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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Straßengraben gesehen oder wenigstens mit ’ner Reifenpanne irgendwo auf einem Feldweg. Sag bloß, deine Fans haben dich nicht weggelassen?!«
    »So würde ich das nicht gerade ausdrücken.« Ich schloss den Wagen ab und schob sie vor mich her durch die Haustür. »Meine Lesung war solch ein Erfolg, dass er kaum noch zu überbieten ist und ich beschlossen habe, auf weitere Ovationen zu verzichten. Morgen fahren wir nach Hause!«

[home]
    Victors Villa contra Friedrichs Schloss
    I ch habe festgestellt, dass es eigentlich nur eine Methode gibt, die junge Leute davon abhalten kann, eine blödsinnige Mode mitzumachen: Man muss sie selber übernehmen! Oder zumindest so tun, als ob! Auf diese Weise war es mir gelungen, Nicole von diesen Schlabberhosen abzubringen, die oben so breit sind wie unten und immer aussehen, als habe man ein Bettlaken erst auseinandergeschnitten und dann falsch zusammengenäht. Offenbar habe ich in diesem Sack so entsetzlich ausgesehen, dass ich nicht mal die Umkleidekabine verlassen durfte; Nicki schob mich sofort wieder zurück. »Wenn du in diesem Aufzug rauskommst, kenne ich dich nicht!«
    »Ich weiß gar nicht, was du hast«, beschwerte ich mich pro forma, »diese Hosen sind doch der letzte Schrei!«
    »Den wirst du auch gleich von mir hören, wenn du die Dinger nicht auf der Stelle wieder ausziehst!«
    Ich schaffte es auch noch, ihr diese halbe Bluse auszureden, von der ich im ersten Moment geglaubt hatte, sie sei versehentlich aus der Kinderabteilung heraufgekommen. Blusen, die oberhalb des Bauchnabels aufhören, haben entweder die falsche Größe oder sind im Trockner eingegangen. So hatte ich bis dato gedacht, stimmt aber nicht. Die müssen nämlich so sein! Weshalb sie viel teurer sind als normale, obwohl sie nur die Hälfte Stoff brauchen, ist eines der ungelösten Rätsel der Konfektionsbranche.
    Im Grunde genommen kann sich fast jeder anziehen wie weiland Jackie Kennedy, man braucht doch nur die Figur, die natürliche Begabung und das Geld. Ich habe nichts von dem, und deshalb kann ich mich auch nicht für stundenlange Streifzüge durch einschlägige Geschäfte begeistern, ganz besonders dann nicht, wenn ich erst vor einer Woche durch genau dieselben Läden getigert bin. Mit Steffi war das allerdings nicht ganz so anstrengend gewesen. Nicki ist viel mutiger. Sie probiert ohne Skrupel vier Röcke, zwei Hosen und vielleicht noch ein paar Pullover an und hat lediglich ein bisschen Kleingeld in der Tasche. Eine Kreditkarte besitzt sie aber auch nicht! Weshalb sie in Heidelberg aus den von ihr favorisierten Läden nicht schon längst rausgeflogen ist, wundert mich seit langem. Wer hat schon gerne Kunden, die vierzig Minuten lang eine Umkleidekabine blockieren und am Ende doch nichts kaufen? Die Gefahr eines möglichen Rauswurfs bestand hier erst gar nicht, es kannte sie ja niemand, und als wir die dritte Boutique verließen, waren bereits anderthalb Stunden vergangen. So zwischen sechs und elf lagen jedoch noch vor uns, das KDW nicht mitgezählt.
    »Weißt du was? Hier hast du den Autoschlüssel und zehn Mark, die reichen für Cola und Currywurst, und dann kannst du von mir aus bis Geschäftsschluss über die Shoppingmeile ziehen! Ich nehme die nächste U-Bahn und fahre zu Dagi!«
    Nur der Form halber protestierte sie ein bisschen. »Willst du nicht lieber den Wagen …?«
    »Nein, will ich nicht! Die Straßenkarte liegt übrigens im Handschuhfach.«
    Während ich auf dem Bahnhof Wittenbergplatz – der sah (und sieht) immer noch so aus wie vor fünfzig Jahren – auf den Zug wartete, ließ ich in Gedanken die letzten Stunden noch einmal Revue passieren. Gleich nach dem Frühstück hatte ich in Frankfurt angerufen, Frau Wagner jedoch nicht erreicht und statt dessen einer forschen Stimme mitgeteilt, dass ich auf Grund des mangelnden beziehungsweise des überhaupt nicht vorhandenen Interesses die Reise abbrechen und heute noch nach Hause fahren würde. Die noch vorgesehenen Veranstaltungen möge man doch bitte ganz offiziell absagen. Bevor die Stimme sich hätte äußern können, fügte ich noch hinzu, dass man Näheres bei den einzelnen Büchereien erfragen könnte, im Übrigen würde ich mich in den nächsten Tagen auch noch schriftlich melden, und bis dahin erst mal vielen Dank (wofür eigentlich?) und auf Wiedersehen.
    Mir tat es lediglich um Frau S. leid. Sie hatte diese Reise angeregt und wohl auch ein bisschen Vorarbeit geleistet, hatte sich auf meinen Besuch gefreut und in

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