Schuld war nur die Badewanne
müssten, wer diese blöden Bananen-Witze aufgebracht habe, und ob in Spanien wirklich immer die Sonne scheine. »Wir fliegen nämlich im August nach Mallorca«, erzählte Frau Gutebrodt stolz. »Waren Sie schon mal da?«
Ausgerechnet diesen Albtraum des europäischen Pauschaltourismus hatte sie sich ausgesucht! »Nein, Mallorca kenne ich nicht, aber die Insel soll landschaftlich sehr schön sein, man darf nur nicht an den vollen Stränden kleben bleiben.« Vielleicht verstand sie den kleinen Wink.
»Wir wollen sowieso viel wandern«, sagte sie denn auch. Und so kann ich nur hoffen, dass ihr die berühmte Strandmeile »Ballermann 6 « nebst ihren trinkfreudigen und geistig nicht eben flexiblen Stammgästen entgangen ist.
Nach zwei Stunden und einer
standing ovation
(hatte ich bis dato noch nie gehabt!) verabschiedeten wir uns in dem Bewusstsein, das Image der angeblich so arroganten Wessis ein bisschen aufpoliert zu haben. Oder weshalb sonst hatte mir Frau Gutebrodt beim Hinausgehen versichert: »Wenn man mit Ihnen redet, glaubt man gar nicht, dass Sie aus’m Westen kommen.«
Die Telefonzelle auf dem Marktplatz war kaputt, bei der zweiten, die wir nach längerem Suchen entdeckten, hatte jemand den Hörer demontiert, eine dritte fanden wir nicht. »Morgen früh schicke ich ein Telegramm«, sagte ich erbittert, als wir in unserem heimeligen Hotelzimmer auf der Bettkante saßen und trockne Landjäger kauten, »vorausgesetzt, es gibt überhaupt ein Postamt.«
[home]
Frühstücksbons und Seniorenkaffee
D eine Blumen kannst du wegschmeißen!«, gurgelte Steffi aus der Nasszelle, wo sie sich mit kaltem Wasser die Zähne putzte. »Der Stöpsel vom Waschbecken war nicht dicht.«
Noch mehr Abfall! Wir hatten nämlich ein Müllproblem! Einen Papierkorb gab es im Zimmer genauso wenig wie einen Aschenbecher, deshalb häuften sich die Überreste unseres frugalen Abendessens samt den in einem Cremedosendeckel gesammelten Zigarettenkippen auf dem Tisch. Wenigstens die Spuren unseres Lasters würden wir loswerden können. Steffi hatte das Geheimnis der leeren Blumentöpfe entschlüsselt. »Ich glaube, hier darf man bloß auf dem Flur rauchen, und diese komischen Sandkübel sind Aschenbecher.«
Ich sammelte den ganzen Abfall zusammen und stopfte ihn in eine leere Plastiktüte. »Die nehmen wir mit. Vielleicht finden wir unterwegs einen Papierkorb.«
»Optimist!« Steffi schloss die Zimmertür ab. »Hast du die Frühstücksbons?«
»Wieso ich?
Du
hast sie doch gestern geholt.«
»Ich habe sie aber auf den Tisch gelegt.«
Wir fanden sie schließlich, und wo? In unserer Plastiktüte natürlich! Sie sahen aus wie angefettete Kinokarten und berechtigten zur Einnahme von 1 Frühstück.
An der Rezeption hatte Schichtwechsel stattgefunden. Das junge Mädchen wünschte uns einen guten Morgen, wollte wissen, ob wir gut geschlafen hätten (»Danke, ausgezeichnet!«), informierte uns über die derzeitige Wetterlage (den blauen Himmel hatten wir aber auch schon gesehen), und dann fragte sie mit einem fröhlichen Lachen: »Jetzt wollen Sie bestimmt wissen, wo Sie frühstücken können?«
»Genau!«, bestätigte Steffi. »Ich habe einen Bärenhunger.«
Das war begreiflich. Drei Landjäger und ein Becher Joghurt fallen bei meiner Tochter in die Rubrik Zwischenmahlzeit.
»Die Restaurationsräume befinden sich leider nicht im Haus. Sie müssen um das ganze Gebäude herumgehen, dann können Sie sie schon sehen.«
Wir bedankten uns und taten wie befohlen. Statt der erwarteten Baracke fanden wir eine Art Chalet, von Grund auf renoviert und bereit, kommende Touristenströme angemessen zu bewirten. Frau Gutebrodt hatte mir nämlich erzählt, dass der Templiner See nur der Anfang einer ganzen Seenkette sei, dass es »früher mal« Ausflugsdampfer gegeben habe, eine Wiederaufnahme des Schiffsverkehrs jedoch geplant sei. Baden könne man natürlich auch, die Seen seien noch ganz sauber. Bis zu den westdeutschen Touristen schien sich die »unberührte Natur der Mark Brandenburg« (Anzeigentext in einer Illustrierten) bloß noch nicht herumgesprochen zu haben. Das Restaurant war leer.
»Wir nehmen den Tisch da drüben, okay?« Steffi setzte sich ans Fenster und griff sofort zur Speisekarte.
»Wir haben Bons«, erinnerte ich sie.
»Weiß ich. Ich will doch bloß gucken, was ich heute Abend essen werde. – Hört sich gut an«, stellte sie nach flüchtigem Durchblättern fest, »Krabbencocktail, Cordon bleu, Ente à l’orange … na ja,
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