Schuldig wer vergisst
amerikanischen Hot. Oder den hotten Amerikaner, wie ich es lieber nenne.« Er grinste. »Man lebt von der Hoffnung.«
»Ich denke, ich kann der Veneziana nicht widerstehen«, sagte Callie mit einem entsprechenden Lächeln.
»Komisch, dass du das sagst.« Peter legte die Speisekarte auf den Tisch zurück und stieß mit ihr an. »Das erinnert mich an das, was ich dir erzählen wollte.«
»Tatsächlich?«
»Du kämst nie drauf, wo ich gestern zu Mittag gegessen habe.«
Callie schüttelte den Kopf.
»La Venezia. In Camberwell.« Er nahm einen Schluck Wein und beobachtete ihre Reaktion über den Rand des Glases hinweg.
Sie starrte ihn ungläubig an. »Peter! Sag, dass das nicht wahr ist!«
»Doch. Und ich kann nur sagen, das Essen war himmlisch.«
Das Restaurant von Marcos Familie. Trotz ihrer wiederholten Anspielungen hatte er sie noch nie dorthin eingeladen. Sie wurde allmählich schon paranoid und glaubte, es müsse irgendeinen Grund geben, weshalb er sie nicht mit seiner Familie bekannt machen wollte. »Aber …«, stotterte sie.
Peter war mächtig stolz auf sich. »War weiß Gott nicht leicht, da reinzukommen. Es war brechend voll. Diese ganzen betrieblichen Weihnachtsfeiern – inklusive Knallbonbons und diesen albernen Papierkrönchen. Aber ich hab mit einem der Kellner geflirtet, und er hat für mich einen kleinen Tisch in der Ecke gefunden.«
Sie stöhnte: Das wurde ja immer schöner.
»Und dann kam jemand anders, um meine Bestellung anzunehmen. Eine Frau, und sie schien den Laden zu schmeißen. Schätze, sie war Marcos Schwester, vom Alter her käm’s
hin. Und um Mund und Nase sah sie ihm ein bisschen ähnlich – eindeutig Familie.«
»Peter!« Callie schloss vor Verlegenheit die Augen.
»Keine Sorge, Schwesterchen. Ich hab nicht gesagt, wer ich bin. Ich hab nicht gesagt: ›Ach übrigens, meine Schwester vögelt Ihren Bruder.‹«
Sie riss die Augen auf. »Das tue ich nicht. Wie oft muss ich dir das noch sagen?«
Peter grinste boshaft. »Ich wollte dich austricksen. War den Versuch wert.«
»Ich tue es wirklich nicht. Meinst du, ich würd’s dir sonst nicht erzählen?«
»Also, dann weiß ich wahrlich nicht, was mit dir los ist. Er ist absolut hinreißend. Wenn er andersrum wäre, also, ich würde nicht lange brauchen, um ihn ins Bett zu kriegen.« Er nahm einen Schluck Wein. »Bist du sicher, dass er es nicht ist? Würde zumindest erklären, weshalb noch nichts gelaufen ist.«
Callie wollte das Thema nicht diskutieren. Tatsache war, dass Marco sie noch in keiner Weise bedrängt hatte, mit ihm ins Bett zu gehen, und sie war nicht sicher, wie sie im anderen Fall reagieren würde. Nicht, dass sie nicht gewollt hätte, aber sie waren nicht verlobt, waren noch nicht mal kurz davor. Anders als damals mit Adam. Trotzdem … »Er ist nicht schwul«, erklärte sie in einem Ton, der ausdrücken sollte, dass sie das Thema als erledigt betrachtete.
»Zu schade«, sagte Peter nachdenklich.
Peter befürwortete ihre Beziehung zu Marco Lombardi – sogar ganz entschieden. Das war für Callie ein dickes Plus zu Marcos Gunsten. Für Adam, ihren ehemaligen Verlobten, hatte er nie etwas übrig gehabt. Er hatte sich nicht von seiner Überzeugung abbringen lassen, Adam sei nicht gut genug für seine Schwester. Und die Ereignisse hatten ihm recht gegeben.
Sie konnte es kaum abwarten, ihn nach Marcos Schwester zu fragen: Wie sie aussah, was sie gesagt hatte. Ob seine Eltern auch da gewesen seien und ob er sich mit ihnen irgendwie unterhalten hätte.
Doch den Gefallen tat sie Peter nicht. Vielmehr presste sie die Lippen zusammen und starrte ihm mit funkelnden Augen ins feixende Gesicht. Sie hatte sich nie in seine Beziehungen eingemischt, und sie wusste nicht, wieso er sich umgekehrt bei ihr das Recht herausnahm.
Trotzdem wusste sie, dass sie ihm nicht lange böse sein konnte. Das war schon immer so gewesen, und von allem anderen abgesehen mussten sie sich an diesem Nachmittag einem gemeinsamen Gegner stellen.
VIER
Neville hätte nach Dienstplan das ganze Wochenende frei gehabt. Er hatte sich schon lange darauf gefreut, es zusammen mit Triona zu verbringen. Sie hatten geplant, bereits am Freitagabend London zu verlassen, zu einem gemütlichen Country-Pub mit offenem Kamin rauszufahren – einem von diesen Landgasthöfen, die Bed & Breakfast und außergewöhnlich gutes Essen anboten. Ein romantisches Wochenende auf dem Land, bei dem man … eben machte, was man auf dem Lande machte. Über ein gutes Glas
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