    Dühnfort zog das Handy hervor und rief Gina an. »Wir haben einen Scheißfehler gemacht. Nicht Arno Rodewald, sondern seine Frau.«
    »Was? Ulrike Rodewald?«
    »Ich erkläre es dir später. Susanne Möbus ist verschwunden. Gib …«
    »Die hat doch Personenschutz.«
    »Irrtum. Leyenfels hat den abgezogen. Gib die Fahndung nach Ulrike Rodewald raus. Und gib die Handynummern von Susanne Möbus und Ulrike Rodewald an Meo. Er soll versuchen, sie zu orten.« Hoffentlich war wenigstens eines der Geräte eingeschaltet.
    Er beendete das Gespräch und rief Alois an. »Das Haus auf der Postkarte, wo ist das?«
    »Wir arbeiten daran.«
    »Beeilt euch. Susanne Möbus wurde vermutlich entführt …«
    »Hat Hartung gepennt?«
    »Gina wird dir das erklären. Wir müssen wissen, wo das verdammte Haus ist.«
    Der Hund jaulte noch immer. Dühnfort überquerte den Weg. »Hallo. Ist jemand da?«
    Nichts rührte sich. Dühnfort trat ein. Keine Menschenseele weit und breit. Der Mann, der gestern den Kater bestattet hatte, war ebenfalls verschwunden.

80
    Sanne stolperte die Stufen hinauf. Ihr war übel und schwindlig. Nach Luft ringend blieb sie stehen.
    »Los, weiter.« Ulrike hielt den Lauf der Pistole auf Sannes Bauch gerichtet. »Ob du zehn Sekunden früher oder später stirbst, macht keinen Unterschied.«
    Ihre Augen waren kalt. So kalt. Diese Kälte. Dieser Hass. Woher kam er? Warum tat Uli das? Doch nicht, weil Arno sie verlassen hatte?
    Alles drehte sich vor ihren Augen. Sie lehnte sich ans Geländer. »Mir ist so schwindlig. Gib mir einen Moment.«
    Eine fuchtelnde Bewegung mit der Waffe. »Nein!«
    Sanne konnte nicht weiter. »Bitte.«
    In Ulis Gesicht ging eine Veränderung vor sich. Ein hochmütiges Lächeln erschien. Es schien ihr zu gefallen, dass sie gebeten wurde. Es stand in ihrer Macht, Gunst zu gewähren oder nicht. »Gut. Eine Minute. Ich will ja nicht, dass du einen Kreislaufkollaps kriegst.« Sie lachte. »Dass du so sterben wirst wie Ludwig, das hast du ja kapiert.«
    Sanne gelang ein Nicken. »Aber ich bin nicht schuld an Ludwigs Tod. Es war ein Unfall.«
    »Ja, ja. Das sagen alle. Die Hasler und Jens, und Martina sowieso. Niemand hat Schuld.«
    »Es stimmt aber. Ludwigs Mutter … Sie hat mich bespitzelt. Es gibt ein Überwachungsvideo, das beweist, dass ich unschuldig bin.«
    »Ach, was Besseres fällt dir nicht ein, um deinen Kopf zu retten? Ein Überwachungsvideo. Ausgerechnet. Womöglich in 3D und Dolbysurround.« Uli lachte.
    »Es stimmt aber. Die CD liegt bei einem Rechtsanwalt.«
    »Hältst du mich echt für so bescheuert, auf eine derart dämliche Lüge reinzufallen? Du wirst sterben. So wie Ludwig.«
    »Aber warum denn?«
    »Warum? Das hat Martina auch gefragt. Und die alte Hasler. Nur Jens nicht. Schade. Da war ich ein wenig zu schnell.«
    Die alte Hasler? Dühnfort hatte diesen Namen genannt. Hatte Uli auch sie umgebracht?
    »Voigt hat auch nicht gefragt. Der Depp. Die Minute ist um. Weiter geht es.«
    Voigt?
    Uli war verrückt, total durchgeknallt. Unberechenbar. Im Treppenhaus war es eiskalt. Sanne stieg Stufe um Stufe empor. Besser, sie tat jetzt erst einmal, was Uli wollte. Irgendwie musste es ihr gelingen, Uli von der Existenz des Überwachungsvideos zu überzeugen.
    Ein Absatz, und sie erreichten die dritte Etage.
    Schon die dritte! Nur noch eine. Und dann?
    »Evelyn hat mir misstraut, sie dachte, ich würde Ludwig schlagen. Deshalb hat sie eine Überwachungskamera …«
    »Halt endlich dein Lügenmaul! Ich weiß, was du getan hast. Und du weißt es auch. Und wenn du dir noch tausend Geschichten ausdenkst – heute ist Schluss damit.«
    Uli würde ihr nicht glauben. Niemals. Und wenn sie tausendmal die Wahrheit sagte. Was sollte sie tun? Sie musste an ihr Handy gelangen. Doch wie? Sie blieb stehen. »Ich muss mal …«
    »Dann mach in die Hose.«
    »Kann ich nicht kurz da hinter der Säule?« Mit

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