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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Gefühl, als wäre sie in eines der fremdartigen Universen in den Comicheften ihres Vaters hineingestolpert.
    Unsicher zog Trixie ihr Shirt aus. Die Handlung – und Willies Nähe – erinnerte sie sofort an das Strip-Pokerspiel auf Zephyrs Party. Aber diesmal sah niemand zu. Dieses Spiel hatte keine Regeln. Es war gar kein Spiel. Keiner sagte ihr, was sie zu tun hatte. Es war etwas völlig anderes, denn sie selbst musste die Entscheidung treffen.
    Sie blieb nur einen Moment zitternd in BH und Slip stehen, ehe sie die niedrige Tür öffnete.
    Die Hitze traf sie wie ein Fausthieb. Es war Sauna und Dampfbad und Lagerfeuer zusammen – nur noch heißer. Der Dampf war so dicht, dass sie kaum etwas sehen konnte.
    Als die Schwaden sich ein wenig verzogen, sah sie in einer Ecke ein Ölfass stehen, in dem ein Feuer loderte. In einem Drahtkäfig darüber lagen Steine, und daneben stand ein Metallbehälter mit Wasser. Willie hockte auf dem feuchten Sperrholzboden, die Knie an die Brust gezogen, und seine Haut war rot und fleckig.
    Er sagte nichts, als er sie sah, und Trixie verstand, wieso – wenn sie den Mund geöffnet hätte, wäre ihre Kehle bestimmt in Flammen aufgegangen. Er hatte nichts an, aber der Bereich zwischen seinen Beinen war bloß ein Schatten, und irgendwie kam sie sich in ihrer Unterwäsche albern vor. Sie setzte sich neben ihn – in dem engen Raum war nicht viel Platz – und spürte, dass er ihr etwas um den Kopf wickelte. Sie tastete danach und merkte, dass es ein nasser Lappen war, der wohl ihre Ohren vor dem Verbrennen schützen sollte. Als er ihn festband, berührte sein Oberarm den ihren.
    Das orangegelbe Licht des Feuers fiel auf Willie. Seine Silhouette schimmerte, schlank und katzenartig. Wie ein verzauberter Panther, dachte Trixie für einen Augenblick. Willie nahm eine Schöpfkelle, eigentlich einen Holzstock, an dem mit Draht eine Suppenkelle befestigt war, tauchte sie in den Eimer und goss Wasser über die Steine. Sogleich war der Raum erneut voller Dampf. Als Willie sich wieder zurücklehnte, lag seine Hand auf dem Holzboden so nah neben Trixies, dass ihre kleinen Finger sich berührten.
    Es war beinahe wie eine ihr bislang unbekannte Art von Schmerz. Der Raum hatte einen Puls, das Atmen war nahezu unmöglich. Von Trixies Haut stieg Hitze auf, als befreie sich ihre Seele, dachte sie. Schweiß strömte ihr über den Rücken und zwischen die Beine: Ihr gesamter Körper weinte.
    Als Trixies Lungen sich anfühlten, als würden sie gleich platzen, hechtete sie durch die Tür zurück in den kalten Nebenraum. Sie setzte sich auf den Boden, und die Wärme rollte in Wellen von ihr ab. Dann kam auch Willie herausgesprungen. Er hatte ein Handtuch um die Taille geschlungen, sank neben ihr zu Boden und reichte ihr einen Krug.
    Trixie trank daraus, ohne überhaupt zu fragen, was drin war. Das Wasser kühlte ihren flammenden Hals. Sie gab Willie den Krug, und er legte den Kopf nach hinten an die Wand und trank in tiefen Zügen. Dann sah er sie grinsend an. »Irre, was?«
    Sie musste lachen. »Total.«
    Willie lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. »So hab ich mir immer Florida vorgestellt.«
    Â»Florida? Nein, da ist es ganz anders.«
    Â»Warst du schon mal da?«, fragte Willie interessiert.
    Â»Ja. Aber es ist bloß, na ja, eben ein anderer Staat.«
    Â»Ich würde gern mal Orangen am Baum sehen. Ich würd so ziemlich alles gern mal sehen, was anders ist als hier.« Er sah sie an. »Was hast du in Florida gemacht?«
    Â»Das ist ewig her. Wir haben uns Cape Canaveral angesehen. Und Disney World.«
    Willie fing an, an dem Holzboden herumzuzupfen. »Ich wette, da hast du gut hingepasst.«
    Â»Weil es so kitschig ist?«
    Â»Weil du wie diese kleine Fee bist, die immer mit Peter Pan unterwegs ist.«
    Trixie lachte los. » Glöckchen? «
    Â»Ja. Meine Schwester hat das Buch.«
    Sie wollte sagen, er rede Unsinn, doch dann fiel ihr ein, dass Peter Pan ein Junge war, der nicht erwachsen werden wollte, und da gefiel ihr der Vergleich ganz gut.
    Â»Sie ist so hübsch«, sagte Willie. »Sie hat ein inneres Licht.«
    Trixie starrte ihn an. »Du findest mich hübsch?«
    Statt zu antworten, stand Willie auf und ging zurück in den Dampfraum. Als Trixie ihm folgte, hatte er schon wieder Wasser über die Steine gegossen, und der Dampf war so

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