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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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machte sich auch keine Illusionen über Jillys mütterliche Gefühle – sie hatte nie behauptet, welche zu haben. Doch auf dieses Ausmaß an Problemen war er nicht gefasst gewesen. Alex und Jilly mochten sich gegenseitig nicht – der Verachtung auf der einen Seite schlug pure Gleichgültigkeit auf der anderen entgegen. Alex gab sich gar nicht erst die Mühe, ihre Gefühle Jilly gegenüber zu verbergen, und Jilly hegte nicht das geringste Interesse für Alex und empfand ihre Anwesenheit als lästig. »Sie ist nicht mein Kind«, rieb sie ihm immer wieder unter die Nase, wenn Alex wegen irgendetwas Schwierigkeiten machte.
    Er wusste, dass Jilly weitaus glücklicher gewesen wäre, hätte er Alex nicht mitgebracht. Doch sie war seine Tochter; es kam überhaupt nicht infrage, sie in Schottland bei ihrer geistig und emotional labilen Mutter zu lassen. Oder auch bei seiner eigenen Mutter, die angeboten hatte, Alex zu sich zu nehmen, als sie den Umzug nach London in Erwägung zogen. Alex war sein Fleisch und Blut; sie gehörte zu ihm.
    Wenn es irgendjemanden gab, den er außer sich selbst liebte, dann war es Alex.
     
    Mark zog seine Jacke über und sah auf die Uhr. »Ich bin dann mal weg«, sagte er zu niemand Bestimmtem.
    Er wollte nach Hause, unter die Dusche und sich ein bisschen was Besseres anziehen, bevor er sich mit Callie traf. Sie
hatten sich im West End auf einen Drink verabredet, um von dort aus zum La Venezia weiterzuziehen.
    Doch als er in einem Waggon der Central Line eingezwängt schon auf halbem Weg nach Hause war, fiel ihm ein, dass er für ihr Abendessen noch keine Vorkehrungen getroffen hatte. Normalerweise wäre es nicht das geringste Problem, doch im Moment, bei all den Weihnachtsfeiern …
    Nachdem er sich nun schon einmal zu diesem Schritt durchgerungen hatte, wollte er unter allen Umständen, dass es nach Plan verlief.
    Kaum war er auf der Straße, zog er sein Handy heraus und rief im Restaurant an. Wie gehofft, meldete sich Serena.
    »Ich weiß, es ist viel verlangt«, sagte er, »aber ich brauche unter allen Umständen heute Abend einen Tisch.«
    »Einen Tisch? Marco, machst du Witze?«
    »Es ist wichtig. Sonst würde ich nicht fragen«, bettelte er und ließ dabei den kleinen Bruder raushängen.
    Serena seufzte. »Und du verrätst mir nicht, worum es geht?«
    »Es soll eine Überraschung sein.«
    »Na toll. Du weißt aber schon, Marco, dass Mama keine Überraschungen schätzt?«
    Da hatte sie wahrlich recht, räumte Marco im Stillen ein. Einen Augenblick lief er Gefahr, den Mut zu verlieren. Er konnte Callie schließlich auch in ein anderes Restaurant ausführen, dann musste das hier eben warten. Bis nach Weihnachten, wenn es an allen Fronten ein bisschen ruhiger war.
    Nein! Er hatte es schon lange genug aufgeschoben.
    »Ich mach das schon mit Mama«, sagte er im Brustton der Überzeugung, auch wenn er sich nicht so fühlte, »halt mir einfach nur einen Tisch frei, okay? Denk dran, ich hab was gut bei dir, nachdem ich letztes Wochenende ausgeholfen habe.«
    »Das stimmt«, räumte Serena ein. »Ich sehe mal, was sich machen lässt. Aber nicht vor neun.«

    Das musste reichen. »Okay. Dann um neun.«
    »Oder ein bisschen später. Ein Tisch für … bitte sag jetzt nicht, für sechs.«
    »Zwei«, sagte Mark entschieden. »Ein Tisch für zwei.«
     
    Angus Hamilton parkte seinen Wagen in der Garage und ging zur Wohnung. Er schloss die Tür auf und rief: »Jilly?«
    Sie war eindeutig zu Hause; er hörte ihre Stimme in einem anderen Zimmer. Immer noch am Telefon. Jilly schien Stunden am Telefon zuzubringen, mit ihrer Schwester, ihrer Mutter und ihren Freundinnen. Was sie ständig zu besprechen hatten, war ihm schleierhaft, da sie schon, soviel er wusste, ganze Vormittage zusammen im Fitnessclub und beim Friseur verbrachten, während sie nachmittags miteinander einkaufen gingen.
    Er folgte ihrer Stimme bis zum Schlafzimmer, wo sie – sehr verführerisch, wie er fand – auf dem Bett ausgestreckt lag, das schnurlose Telefon am Ohr. Für einen kurzen Moment dachte er daran, die Tischreservierung sausen zu lassen und sich einen gemütlichen Abend daheim zu machen. Und gleich jetzt damit anzufangen.
    Dann dachte er an das praktische Hindernis, das Alex darstellte. Nun ja, sie konnte sich in ihrem Zimmer mit diesem teuren Spielzeug beschäftigen, das er ihr gekauft hatte. Das tat sie ohnehin die meiste Zeit, da sie offenbar die Gesellschaft ihres Computers der ihrer Eltern vorzog.
    Jilly lächelte ihm

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