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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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zitternder Hand wies Sanne auf einen Pfeiler. »Bitte.« Vielleicht half das Bitten wieder.
    Ulis Augen wurden schmal. »Das gefällt mir, wenn du bitte sagst. Du hochmütige Kuh. Immer hast du auf mich herabgesehen und dich für etwas Besseres gehalten. Und dabei bist du nur ein echtes Miststück. Eine, die sich immer durchlaviert und davonkommt. Sogar als du Ludwig aus dem Bett geworfen hast, hast du das geschafft.«
    Jens. Martina. Keiner der beiden war schuld. Doch Uli dachte das. Sie fühlte sich von allen missachtet. Warum? Nicht grübeln. Reden. Rede mit ihr. Versuche sie in ein Gespräch zu verwickeln und umzustimmen.
    »Das stimmt doch nicht. Ich habe dich immer für eine toughe Frau gehalten. Hilfsbereit und engagiert. Weshalb sollte ich dich von oben herab behandeln?«
    »Jetzt tu doch nicht so. Hilfsbereit und engagiert.« Sie spuckte die Worte aus. »Weil ich hässlich bin und entstellt. Ein Krüppel. Deshalb!«
    Sanne war so baff, dass ihr tatsächlich der Mund offen stehen blieb. Gut, Uli war keine Schönheit. Ihre Figur war robust und kräftig, das Gesicht flächig und die Augen zu klein. Uli war eine Frau wie Tausende andere auch. Nicht hässlich. Nicht schön. Durchschnitt eben.

81
    Alois startete den Internetbrowser und rief Facebook auf. Gestern hatte er gemeinsam mit Meo darüber gebrütet, wie sie herausfinden sollten, wo das Foto entstanden war, das die Postkarte von Susanne Möbus zierte. Kollegen fragen, Gewerbegebiete abklappern, das Bild an alle Polizeidienststellen mailen und die Streifenkollegen darauf ansetzen. Auch Google Maps und Google Street View nutzten sie. Als sie bis Dienstschluss keinen Anhaltspunkt gefunden hatten, schlug Alois vor, das Bild bei Facebook einzustellen. Er hatte dort über sechshundert Freunde, Meo beinahe ebenso viele. Ein Dominoeffekt, wenn nur ein Teil der Freunde die Aufnahme verbreitete. Ganz legal war das nicht. Aber Meo schrieb nicht dazu, worum es wirklich ging. Er verpackte die Aktion als Gewinnspiel. Wer herausfand, wo die Aufnahme gemacht wurde, konnte einen Brunchgutschein für den Bayerischen Hof gewinnen, den Meo von einer Tante zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Als ob er jemals einen Fuß in dieses Nobelhotel setzen würde.
    Nachdem er sich eingeloggt hatte, las Alois die eingegangenen Nachrichten. Nichts Konstruktives. Gina kam herein. Donnernd fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. »Schitt. Rodewalds Frau ist unser Mann.«
    Alois musste grinsen. »Schon gehört.«
    Während sie sich ans Telefon hängte und die Fahndung nach Ulrike Rodewald herausgab, griff Alois zum Telefon und wählte Meos Nummer. Besetzt. Kurz darauf probierte er es noch einmal. Nun meldete Meo sich. »Hast du schon einen Plan, wo sich das Haus befindet? Susanne Möbus ist verschwunden. Wir sollten zackig herausfinden, wo das ist.«
    »Ein Gewerbegebiet. Ziemlich sicher im Münchner Speckgürtel. Ich habe schon karierte Augen vom Google-Maps- und Street-View-Gucken.«
    »Hast du schon Feedback von deinen Facebook-Freunden?«
    »Dutzendfach. Kein Treffer. Ich guck mal, vielleicht gibt es was Neues.«
    Gina beendete ihr Gespräch und stellte sich an die Magnetwand mit dem vergrößerten Ausdruck der Postkarte. Daneben hing eine Landkarte von München und Umgebung.
    Alois las die neuen Kommentare bei Facebook.
    Viel Erfolg! , schrieb eine Mascha.
    Vorratsdatenspeicherung gescheitert. Und jetzt infiziert ihr Bullen fb? Piss off! , schrieb ein MrX.
    Sieht aus wie ein Gewerbegebiet.
    »Super! Darauf sind wir auch schon gekommen. Halten die uns für doof?« Alois klickte die Seite weg.
    »Was ist los?« Gina stand noch immer vor der vergrößerten Postkarte.
    »Nichts.« Alois zoomte Google Maps heran. »Scheiße. Wie sollen wir das schaffen? Gewerbegebiete rund um München gibt es wie Sand am Meer.«
    »Aber nicht alle mit Jägerstand. Sag mal, das Grün hier auf unserem Ausdruck, ist das auf der Originalkarte auch so kräftig?«
    Was hatte Gina jetzt mit dem Grün? Alois schob den Stuhl zurück und stellte sich neben sie. »Das ist so. Richtig sattes Grün.«
    »Komisch.« Gina zog wieder einmal die Unterlippe unter die Schneidezähne. »Die Aufnahme wurde im Herbst gemacht. Da, guck.« Sie deutete auf den Ausdruck. »Jede Menge Laub auf dem Parkplatz. Nur die Wiese ist so grün wie ein sorgsam gepflegter englischer Rasen.«
    Stimmt. Gina hatte recht. Sie hatten einen Anhaltspunkt. »Ein Fußballplatz!«
    »Eher Golfplatz. Wetten?«
    Dass ihr so etwas auffiel. Wow! »Okay.

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