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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Aber seine Urschel. Die Uli.«
    »Ulrike Rodewald war hier? Wann?«
    »Sag ich doch. An dem Tag, als mein Vater beigesetzt wurde. Die ist die Dorfstraße runtergerast, dass ich gedacht hab, jetzt dreht sie durch und würde ihn glatt umbringen, wenn er nicht schon tot wär. Also meinen Vater, meine ich.«
    »Ulrike Rodewald?«, fragte Dühnfort. »Das Mädchen, das damals hinten auf der Vespa gesessen hat, ohne Helm?«
    »Genau die.« Oberhausner junior verschränkte die Arme vor der Brust. »Was ist mit der?«
    »Sie ist damals bei dem Unfall verletzt worden. Hat sie Ihrem Vater deswegen Vorwürfe gemacht?«
    »Vorwürfe? Sie sind gut.« Oberhausner schnaubte. »Ihr Leben hätt er zerstört. Besoffen wär er gewesen, und ins Gefängnis würd er gehören. Die kriegt in ihrem Leben nichts auf die Reihe. Und als Ausrede muss immer der Unfall herhalten. Und mein Vater als Sündenbock. Wahrscheinlich denkt sie, dass mein Vater jetzt auch noch schuld ist, dass der Arno sich hat scheiden lassen, die verdrehte Urschel.«
    Dühnfort erfasste eine unheimliche Ruhe. »Sie kam also ins Dorf gerast. Am Tag der Beerdigung. Wann war das?«
    Oberhausner junior nannte das Datum. Es war der Tag von Rodewalds Scheidung. Und Flades Todestag.
    »Mit was für einem Auto?«
    »Na, mit dem Japaner, den der Arno fährt. Toyota? Mitsubishi? Was weiß ich.«
    »Honda«, sagte Dühnfort.
    »Genau.«

77
    Merde! Mist! Verdammte Scheiße! Sie hatten sich zu früh festgelegt.
    Frauen morden anders und aus anderen Motiven. Die Tatausführungen sind typisch Mann. So viel zum Thema Täterprofil, dachte Dühnfort, während er zurück in die Stadt fuhr. Er wählte die Nummer von Ulrike Rodewald. Ans Handy ging sie nicht. Also probierte er es an ihrem Arbeitsplatz und erfuhr von einer Kollegin, dass sie krankgeschrieben war. Seit Wochen schon. Auch daheim ging sie nicht ans Telefon.
    Kein Grund zur Panik. Dühnfort wählte Hartungs Nummer. Der meldete sich beinahe sofort.
    »Hallo, Martin. Es gibt eine neue Entwicklung. Wir haben es mit einer Täterin zu tun. Ulrike Rodewald. Knapp eins achtzig groß, kräftige Statur. Kurze …«
    »’tschuldige, wenn ich dich unterbreche. Aber die habt ihr doch schon eingebuchtet, oder? Jedenfalls hat Leyenfels uns abgezogen.«
    Das ist nicht wahr! »Wann?«
    »Vor zwei Stunden.«
    »Der Teufel soll seine Krämerseele holen!« Dühnfort drückte das Gespräch weg und wählte die Nummer von Susanne Möbus. Nach dem vierten Klingeln meldete sich der Anrufbeantworter.
    Dühnfort ließ die Seitenscheibe runter, hangelte im Fußraum nach dem Blaulicht und knallte es aufs Dach.

78
    Als Sanne die Augen öffnete, sah sie erst nur Dunkelheit. Dann ein Streifen Licht. Er fuhr ihr direkt ins Hirn. Ihr Schädel wollte platzen. Pulsierende Schmerzen. Übelkeit. Trockner Mund. Würgereiz. Sie wollte sich aufrichten. Doch ihre Hände gehorchten ihr nicht. Etwas hielt die Handgelenke umklammert. Mit den Fingern ertastete sie ein festes Band. Adrenalin schoss durch ihren Körper.
    Was war passiert?
    Wo war sie?
    Sie musste zusammengeklappt sein. Ihr war schwarz vor Augen geworden.
    Wo?
    An der Tür. Es hatte geklingelt. Uli war gekommen.
    Uli!
    Plötzlich war die Erinnerung da. Uli, den Tränen nahe. Kann ich reinkommen? Arno ist verhaftet worden. Ich muss mit jemandem reden.
    Natürlich. Sie war vorangegangen. Dann war ihr schwarz vor Augen geworden.
    Es roch nach Diesel. Auch die Beine waren gefesselt. Irgendwie schaffte sie es, sich aufzusetzen
    Keine gute Idee. Tobende Qual in ihrem Kopf. Sie hob die zusammengebundenen Hände und ertastete eine Beule. Etwas Klebriges blieb daran haften. Sicher Blut.
    Okay. Denk nach. Was ist passiert? Wo bist du?
    Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Schemenhaft nahm sie ihre Umgebung wahr. Ein Lieferwagen. Sie befand sich im Laderaum eines Lieferwagens. Wieso?
    Wieso? Das ist doch klar. Denke logisch. Uli hat dich niedergeschlagen und in diesen Lieferwagen geschleppt.
    Weshalb?
    Blöde Frage. Weshalb hattest du drei Leibwächter?
    Aber Hartung sagte doch, der Täter sei gefasst.
    Arno ist verhaftet worden. Kann ich reinkommen? Ich muss mit jemandem reden.
    Arno? Nein. Nicht Arno. Uli! Kapier das endlich. Uli hat dich auf ihre Liste gesetzt. Uli hat Jens und Martina umgebracht. Und nun wird sie das auch mit dir tun.
    Nur über meine Leiche!
    Bei diesem absurden Gedanken begann Sanne zu kichern.
    Jetzt werde nicht hysterisch! Du musst hier raus, bevor Uli wieder auftaucht. Wo war sie

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