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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Rollkragenpullover.
    Dühnfort begrüßte die beiden und fasste die Fälle zusammen. Als er damit fertig war, fragte Alois, für wann die Obduktion von Martinas Leiche eingeplant war.
    Gina blickte von ihren Notizen auf. »Die war schon. Ich komme grad aus der Rechtsmedizin.«
    Wieder einmal ließ Alois das lang gezogene Okay vernehmen, aus dem Dühnfort Verärgerung heraushörte.
    »Martina war weder betrunken noch stand sie unter Drogeneinfluss, als sie starb. Todesursache ist definitiv Ertrinken. Das Wasser in ihrer Lunge stammt aus dem See. Tatort ist also Fundort. Hämatome am ganzen Körper. Abschürfungen an den Handflächen. Sie hat um ihr Leben gekämpft, doch sie war ihrem Gegner unterlegen. Auf ein Sexualverbrechen deutet nichts hin. Ich schätze mal, das ist eine Beziehungstat.« Mit diesen Worten klappte Gina ihre Notizen zu.
    »Gut. Dann nehmen wir uns als Erstes den Exfreund vor«, sagte Dühnfort. »Gina und Nicolas, ihr werdet Martinas letzten Tag rekonstruieren. Wann war sie wo? Wen hat sie getroffen? Wie ist sie zum See gekommen? Ich rede mit den Eltern und Freunden, und Alois wird den Fall Flade übernehmen. Sandra wird dich unterstützen.«
    Überrascht blickte Alois auf. Seine Brauen zogen sich zusammen. »Okay.«
    Wieder kam dieses Wort gedehnt über Alois’ Lippen. Musste er ihm wirklich erklären, dass diese Ermittlung seine Chance war, sich zu beweisen, es gut zu machen, zu zeigen, was in ihm steckte, und sich so für verantwortungsvollere Aufgaben zu qualifizieren? Schließlich hatte er von Karriereplänen gesprochen. Herrgott!

20
    Direkt nach Büroschluss herrschte im Fitness-Studio großer Andrang. Alois streifte die zwiegenähten Budapester mit doppelter Sohle ab, die ihn eine Stange Geld gekostet hatten, stellte sie in den Schrank und verstaute den Cerruti-Anzug am Kleiderbügel darüber. Kurz darauf betrat er in Sportoutfit den Trainingsraum, in der Hoffnung auf ein freies Laufband. Leise Musik erklang aus den Lautsprechern. Nicole stand hinter dem Tresen an der Vitaminbar und nickte ihm zu. Ein Duftgemisch aus Deodorants, Parfums und Aftershaves lag in der Luft und konnte doch einen leichten Schweißgeruch nicht überdecken. Die Seilzüge der Trainingsgeräte sirrten. Von den Hantelbänken klang Keuchen herüber und von den Crosstrainern das gleichmäßige Sausen der Schwungmassen. Die Ergometer waren alle besetzt, ebenso die Laufbänder. Doch Alois hatte Glück. Eines wurde gerade frei.
    Er wählte ein Programm mit Steigung. Langsam setzte sich das Band in Bewegung. Gemächlich trabte Alois los. Erst war Aufwärmen angesagt, danach würde er einen Berg hinaufsprinten und so den Ärger herausschwitzen, der sich in ihm staute wie ein Gebirgsbach vor dem Wehr.
    Auf dem Band neben ihm lief Steffi. Knackige Figur, super Busen. Nicht silikongepolstert, sondern echt. So etwas sah er auf den ersten Blick. Blondgefärbte Kurzhaarfrisur mit einer langen Strähne, die zwischen den Schulterblättern im Takt ihrer Schritte wippte. Steffi war Ende zwanzig, Sekretärin bei Siemens und leider in festen Händen. Bei ihr blitzte er regelmäßig ab. Nun lächelte sie ihn an. »Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«
    Man sah ihm also an, dass er sauer war. »Eine Vorgesetztenlaus.«
    »Stress mit dem Chef?«
    »Kann man so sagen.«
    »Da wäre der Punchingball vielleicht besser?« Locker lief sie weiter, während sie sprach.
    Er lachte. »Keine schlechte Idee. Nur gibt es hier leider keinen.«
    Das Tempo erhöhte sich, und allmählich stellte das Gerät die Lauffläche in einen steileren Winkel. Alois trabte bergauf. Nach wenigen Minuten beschleunigte sich seine Atmung, ging der Puls hoch, brannten die Muskeln in Oberschenkeln und Po. Mit dem Handrücken wischte Alois sich den Schweiß von der Stirn.
    Der Fall Flade gehörte nun ihm. Spitze! Nur dass der Fall kein Fall war. Jedenfalls keiner für die Mordkommission. Und den sollte er nun beackern, während Tino sich die Rosinen aus dem Kuchen pickte. Den Fall Oberdieck. Scheiße aber auch!
    Seit anderthalb Jahren war er jetzt in München. Bei der Kripo. Sein ganz großer Traum war das immer gewesen. Und nun war er hier und gehörte noch immer nicht dazu.
    Erneut verstellte sich der Steigungswinkel. Alois passte den Laufrhythmus an. Tino. Dieses Weichei. Ein echter Softie und Frauenversteher. Alois mochte ihn nicht besonders. Was sollte man schon von einem Kerl halten, der nicht gerne Entscheidungen traf, Auseinandersetzungen auswich und

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