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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Harry und ein halbes Dutzend seiner Freunde ein Vier-Gänge-Menü, und nebenbei schmeißt sie noch Victors Drei-Zimmer-Villen-Haushalt, zu dem ein großer Garten mit viel Rasen und noch mehr Unkraut gehört. Ach ja, der Bürokram fällt auch noch in ihr Ressort. Diesmal musste sie ihn mit in ihre Wohnung genommen haben. Zwischen Chippendale-Sessel und der Zimmerecke türmten sich etwa einen halben Meter hoch Ordner, Schnellhefter und vor allem Berge von Zetteln. Zum Teil waren die einzelnen Häufchen umgekippt, hatten sich miteinander vermischt, auf einem stand sogar eine leere Teetasse – das Ganze sah nach Arbeit, aber auch nach einer grandiosen Unordnung aus. »Was ist denn das?«
    »Victors Buchhaltung«, sagte Dagi, »aber die hat bis Sonntag Zeit. Jetzt koche ich uns erst mal einen anständigen Kaffee. Hast du Hunger?«
    Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht, doch jetzt merkte ich, dass ich seit dem Frühstück nichts gegessen hatte. Immerhin war es inzwischen halb drei geworden. »Ja, ein bisschen«, gab ich zu.
    »Wonach steht dir mehr der Sinn? Nach Tütensuppe, Erdbeerkuchen oder Schmalzstulle? Selbstgemachtes, so richtig aus Grieben mit Majoran und Zwiebeln. Das Rezept stammt noch von Tante Idchen.«
    Zum Teufel mit den Kalorien! »Da fragst du noch? Ich weiß gar nicht mehr, wie hausgemachtes Griebenschmalz schmeckt!« (Es schmeckte herrlich, aber danach habe ich einen Schnaps gebraucht!)
    Dagi wollte Genaueres erfahren, weshalb ich die Lesetour abgebrochen hatte, denn am Telefon hatte ich nur gesagt, dass ich schon heute kommen würde. Sie wunderte sich gar nicht.
    »Wir sind Fremde da drüben, und umgekehrt ist es so ähnlich. Hier in Berlin leben wir immer noch so, als hätte es nie den 9 . November gegeben. Die Ossis bleiben in ihrer Hälfte und wir in unserer. Natürlich besucht man sich gegenseitig, die einen wollen in den Zoo oder zu Ikea, die sind nun mal beide im Westteil, die anderen gucken sich den Dom an und Schloss Sanssouci. Abends sind alle froh, wieder in ihrer gewohnten Umgebung zu sein, wo man sie kennt und nicht wie unliebsame Ausländer behandelt.«
    »Übertreibst du jetzt nicht ein bisschen?«
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    Nicki kam erst kurz nach sieben. »Ich habe mich nicht einmal verfahren«, erzählte sie stolz, »allerdings habe ich auch nicht den kürzesten Weg genommen, sondern den einfachsten, und der war bestimmt zehn Kilometer länger.«
    »Zeig mal, was du dir gekauft hast«, verlangte Dagi, auf die Tüte mit dem silbernen Logo deutend. »Der billigste Laden ist das nämlich nicht.«
    »Was auch immer da drin ist, sie kann es auf keinen Fall
gekauft
haben«, sagte ich sofort, »ihr Geld hat höchstens für ’ne Bockwurst und eine Packung Gummibärchen gereicht. Stimmt es nicht, dass gerade hier in Berlin die Ladendiebstähle beängstigend zugenommen haben?«
    »Mit der Bluse ging das ganz leicht«, sagte meine Tochter sofort, »viel schwieriger war es, an eine leere Tüte heranzukommen.« Dann wandte sie sich an mich. »Hast du wirklich geglaubt, ich würde ohne Geld nach
Berlin
fahren??? Ich gebe ja zu, dass ich reihum alle angepumpt habe, die noch liquide gewesen sind, außer Katja natürlich, da habe ich es gar nicht erst versucht, aber ihr müsst doch zugeben, dass ich mich sehr zurückgehalten habe.« Sie zog eine dunkelblaue Bluse heraus, die mir ausnehmend gut gefiel. »Du brauchst gar nicht so zu gucken«, meinte sie grinsend, »das ist meine, und die kriegst du auch nicht!« Es ist mehr als einmal vorgekommen, dass ich Nicole ein eben erst erstandenes Kleidungsstück sofort wieder abgekauft habe. Leider klappt das nicht immer, und diese Bluse würde sie vermutlich nicht herausrücken. Schade, sie stünde mir bestimmt viel besser!
    Den ersten Teil des Abends verbrachten wir in Dagis Stammkneipe. Nicki kannte sie noch nicht, sie kannte überhaupt diese gemütlichen, verräucherten Pinten nicht, fand alles sehr urig, trank sogar Bier und konnte sich nur mit der Erbsensuppe nicht anfreunden. Wirsingkohl gab es leider nicht.
    »Wann wollen wir morgen eigentlich starten?«, fragte sie, auf einem Bein durch das aufs Trottoir gemalte »Hopse«-Feld hüpfend. »Auf keinen Fall so spät, dass wir den Wochenendtouristen in die Quere kommen.« Sie kicherte vor sich hin. »Hüte dich vor Sonntagsfahrern, die schon am Samstag unterwegs sind!«
    Dagmar winkte sofort ab. »Kommt gar nicht in Frage! Ihr bleibt bis Sonntag! Morgen ist nämlich Nikolassee angesagt und

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