Schuld war nur die Badewanne
das Monopol haben?«
Er grinste. »Noch! Aber bestimmt nicht mehr lange. Die Konkurrenz wacht langsam auf. – So, dann kommen Sie am besten mit!« Er setzte sich in Bewegung, und wir folgten gehorsam. »Mal sehen, ob noch ein Bungalow frei ist.«
Die Bezeichnung Bungalow fand ich denn doch ein bisschen hochtrabend für diese steinernen Baracken, andererseits – was versteht man denn unter einem Bungalow? Doch nichts anderes als ein ebenerdiges Wohnhaus, und genau das war es, wohin wir wenig später geführt wurden. Leider könne er uns nur eines der erst provisorisch renovierten Häuser geben, entschuldigte sich unser Begleiter, die bereits fertigen seien alle vermietet, und einige andere befänden sich gerade im Umbau, aber für zwei Tage würde es wohl gehen. Außerdem sei es billiger. »Die Tür klemmt ein bisschen, doch wenn man sie etwas anhebt – sehen Sie, genau so!« Er demonstrierte die Handhabung auch gleich –, »dann geht sie spielend auf.«
Wir betraten einen Flur, von dem vier Türen abgingen. »Früher ist das mal ein Ferienheim der FdJ gewesen. In jedem Haus waren sechs Jungen untergebracht. Die Stockbetten haben wir natürlich auseinandergenommen, aber im Moment sieht es zumindest hier immer noch ein bisschen nach Kaserne aus.«
Das allerdings stimmte! Statt eines Kleiderschranks standen zwei olivfarbene Soldatenspinde in einer Ecke, der Tisch und die zwei Stühle erinnerten an Kantinenmobiliar, und dass es nicht mal Leselampen gab, sondern nur die Neonröhre an der Decke, fiel uns erst beim Zubettgehen auf.
»Wo sollte man die denn auch hinstellen?«, kicherte Nicki. »Es sind ja gar keine Nachttische da!«
Die restliche Hausbegehung mussten wir allein machen, denn Herr Deringer wurde abberufen. Die Gardinen für Bungalow 17 seien gekommen, allerdings die falschen. Dabei sollten die Bewohner von Bungalow 17 froh sein, dass sie überhaupt welche kriegen würden. Vor unserem Fenster baumelte nämlich etwas, das wie eine zweckentfremdete Wolldecke aussah.
Der gegenüberliegende Raum war bis auf eine verrostete Säge und mehrere eingetrocknete Farbeimer leer, doch das dritte Zimmer überraschte uns. Offenbar handelte es sich um den früheren Aufenthaltsraum, denn er war sehr groß und enthielt neben einem richtigen Kachelofen noch zwei Tische sowie ein halbes Dutzend Stühle in den verschiedenen Stadien des Zerfalls. Ich glaube, einer war noch einigermaßen intakt, denn ich kann mich erinnern, dass Nicki ihn später auf die Terrasse gestellt und sogar benutzt hat. Ein schwarz-goldenes Sideboard aus der Nierentisch-Ära, vermutlich von jemandem gespendet, der inzwischen zu Eiche rustikal übergegangen war, brachte einen Hauch von Eleganz in dieses Einheitsmobiliar. Sogar richtige Gardinen hingen vor dem Fenster. »Wenn man die mal waschen würde, käme sicher ihre ursprüngliche Farbe wieder heraus«, meinte Nicki, den staubigen Stoff zur Seite ziehend.
»Sobald dieser Bungalow renoviert ist, gibt es neue, das hast du doch vorhin gehört!« Mich interessierte etwas ganz anderes. »Angeblich soll es doch auch ein Bad geben, aber wo?«
»Na, da ist doch noch eine Tür!« Nicki öffnete sie, und dann staunten wir erst mal. Bis unter die Decke weiß gekachelt, erinnerte der erstaunlich große Raum an das Gipszimmer in unserer orthopädischen Klinik, in dem ich früher oft genug gesessen und zugesehen hatte, wie einer meiner Nachkommen verarztet wurde. Allerdings hatten dort keine drei Pinkelbecken an der Wand gehangen, und falls doch, dann hatte man sie nicht gesehen. Die hier sah man, denn nur vor der einen »richtigen« Toilette befand sich eine Tür.
»Ich denke, hier soll auch eine Dusche sein?« Zwar lag in einem der drei Waschbecken ein Duschkopf mit einem Schlauch dran, doch das war alles. »Wo ein Schlauch ist, ist auch ein Wasserhahn!«, behauptete meine Tochter, benutzte ihn als Ariadnefaden und stellte verblüfft fest, dass er nach mehreren Metern in ein Rohr mündete. »Ich werd’ verrückt«, juchzte sie los, »da ist ja ein ganz schlaues Kerlchen am Werk gewesen!« Sie drehte den Hahn über dem hintersten Waschbecken auf, und dann bekam sie auch sofort eine Ladung Wasser ins Gesicht. Der Duschkopf hatte sich erst wie eine Kobra aufgebäumt und dann genau in ihre Richtung gezielt.
»Iihhhh! Dreh bloß schnell zu! Ich seh’ überhaupt nichts mehr. Ist hier irgendwo ein Handtuch?«
Während ich ihre Haare trockenrubbelte, ließ ich mir die Sache verklickern, denn was da eben
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