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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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die Idee ganz gut«, sagte sie. »Ich bin einfach losmarschiert, und irgendwann war ich an der Eisenbahn … Ich hab gedacht, das will mir was sagen. Wenn ich einfach nur mit ihm reden könnte …«
    Â»Trixie, im Augenblick will Jason nicht mit dir reden. Er hätte am liebsten ein Kontaktverbot.« Zephyr seufzte. »Du bist ja wie Glenn Close in Fatal Attraction .«
    Â»In was?«
    Â»Meine Güte, guckst du denn nicht auch mal einen Film, in dem nicht Paul Walker mitspielt?«
    Trixie klemmte sich das Telefon zwischen Schulter und Ohr und drehte behutsam die Klingenverriegelung von dem X-Acto-Messer auf, das sie vom Arbeitstisch ihres Vaters stibitzt hatte. Die Klinge kam heraus, ein winziges, silbernes Trapez. »Ich würde alles tun, um ihn zurückzubekommen.« Trixie schloss die Augen und zog sich die Klinge über den linken Arm. Sie sog zischend die Luft ein und stellte sich vor, sie würde einen Lüftungsschlitz öffnen, damit der kolossale Druck in ihrem Innern nachließ.
    Â»Willst du weiter darüber jammern, bis wir unseren Abschluss machen?«, fragte Zephyr. »Wenn ja, nehme ich die Sache nämlich selbst in die Hand.«
    Was, wenn ihr Vater genau jetzt anklopfen würde? Was, wenn irgendwer, selbst Zephyr, herausfände, dass sie so was machte? Vielleicht empfand sie ja gar keine Erleichterung, sondern Scham. Beides wärmte von innen.
    Â»Also, willst du meine Hilfe?«, fragte Zephyr.
    Trixie drückte die Hand auf den Schnitt, stoppte die Blutung.
    Â»Hallo?«, rief Zephyr. »Bist du noch da?«
    Trixie hob den Arm. Das Blut auf ihrem Handteller war sattrot. »Ja«, seufzte sie.

    Â»Genau rechtzeitig«, sagte Daniel, als er Trixies Schritte die Treppe herabpoltern hörte. Er stellte zwei Teller auf den Küchentisch, doch als er sich umwandte, sah er, dass Trixie ihre Jacke trug und den Rucksack über der Schulter hängen hatte. Ihre Haarflut quoll unter einer gestreiften Wollmütze hervor.
    Â»Oh«, sagte sie und starrte blinzelnd auf das Essen. »Zephyr hat angerufen und gesagt, ich soll heute bei ihr schlafen.«
    Â»Du kannst zu ihr, wenn wir gegessen haben.«
    Trixie nagte an ihrer Unterlippe. »Ihre Mom denkt, ich komm schon zum Abendessen.«
    Daniel kannte Zephyr, seit sie sieben war. Er hatte oft zugesehen, wenn sie und Trixie Cheerleader spielten oder so taten, als würden sie zu Songs aus dem Radio Playback singen.
    Vergangene Woche war Daniel mit einer Tüte voller Lebensmittel in die Küche gekommen, und da stand eine junge Frau über einen Katalog gebeugt am Tisch. Hübscher Hintern , hatte er gedacht, bis sie sich umdrehte und er Zephyr erkannte. »Hi, Mr. Stone«, hatte sie ihn begrüßt. »Trixie ist im Bad.«
    Sie hatte gar nicht gemerkt, dass er rot geworden war. Er hatte die Küche verlassen, ehe seine Tochter zurückkam, und sich mit der Einkaufstüte im Arm auf die Couch gesetzt. Das Eis in der Tüte zerschmolz an seiner Brust, während er darüber nachdachte, ob anderen Vätern der gleiche Fehler unterlief, wenn sie Trixie sahen.
    Â»Na gut«, sagte er schließlich, »dann verwahr ich den Rest für dich im Kühlschrank.« Er stand auf und griff nach den Autoschlüsseln.
    Â»Nee, lass mal. Ich geh zu Fuß.«
    Â»Es ist doch schon dunkel«, sagte Daniel.
    Trixie blickte ihn trotzig an. »Ich bin kein Kind mehr, Dad.«
    Daniel wusste einen Augenblick lang nicht, was er sagen sollte. »Dann geh doch auf dem Weg zu Zephyr noch rasch wählen, melde dich zur Army und miete uns ein Auto, ja? Ach nein, stimmt ja. Das kannst du noch nicht.«
    Trixie verdrehte die Augen, zog Mütze und Handschuhe aus und setzte sich.
    Â»Ich dachte, du isst mit Zephyr.«
    Â»Tu ich auch«, sagte sie. »Aber du sollst nicht ganz allein essen müssen.«
    Daniel ließ sich auf den Stuhl ihr gegenüber sinken. Auf einmal musste er an Trixies Ballettunterricht denken, wie sie sich beide vor Beginn einer Stunde abmühten, ihr langes Haar in einen ordentlichen Knoten mit Haarnetz zu bekommen.
    Â»Was habt ihr zwei denn heute Abend vor?«, fragte Daniel.
    Â»Wahrscheinlich irgend ’nen Film ausleihen. Und was machst du?«
    Â»Och, das, was ich immer mache, wenn ich allein zu Hause bin. Nackt durch die Küche tanzen, die Telefonseelsorge anrufen, ein Mittel gegen Krebs entdecken und den Weltfrieden

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