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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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eine eigene Spedition aufzumachen, werde immer wieder abgelehnt, obwohl er von seinem derzeitigen Chef die schriftliche Garantie habe, mit Aufträgen eingedeckt zu werden.
    »Womit wird denn die Ablehnung begründet?«, hatte ich empört gefragt. »Ich denke, jeder hat das Recht, ein Gewerbe anzumelden?«
    »Eben nicht! Uns wurde gesagt, es gebe hier im Landkreis mehrere Speditionen, die alle rote Zahlen schrieben, und eine weitere brauche man nicht. Die alteingesessenen hätten Vorrang.« Klang das nicht ein bisschen sehr nach Behördenwillkür oder sogar Vetternwirtsch…
    »Kannst du nicht mal das Fenster zumachen?«, murmelte Steffi. »Wer soll denn bei dem Krach schlafen?«
    Krach? Wo denn bloß? »Ich höre nichts! Wahrscheinlich hast du geträumt.«
    »Ich finde, dieses Froschkonzert ist ziemlich real!« Sie kroch aus dem Bett und schlappte zum Fenster. »Außerdem muss sich da draußen eine ganze Kompanie Heimchen versammelt haben!« Krachend flog der Fensterflügel zu. »Man kommt sich ja vor wie im Urwald! Ich bin Autohupen und quietschende Bremsen gewöhnt. Das Grillengezirpe macht mich wahnsinnig!« Sie krabbelte ins Bett zurück und zog sich die Decke über den Kopf. Minuten später war sie eingeschlafen, und dann machte ich ganz leise das Fenster wieder auf. Wann hatte mich denn zum letzten Mal ein Frosch in den Schlaf gequakt?

[home]
    Eselspfade und andere Umwege
    W egen des Schlafdefizits noch reichlich neben der Kappe, öffnete ich lauthals gähnend die Tür zum Bad und – blieb erst mal stehen! So viel hatte ich gestern doch wirklich nicht getrunken! Andererseits hätte ich jeden Eid geleistet, dass der Knabe, der am Abend so unermüdlich das Grillfeuer in Gang gehalten hatte, mindestens vier Jahre älter gewesen war als dieses Bürschlein hier. Mit runtergelassenen Hosen thronte es auf der Toilettenbrille und brach bei meinem Anblick in ein fürchterliches Geschrei aus. »Ich tu dir doch nichts!«, stammelte ich, bevor ich ganz schnell die Tür zumachen wollte. Dafür öffnete sich die auf der gegenüberliegenden Seite. Frau Löwe schoss herein und nahm den kleinen Schreihals in die Arme. »Das ist unser Jüngster«, stellte sie ihn vor, »der ist gestern bei der Oma gewesen.«
    Das Knäblein schniefte ein paarmal, ehe es mich von der sicheren Warte aus musterte. »Die Tante hat Hosen an!«, stellte es ganz richtig fest. Wahrscheinlich schlief die Mama immer im Nachthemd.
    »Das ist ein Pyjama«, sagte Frau Löwe, hob ihren Sprössling von seinem Thron und entschuldigte sich wortreich. »So etwas sollte nicht vorkommen! Es ist auch allein meine Schuld, ich hätte nicht vergessen dürfen, den Riegel der Verbindungstür zuzuschieben. Der Philipp hat ja nicht gewusst, dass wir Gäste haben.«
    »Armer Kerl! Das nennt man dann Schreck in der Morgenstunde.« Bevor ich die Tür endgültig schloss, hörte ich noch das Löwenjunge piepsen: »Ich will auch einen Pipischama!«
    Wenig später klopfte es an die Tür. »Das Bad ist frei! Wenn wir noch zusammen frühstücken wollen, müssten Sie sich ein bisschen beeilen. Ich habe heute zwar erst zur dritten Stunde Unterricht, aber vorher muss ich den Philipp noch bei meiner Schwiegermutter abliefern.«
    Richtig, Frau Löwe war ja Lehrerin, das hatte ich total vergessen. Ich brachte Steffi auf Trab, die sich bisher lediglich durch unterschiedliche Grunztöne gemeldet hatte und nicht die geringsten Anstalten machte, ihr kuscheliges Bett zu verlassen. »Kannst du mir einen einzigen vernünftigen Grund sagen, weshalb ich aufstehen soll?«
    »Ja. Du willst mich nachher nach Dedelow fahren!«
    »Wollen??? Bis dahin sind es 21  Kilometer Landstraße, die schaffst sogar
du
allein!« Sie überlegte sich die Sache aber doch noch, denn kurz darauf saßen wir auf der Terrasse, von der sämtliche Spuren der gestrigen Fete schon beseitigt waren. Sogar frische Brötchen standen auf dem Tisch.
    »Du meine Güte, seit wann sind Sie denn auf den Beinen?« Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen.
    »Seit sechs.« Frau Löwe schob ein Marmeladenschälchen in meine Richtung. »Probieren Sie die mal! Spezialität meiner Schwiegermutter.«
    Wir bekamen nicht nur selbstgekochte Konfitüre, sondern sogar ganz frische Eier, denn zu der hauseigenen Menagerie gehörten selbstverständlich auch mehrere Mistkratzer, nämlich Henne Berta nebst einigen Anverwandten, die aber gestern alle schon schlafen gegangen waren. Nur Berta hatte das Recht, uns beim Essen zuzusehen und die

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