Schuld war nur die Badewanne
ich es dir auch nicht sagen, muss in der Gegend von Hockenheim sein, ist aber
kein
Dorf.«
»Wenn ich einen Nagel in die Wand schlagen will, muss ich also nicht erst in den nächstgrößeren Ort fahren, um einen zu kaufen? In so einem Kaff habe ich nämlich jahrelang gewohnt.«
»Nägel brauchst du sowieso nicht, das Apartment ist doch voll möbliert.«
»Ach so«, murmelte sie kleinlaut. Im Geiste sah sie wohl schon ihre Habseligkeiten irgendwo eingelagert, während ich diese ganz woanders sah: die halbe Küche in unserem großen Keller, zwei Drittel Schlafzimmer (Horst Hermann hatte nur die Nachttische und die Wäschetruhe bezahlt) im kleineren sowie unzählige Kisten auf dem Speicher. Hatten wir etwas Ähnliches nicht schon mal gehabt?
Steffi bedankte sich, legte den Hörer auf, wählte die angegebene Nummer und erzählte der Konserve, dass sie es später noch einmal probieren würde. Beim vierten Versuch klappte es endlich, und noch am selben Abend machte sie sich auf den Weg nach Ketsch.
Kurz vor Mitternacht beschlossen wir, nicht mehr auf ihre Rückkehr zu warten. »Entweder irrt sie immer noch durch die Landschaft, oder sie probiert schon mal das Bett aus«, sagte Rolf gähnend. »Ich gehe jedenfalls schlafen.«
Steffi hatte weder das eine noch das andere getan, doch wann sie nach Hause gekommen war, wollte sie nicht sagen. »Einig geworden sind wir uns schon nach einer Viertelstunde, aber dann haben wir uns festgequatscht. Sandra wollte natürlich wissen, weshalb ich so Hals über Kopf eine Bleibe suche, und da habe ich ihr erzählt, was Sache ist. Na ja, und da kam heraus, dass sie ihren Freund auch gerade rausgeschmissen hat. Deshalb will sie ein paar Monate in die Staaten, Tapetenwechsel und so. Sie hat nämlich …«
»Du kannst also die Wohnung haben?«, unterbrach ich sie.
»Na klar, nächste Woche schon. Ist übrigens toll eingerichtet, ganz modern mit viel exotischem Grünzeug. Ich kriege noch eine genaue Liste, wie das sensible Gemüse behandelt werden muss.«
»Und was zahlst du für diese Luxusherberge?«
Sie lachte. »Erst wollte Sandra fünfhundert haben, aber zwei Stunden später meinte sie, dreihundert seien auch genug. Schließlich würde ich ja die Wohnung in Ordnung halten und mich um die Pflanzen kümmern. Ich glaube, sie ist gar nicht auf das Geld angewiesen, Papa hat anscheinend genug. Der hat ihr auch das Apartment zum 21 . Geburtstag geschenkt. – Einzelkinder haben es eben besser«, schloss sie mit einem vorwurfsvollen Blick.
»Wenn wir uns seinerzeit darauf festgelegt hätten, wärst du überhaupt nicht da!«, sagte ich ärgerlich. »Also beschwere dich nicht, und mach entweder Karriere oder such dir einen betuchten Ehemann, dann kommst du auch zu einer Eigentumswohnung.«
Jetzt ging alles ganz schnell. Die befürchtete Auseinandersetzung wie unlängst bei den Zwillingen, wer welchen Kochtopf kriegt, blieb aus. Horst Hermann hatte über jede Anschaffung Buch geführt (»Das sieht ihm ähnlich! Sogar die Plastikuntersetzer hat er aufgelistet!«, lautete Steffis Kommentar beim Anblick der Inventarliste), ihr Eigentum rot unterstrichen, und dann war er für drei Tage ausgezogen. Im Notfall könne sie ihn telefonisch erreichen, Nummer anbei.
Zum verabredeten Termin stand Hannes mit seinem Lkw und einem zur freiwilligen Mithilfe abkommandierten Angestellten vor der Tür. Während sie Schränke abbauten und die Küche demontierten, meinte er nur trocken: »Jetzt bin ich bloß neugierig, wo wir den ganzen Kram in vier Monaten wieder aufstellen dürfen.«
»Nicht
wo
ist die Frage, sondern
dass
«, gab Steffi zurück. »Ich will endlich mal nicht nur allein, sondern auch in meinen eigenen Möbeln wohnen.«
Zwar waren unsere Keller wieder bis zum letzten Winkel vollgestellt, und als der Schornsteinfeger auf den Speicher wollte, musste er die mühsam freigeräumten drei Meter zum Kamin kriechend zurücklegen, aber dafür war die von Rolf so schmerzlich vermisste häusliche Ruhe und Ordnung wieder eingekehrt. »Wenn sie in vier Monaten noch immer keine eigene Wohnung gefunden hat, soll sie zur Bahnhofsmission gehen«, erklärte er rundheraus, »noch mal mache ich das nicht mit!«
Darüber schien sich seine Tochter im Augenblick nicht den Kopf zu zerbrechen. Sie hatte ihren Freundeskreis mobilisiert, sich mit einigen Maklern in Verbindung gesetzt und wartete nun auf das Wunder, das Sonntagskindern offenbar zusteht. Außerdem war sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt.
»Ich
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