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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Nahrungsmitteln, sondern höchstens als Überbrückungshilfe zwischen zwei Mahlzeiten. »Falls du unter ›Panne‹ den enormen Zulauf verstehst, dann ist diese Bezeichnung falsch. Solange überhaupt jemand kommt, muss man hierzulande die Veranstaltung offenbar als erfolgreich betrachten und kann erst dann von Panne reden, wenn sich gar keiner blicken lässt. Nach unseren bisherigen Erfahrungen ist ein Auditorium von vier bis sechs Personen also völlig normal. Sollten es mal weniger als drei sein, würde ich die Sache allerdings als Flop bezeichnen.«
    Natürlich meinte ich diesen Anflug von Galgenhumor nicht ernst, ich ärgerte mich im Gegenteil ganz gewaltig über die verschwendete Zeit und mein vergebliches Engagement, doch zum Glück ahnte ich noch nicht, wie recht ich mit meiner Prognose haben sollte.
    Während ich oben meine Spesen kassierte, hatte Steffi zusammen mit der Mohnschnecke Informationen eingeholt. Sie wusste, wo man anständigen Wein kaufen konnte und vor allem die unerlässlichen Accessoires wie Chips, Flips, Sticks und was es sonst noch an derartigen Kalorienbomben gibt. »Du musst doch zugeben«, meinte sie, eine Packung Crackers in den Einkaufskorb legend, »dass die Supermärkte schon recht gut bestückt sind. Von den Textilgeschäften kann man das allerdings nicht behaupten. In Templin bin ich mal in einem drin gewesen. Grauenvoll, was da angeboten wird! Man könnte glauben, die westdeutschen Kaufhäuser haben ihre gesamten Ladenhüter hierher nach Ossiland gekarrt, wo sie den Ramsch noch richtig teuer verhökern können. Bei uns werden sie den Kram nicht mal mehr im Ausverkauf los, aber hier ziehen sie die Kunden mit den ollen Plünnen regelrecht über den Tisch. Das ist eine riesengroße Schweinerei!«
    Ich nickte zwar zustimmend, enthielt mich jedoch jeglichen Kommentars, denn mit Steffi über die Ungerechtigkeiten des Lebens im Allgemeinen und dann unter Berücksichtigung einzelner besonders Benachteiligter zu debattieren, artet gewöhnlich in ein abendfüllendes Kolloquium aus!
    Mit einer ganzen Tüte voll Knabberzeug und einem Strauß Maiglöckchen, die – legt man den Preis zugrunde – hier offenbar wild wuchsen, zogen wir von dannen, bereit, der »gemütlichen Runde im Kreise von Lehrern und Interessierten« entgegenzusehen.
    Frau Löwe wohnt in einem recht geräumigen Haus am Ortsrand. Ein herrlich verwilderter Garten, der erst weit hinten an einem Bach endet, gehört dazu. Als Erstes begrüßte uns ein Hund mit sehr ungewissem Stammbaum. Ihm folgte ein zweiter, in dem man doch schon ein Mittelding zwischen Collie und Geißbock erkennen konnte – übrigens keine so abwegige Kombination, denn zum Haushalt gehörte auch eine Ziege, die sich tapfer durch das überall wuchernde Gras futterte. Das Schaf Hildegund half dabei. Eine Entenfamilie kam watschelnd vom Bach zurück, wo der noch ganz flaumige Nachwuchs Schwimmunterricht bekommen hatte, zwei Gänse spazierten ungeniert an uns vorbei und gönnten uns lediglich einen hochnäsigen Blick, bevor sie hinter einem Schuppen verschwanden. Die Katze, dösend auf der Terrassenbrüstung liegend, hob nicht mal den Kopf, als wir um die Ecke bogen. Bienen umsummten uns, Vögel zwitscherten … es roch nach Blumen, nach beginnendem Sommer – und nach Spiritus. Peter, der achtjährige Sohn des Hauses, kämpfte bereits mit den Grillkohlen. Das könne er hervorragend, beruhigte mich seine Mutter, als sie meinen erschrockenen Blick sah (Messer, Gabel, Schere, Licht … und so weiter), er habe bereits seine Gesellenprüfung abgelegt und strebe nunmehr die Meisterwürde an. »Manchmal sind die Würstchen sogar nur noch halb verkohlt.«
    Mit meinen kümmerlichen Maiglöckchen kam ich mir reichlich albern vor, doch wie hätte ich ahnen können, dass Frau Löwe nur die Hand auszustrecken brauchte, um irgendetwas von dem zu pflücken, was im Mai so alles blüht. Maiglöckchen waren sicher auch dabei, wahrscheinlich weiter hinten am Bach. Sie freute sich trotzdem über mein bescheidenes Sträußchen.
    »Hast du gewusst, dass es hier ein Kind gibt?«, flüsterte Steffi, während uns Frau Löwe ins Haus führte. »Ich habe noch eine Tafel Schokolade im Auto, soll ich sie schnell holen?«
    »Lieber nicht. Bei dieser Hitze ist die längst Kakao geworden.« Allerdings ärgerte ich mich auch. Kinder erwarten doch immer, dass man ihnen irgendetwas mitbringt, wobei die Altersgrenze nach oben hin offen ist. Sockenfetischistin Katja ist selig, wenn ich ein

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